setzen. Die Ruhe hatte seine Seele der Kraft der Musik und der Stärke von Akan- tens Vorstellungen geöffnet: es schien ihm gleich thöricht umzukehren und weiter zu gehn: er wählte also, wohin ihn seine Em- pfindung zog; er fieng die Arbeit von neuem an. Sie legten noch den nämlichen Tag die fünf übrigen Dornenhecken zurück, und obgleich die Dornen weniger verschlungen, die Oeffnungen häufiger und die Musik auf- munternder und entzückender wurde, je wei- ter sie kamen, so traten sie doch erschöpft und kraftlos aus der letzten hervor, beson- ders da sie auf ihrem heutigen Wege nur hin und wieder einige nicht sonderlich schmecken- de Früchte zu Stillung ihres größten Hun- gers angetroffen hatten.
Bey ihrem Heraustritte aus der letzten Dornenwand eröffnete sich ihrem Blicke ein weites merkwürdiges Theater; aber die Mu- sik wurde nur noch leise in der Entfernung gehört, welches unsre beiden Wanderer um so viel weniger bemerkten, weil ihre Augen genug Beschäftigung hatten, um das Ohr sein Vergnügen nicht vermissen zu lassen. Eine weite unübersehlige Ebne dehnte sich
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ſetzen. Die Ruhe hatte ſeine Seele der Kraft der Muſik und der Staͤrke von Akan- tens Vorſtellungen geoͤffnet: es ſchien ihm gleich thoͤricht umzukehren und weiter zu gehn: er waͤhlte alſo, wohin ihn ſeine Em- pfindung zog; er fieng die Arbeit von neuem an. Sie legten noch den naͤmlichen Tag die fuͤnf uͤbrigen Dornenhecken zuruͤck, und obgleich die Dornen weniger verſchlungen, die Oeffnungen haͤufiger und die Muſik auf- munternder und entzuͤckender wurde, je wei- ter ſie kamen, ſo traten ſie doch erſchoͤpft und kraftlos aus der letzten hervor, beſon- ders da ſie auf ihrem heutigen Wege nur hin und wieder einige nicht ſonderlich ſchmecken- de Fruͤchte zu Stillung ihres groͤßten Hun- gers angetroffen hatten.
Bey ihrem Heraustritte aus der letzten Dornenwand eroͤffnete ſich ihrem Blicke ein weites merkwuͤrdiges Theater; aber die Mu- ſik wurde nur noch leiſe in der Entfernung gehoͤrt, welches unſre beiden Wanderer um ſo viel weniger bemerkten, weil ihre Augen genug Beſchaͤftigung hatten, um das Ohr ſein Vergnuͤgen nicht vermiſſen zu laſſen. Eine weite unuͤberſehlige Ebne dehnte ſich
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ſetzen. Die Ruhe hatte ſeine Seele der
Kraft der Muſik und der Staͤrke von Akan-
tens Vorſtellungen geoͤffnet: es ſchien ihm
gleich thoͤricht umzukehren und weiter zu
gehn: er waͤhlte alſo, wohin ihn ſeine Em-
pfindung zog; er fieng die Arbeit von neuem
an. Sie legten noch den naͤmlichen Tag
die fuͤnf uͤbrigen Dornenhecken zuruͤck, und
obgleich die Dornen weniger verſchlungen,
die Oeffnungen haͤufiger und die Muſik auf-
munternder und entzuͤckender wurde, je wei-
ter ſie kamen, ſo traten ſie doch erſchoͤpft
und kraftlos aus der letzten hervor, beſon-
ders da ſie auf ihrem heutigen Wege nur hin
und wieder einige nicht ſonderlich ſchmecken-
de Fruͤchte zu Stillung ihres groͤßten Hun-
gers angetroffen hatten.
Bey ihrem Heraustritte aus der letzten
Dornenwand eroͤffnete ſich ihrem Blicke ein
weites merkwuͤrdiges Theater; aber die Mu-
ſik wurde nur noch leiſe in der Entfernung
gehoͤrt, welches unſre beiden Wanderer um
ſo viel weniger bemerkten, weil ihre Augen
genug Beſchaͤftigung hatten, um das Ohr
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/183>, abgerufen am 04.05.2024.
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