Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

süchtige Ansprüche machte: so nahm die Ko-
mödie doch wenigstens ein würdiges Ende. --

So sind meine schönen Hoffnungen aber-
mals zerstäubt? rief Belphegor, als er sich
ein wenig gesammelt hatte. Ich wollte erst
anfangen zu träumen, und habe schon aus-
geträumt! daß doch jede Glückseligkeit auf
diesem elenden Planeten vorüberfliegender
Traum ist, und nur die Leiden nicht! --
So will ich wenigstens die Umstände brau-
chen, wie sie sind: kann ich in diesem Win-
kel nicht mit meinem ehrwürdigen Freunde
glücklich leben, so will ichs ohne ihn thun.
Hier in diesen Bergen will ich wohnen, die
Früchte der verscheuchten und getödteten Be-
wohner genießen, und dann Tod! dann in
deiner Umarmung glücklich werden! --
So beschlossen, so gethan. Er schlich schüch-
tern zu den Wohnplätzen zurück, fand alles
verheert, verwüstet, verbrannt und keine
lebendige Seele. Die wenigen Früchte, die
er antraf, reichten auf einige Tage hin, und
so eifrig er die Hülfe des Todes vorhin
wünschte, so bekümmert war er itzt, da ihr
Termin so nahe herbeyrückte. Er machte
schon verschiedene Anschläge, wie er sich mit

dem
H 2

ſuͤchtige Anſpruͤche machte: ſo nahm die Ko-
moͤdie doch wenigſtens ein wuͤrdiges Ende. —

So ſind meine ſchoͤnen Hoffnungen aber-
mals zerſtaͤubt? rief Belphegor, als er ſich
ein wenig geſammelt hatte. Ich wollte erſt
anfangen zu traͤumen, und habe ſchon aus-
getraͤumt! daß doch jede Gluͤckſeligkeit auf
dieſem elenden Planeten voruͤberfliegender
Traum iſt, und nur die Leiden nicht! —
So will ich wenigſtens die Umſtaͤnde brau-
chen, wie ſie ſind: kann ich in dieſem Win-
kel nicht mit meinem ehrwuͤrdigen Freunde
gluͤcklich leben, ſo will ichs ohne ihn thun.
Hier in dieſen Bergen will ich wohnen, die
Fruͤchte der verſcheuchten und getoͤdteten Be-
wohner genießen, und dann Tod! dann in
deiner Umarmung gluͤcklich werden! —
So beſchloſſen, ſo gethan. Er ſchlich ſchuͤch-
tern zu den Wohnplaͤtzen zuruͤck, fand alles
verheert, verwuͤſtet, verbrannt und keine
lebendige Seele. Die wenigen Fruͤchte, die
er antraf, reichten auf einige Tage hin, und
ſo eifrig er die Huͤlfe des Todes vorhin
wuͤnſchte, ſo bekuͤmmert war er itzt, da ihr
Termin ſo nahe herbeyruͤckte. Er machte
ſchon verſchiedene Anſchlaͤge, wie er ſich mit

dem
H 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0119" n="113"/>
&#x017F;u&#x0364;chtige An&#x017F;pru&#x0364;che machte: &#x017F;o nahm die Ko-<lb/>
mo&#x0364;die doch wenig&#x017F;tens ein wu&#x0364;rdiges Ende. &#x2014;</p><lb/>
        <p>So &#x017F;ind meine &#x017F;cho&#x0364;nen Hoffnungen aber-<lb/>
mals zer&#x017F;ta&#x0364;ubt? rief Belphegor, als er &#x017F;ich<lb/>
ein wenig ge&#x017F;ammelt hatte. Ich wollte er&#x017F;t<lb/>
anfangen zu tra&#x0364;umen, und habe &#x017F;chon aus-<lb/>
getra&#x0364;umt! daß doch jede Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit auf<lb/>
die&#x017F;em elenden Planeten voru&#x0364;berfliegender<lb/>
Traum i&#x017F;t, und nur die Leiden nicht! &#x2014;<lb/>
So will ich wenig&#x017F;tens die Um&#x017F;ta&#x0364;nde brau-<lb/>
chen, wie &#x017F;ie &#x017F;ind: kann ich in die&#x017F;em Win-<lb/>
kel nicht mit meinem ehrwu&#x0364;rdigen Freunde<lb/>
glu&#x0364;cklich leben, &#x017F;o will ichs ohne ihn thun.<lb/>
Hier in die&#x017F;en Bergen will ich wohnen, die<lb/>
Fru&#x0364;chte der ver&#x017F;cheuchten und geto&#x0364;dteten Be-<lb/>
wohner genießen, und dann Tod! dann in<lb/>
deiner Umarmung glu&#x0364;cklich werden! &#x2014;<lb/>
So be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o gethan. Er &#x017F;chlich &#x017F;chu&#x0364;ch-<lb/>
tern zu den Wohnpla&#x0364;tzen zuru&#x0364;ck, fand alles<lb/>
verheert, verwu&#x0364;&#x017F;tet, verbrannt und keine<lb/>
lebendige Seele. Die wenigen Fru&#x0364;chte, die<lb/>
er antraf, reichten auf einige Tage hin, und<lb/>
&#x017F;o eifrig er die Hu&#x0364;lfe des Todes vorhin<lb/>
wu&#x0364;n&#x017F;chte, &#x017F;o beku&#x0364;mmert war er itzt, da ihr<lb/>
Termin &#x017F;o nahe herbeyru&#x0364;ckte. Er machte<lb/>
&#x017F;chon ver&#x017F;chiedene An&#x017F;chla&#x0364;ge, wie er &#x017F;ich mit<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 2</fw><fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[113/0119] ſuͤchtige Anſpruͤche machte: ſo nahm die Ko- moͤdie doch wenigſtens ein wuͤrdiges Ende. — So ſind meine ſchoͤnen Hoffnungen aber- mals zerſtaͤubt? rief Belphegor, als er ſich ein wenig geſammelt hatte. Ich wollte erſt anfangen zu traͤumen, und habe ſchon aus- getraͤumt! daß doch jede Gluͤckſeligkeit auf dieſem elenden Planeten voruͤberfliegender Traum iſt, und nur die Leiden nicht! — So will ich wenigſtens die Umſtaͤnde brau- chen, wie ſie ſind: kann ich in dieſem Win- kel nicht mit meinem ehrwuͤrdigen Freunde gluͤcklich leben, ſo will ichs ohne ihn thun. Hier in dieſen Bergen will ich wohnen, die Fruͤchte der verſcheuchten und getoͤdteten Be- wohner genießen, und dann Tod! dann in deiner Umarmung gluͤcklich werden! — So beſchloſſen, ſo gethan. Er ſchlich ſchuͤch- tern zu den Wohnplaͤtzen zuruͤck, fand alles verheert, verwuͤſtet, verbrannt und keine lebendige Seele. Die wenigen Fruͤchte, die er antraf, reichten auf einige Tage hin, und ſo eifrig er die Huͤlfe des Todes vorhin wuͤnſchte, ſo bekuͤmmert war er itzt, da ihr Termin ſo nahe herbeyruͤckte. Er machte ſchon verſchiedene Anſchlaͤge, wie er ſich mit dem H 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/119
Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/119>, abgerufen am 07.05.2024.