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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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wurde von einem Widerscheine erhellet, der
die schrecklichste Feuersbrunst ankündigte. Er
sprang auf, schaute herum und erblickte
Wohnungen und Bäume vom Feuer ergrif-
sen, uud zahlreiche Truppe mit lodernden
Harzfackeln über die Ebnen hinstreichen, um
die Verwüstung noch weiter auszubreiten.
Er erschrak, wollte seinen Freund retten,
wurde inne, daß seine Hütte beinahe schon
niedergebrannt war, vermuthete, daß er
das Opfer der Flammen geworden sey,
dachte an sich und floh.

Der Ueberfall geschah von einem Truppe
Einwohner, die jenseits der Berge zunächst
angränzten. Die Ruchlosen vermutheten,
daß Niemand einen so beschwerlichen Weg,
wie Belphegor, unternehmen könne, wenn
ihn nicht wichtige Reichthümer lockten: da
ihnen der Mann etwas ausländisch vorkam,
so war der nächste Einfall, ihn für einen
Zauberer zu erklären, der durch geheime
Wissenschaften in den Bergen verschloßne
Schätze in der Ferne gespürt habe und itzt
gekommen sey, sie abzuholen. Aus dieser
Ursache versammelten sie sich sogleich als der
vermeynte Schatzgräber seinen Weg in das

Gebür-

wurde von einem Widerſcheine erhellet, der
die ſchrecklichſte Feuersbrunſt ankuͤndigte. Er
ſprang auf, ſchaute herum und erblickte
Wohnungen und Baͤume vom Feuer ergrif-
ſen, uud zahlreiche Truppe mit lodernden
Harzfackeln uͤber die Ebnen hinſtreichen, um
die Verwuͤſtung noch weiter auszubreiten.
Er erſchrak, wollte ſeinen Freund retten,
wurde inne, daß ſeine Huͤtte beinahe ſchon
niedergebrannt war, vermuthete, daß er
das Opfer der Flammen geworden ſey,
dachte an ſich und floh.

Der Ueberfall geſchah von einem Truppe
Einwohner, die jenſeits der Berge zunaͤchſt
angraͤnzten. Die Ruchloſen vermutheten,
daß Niemand einen ſo beſchwerlichen Weg,
wie Belphegor, unternehmen koͤnne, wenn
ihn nicht wichtige Reichthuͤmer lockten: da
ihnen der Mann etwas auslaͤndiſch vorkam,
ſo war der naͤchſte Einfall, ihn fuͤr einen
Zauberer zu erklaͤren, der durch geheime
Wiſſenſchaften in den Bergen verſchloßne
Schaͤtze in der Ferne geſpuͤrt habe und itzt
gekommen ſey, ſie abzuholen. Aus dieſer
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[110/0116] wurde von einem Widerſcheine erhellet, der die ſchrecklichſte Feuersbrunſt ankuͤndigte. Er ſprang auf, ſchaute herum und erblickte Wohnungen und Baͤume vom Feuer ergrif- ſen, uud zahlreiche Truppe mit lodernden Harzfackeln uͤber die Ebnen hinſtreichen, um die Verwuͤſtung noch weiter auszubreiten. Er erſchrak, wollte ſeinen Freund retten, wurde inne, daß ſeine Huͤtte beinahe ſchon niedergebrannt war, vermuthete, daß er das Opfer der Flammen geworden ſey, dachte an ſich und floh. Der Ueberfall geſchah von einem Truppe Einwohner, die jenſeits der Berge zunaͤchſt angraͤnzten. Die Ruchloſen vermutheten, daß Niemand einen ſo beſchwerlichen Weg, wie Belphegor, unternehmen koͤnne, wenn ihn nicht wichtige Reichthuͤmer lockten: da ihnen der Mann etwas auslaͤndiſch vorkam, ſo war der naͤchſte Einfall, ihn fuͤr einen Zauberer zu erklaͤren, der durch geheime Wiſſenſchaften in den Bergen verſchloßne Schaͤtze in der Ferne geſpuͤrt habe und itzt gekommen ſey, ſie abzuholen. Aus dieſer Urſache verſammelten ſie ſich ſogleich als der vermeynte Schatzgraͤber ſeinen Weg in das Gebuͤr-

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/116>, abgerufen am 07.05.2024.