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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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zu nehmen. Belphegor wünschte nur durch
diese Einwilligung mit ihm in bevölkerte Ge-
genden gebracht zu werden, um alsdenn sich
seiner Gesellschaft, ohne Hungersnoth, heim-
lich entziehen zu können. Auch dieser An-
schlag wurde ihm vereitelt: die Wüste dauerte
bis an die Mauer, die die Gränze von Nie-
meamaye
bezeichnete, und er mußte wi-
der seinen Willen an die Betrügerey Hand
anlegen.

Noch immer hoffte er seinem Gefährten
entwischen zu können, so sehr ihn dieser auch
beobachtete und aus Furcht vor Verräthe-
rey fast nicht von der Seite ließ. Sie wur-
den nach der Gewohnheit des Landes dem
Könige hinter einem Schirme vorgestellt, der
ihren profanen Augen seine geheiligte Person
verdeckte und nur seine Stimme durchließ.
Belphegors Gefährte verstund die Sprache
des Landes, und jener mußte daher ein
stummer Zuhörer seyn. In acht Tagen war
es schon so weit gekommen, daß sie der Kö-
nig unter die Zahl der Auserwählten erhub,
denen es vergönnt ist, ohne Schirm mit ihm
zu sprechen: doch bey solchen Unterredun-
gen wußte es Belphegors Gesellschafter

jedesmal

zu nehmen. Belphegor wuͤnſchte nur durch
dieſe Einwilligung mit ihm in bevoͤlkerte Ge-
genden gebracht zu werden, um alsdenn ſich
ſeiner Geſellſchaft, ohne Hungersnoth, heim-
lich entziehen zu koͤnnen. Auch dieſer An-
ſchlag wurde ihm vereitelt: die Wuͤſte dauerte
bis an die Mauer, die die Graͤnze von Nie-
meamaye
bezeichnete, und er mußte wi-
der ſeinen Willen an die Betruͤgerey Hand
anlegen.

Noch immer hoffte er ſeinem Gefaͤhrten
entwiſchen zu koͤnnen, ſo ſehr ihn dieſer auch
beobachtete und aus Furcht vor Verraͤthe-
rey faſt nicht von der Seite ließ. Sie wur-
den nach der Gewohnheit des Landes dem
Koͤnige hinter einem Schirme vorgeſtellt, der
ihren profanen Augen ſeine geheiligte Perſon
verdeckte und nur ſeine Stimme durchließ.
Belphegors Gefaͤhrte verſtund die Sprache
des Landes, und jener mußte daher ein
ſtummer Zuhoͤrer ſeyn. In acht Tagen war
es ſchon ſo weit gekommen, daß ſie der Koͤ-
nig unter die Zahl der Auserwaͤhlten erhub,
denen es vergoͤnnt iſt, ohne Schirm mit ihm
zu ſprechen: doch bey ſolchen Unterredun-
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[13/0019] zu nehmen. Belphegor wuͤnſchte nur durch dieſe Einwilligung mit ihm in bevoͤlkerte Ge- genden gebracht zu werden, um alsdenn ſich ſeiner Geſellſchaft, ohne Hungersnoth, heim- lich entziehen zu koͤnnen. Auch dieſer An- ſchlag wurde ihm vereitelt: die Wuͤſte dauerte bis an die Mauer, die die Graͤnze von Nie- meamaye bezeichnete, und er mußte wi- der ſeinen Willen an die Betruͤgerey Hand anlegen. Noch immer hoffte er ſeinem Gefaͤhrten entwiſchen zu koͤnnen, ſo ſehr ihn dieſer auch beobachtete und aus Furcht vor Verraͤthe- rey faſt nicht von der Seite ließ. Sie wur- den nach der Gewohnheit des Landes dem Koͤnige hinter einem Schirme vorgeſtellt, der ihren profanen Augen ſeine geheiligte Perſon verdeckte und nur ſeine Stimme durchließ. Belphegors Gefaͤhrte verſtund die Sprache des Landes, und jener mußte daher ein ſtummer Zuhoͤrer ſeyn. In acht Tagen war es ſchon ſo weit gekommen, daß ſie der Koͤ- nig unter die Zahl der Auserwaͤhlten erhub, denen es vergoͤnnt iſt, ohne Schirm mit ihm zu ſprechen: doch bey ſolchen Unterredun- gen wußte es Belphegors Geſellſchafter jedesmal

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/19>, abgerufen am 24.04.2024.