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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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gehn mochte, das sagte ihr aufrichtiges Ge-
sicht und Auge ohne Hülfe der Zunge: dem
guten Geschöpfe stiegen gleich alle Empfin-
dungen in die Mine, und wer ihr Gesicht
buchstabirte, buchstabirte ihr Herz. Sie
hatte ein Paar zärtliche funkelnde Augen, die
sie über der platten Nase so verliebt herum-
wälzte, daß ich mannichmal mir nach dem
Pulse fühlte, ob ich noch athmete, oder von
ihnen versteinert wäre. Ich wußte schon,
daß sie ihren Eltern gestohlen worden
war, und sie sagte mir durch Geberden und
mit ihrem Bischen Französisch, daß sie ihr
Land nicht gern verließe, und sagte mir noch
oben drein -- daß sie mich von Herzen lieb
hätte, bat mich, sie wieder zu ihren Eltern
zu bringen, und bat mich so, daß ich dachte:
Nun, so bist du doch mit deiner guten Za-
ninny
wahrhaftig fast so glücklich als mit
deiner verstorbenen Frau, und wenn dich ihre
Eltern zum Schwiegersohne annehmen und
sich nicht daran stoßen wollten, daß ich so
häßlich weiß bin -- ja, ich bliebe mit mei-
ner Zaninny in ihrer Hütte und würde ein
Afrikaner, äß, tränk, schlief, spielte mit
ihr, jagte, sammelte Datteln für sie, hüte-

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gehn mochte, das ſagte ihr aufrichtiges Ge-
ſicht und Auge ohne Huͤlfe der Zunge: dem
guten Geſchoͤpfe ſtiegen gleich alle Empfin-
dungen in die Mine, und wer ihr Geſicht
buchſtabirte, buchſtabirte ihr Herz. Sie
hatte ein Paar zaͤrtliche funkelnde Augen, die
ſie uͤber der platten Naſe ſo verliebt herum-
waͤlzte, daß ich mannichmal mir nach dem
Pulſe fuͤhlte, ob ich noch athmete, oder von
ihnen verſteinert waͤre. Ich wußte ſchon,
daß ſie ihren Eltern geſtohlen worden
war, und ſie ſagte mir durch Geberden und
mit ihrem Bischen Franzoͤſiſch, daß ſie ihr
Land nicht gern verließe, und ſagte mir noch
oben drein — daß ſie mich von Herzen lieb
haͤtte, bat mich, ſie wieder zu ihren Eltern
zu bringen, und bat mich ſo, daß ich dachte:
Nun, ſo biſt du doch mit deiner guten Za-
ninny
wahrhaftig faſt ſo gluͤcklich als mit
deiner verſtorbenen Frau, und wenn dich ihre
Eltern zum Schwiegerſohne annehmen und
ſich nicht daran ſtoßen wollten, daß ich ſo
haͤßlich weiß bin — ja, ich bliebe mit mei-
ner Zaninny in ihrer Huͤtte und wuͤrde ein
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[21/0027] gehn mochte, das ſagte ihr aufrichtiges Ge- ſicht und Auge ohne Huͤlfe der Zunge: dem guten Geſchoͤpfe ſtiegen gleich alle Empfin- dungen in die Mine, und wer ihr Geſicht buchſtabirte, buchſtabirte ihr Herz. Sie hatte ein Paar zaͤrtliche funkelnde Augen, die ſie uͤber der platten Naſe ſo verliebt herum- waͤlzte, daß ich mannichmal mir nach dem Pulſe fuͤhlte, ob ich noch athmete, oder von ihnen verſteinert waͤre. Ich wußte ſchon, daß ſie ihren Eltern geſtohlen worden war, und ſie ſagte mir durch Geberden und mit ihrem Bischen Franzoͤſiſch, daß ſie ihr Land nicht gern verließe, und ſagte mir noch oben drein — daß ſie mich von Herzen lieb haͤtte, bat mich, ſie wieder zu ihren Eltern zu bringen, und bat mich ſo, daß ich dachte: Nun, ſo biſt du doch mit deiner guten Za- ninny wahrhaftig faſt ſo gluͤcklich als mit deiner verſtorbenen Frau, und wenn dich ihre Eltern zum Schwiegerſohne annehmen und ſich nicht daran ſtoßen wollten, daß ich ſo haͤßlich weiß bin — ja, ich bliebe mit mei- ner Zaninny in ihrer Huͤtte und wuͤrde ein Afrikaner, aͤß, traͤnk, ſchlief, ſpielte mit ihr, jagte, ſammelte Datteln fuͤr ſie, huͤte- te das B 4

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/27>, abgerufen am 24.11.2024.