Franzose machte Belphegorn so verwirrt, daß er die Billigkeit dieser Vorstellung verkannte, der Neid, sein vorgefaßter Groll gegen Fro- maln machten ihn noch verwirrter, und alles mahlte ihm in seinem Kopfe das Verfahren seines vorigen Freundes als eine verweigerte Gerechtigkeit ab; er folgte den Einblasungen des Abgeordneten und glaubte mit völliger Ueberzeugung, daß er ein auf natürliche und willkührliche Gesetze gegründetes Recht habe, die von Gott verliehene Macht der Waffen wider seinen Freund anzuwenden und ihn mit Gewalt zur Gerechtigkeit zu nöthigen.
Das Bündniß mit dem Könige von Se- gelmesse wurde errichtet und der Krieg an- gefangen. Der Franzose vermochte durch seine politische Geschicklichkeit noch einige an- dre von den kleinen Potentaten, zu dem Bünd- nisse zu treten; und kaum hatten diejenigen, die durch Fromaln in Flor und Wohlstand ge- sezt waren, die Nachricht erhalten, was man wider ihn unternehme, als sie alle, um ihren geheimen Neid über seine Vorzüge zu befrie- digen, auf die Seite des segelmessischen Kö- nigs traten. Fromal sah sich ganz allein wi- der so viele, deren Misgunst ihm den Unter-
Franzoſe machte Belphegorn ſo verwirrt, daß er die Billigkeit dieſer Vorſtellung verkannte, der Neid, ſein vorgefaßter Groll gegen Fro- maln machten ihn noch verwirrter, und alles mahlte ihm in ſeinem Kopfe das Verfahren ſeines vorigen Freundes als eine verweigerte Gerechtigkeit ab; er folgte den Einblaſungen des Abgeordneten und glaubte mit voͤlliger Ueberzeugung, daß er ein auf natuͤrliche und willkuͤhrliche Geſetze gegruͤndetes Recht habe, die von Gott verliehene Macht der Waffen wider ſeinen Freund anzuwenden und ihn mit Gewalt zur Gerechtigkeit zu noͤthigen.
Das Buͤndniß mit dem Koͤnige von Se- gelmeſſe wurde errichtet und der Krieg an- gefangen. Der Franzoſe vermochte durch ſeine politiſche Geſchicklichkeit noch einige an- dre von den kleinen Potentaten, zu dem Buͤnd- niſſe zu treten; und kaum hatten diejenigen, die durch Fromaln in Flor und Wohlſtand ge- ſezt waren, die Nachricht erhalten, was man wider ihn unternehme, als ſie alle, um ihren geheimen Neid uͤber ſeine Vorzuͤge zu befrie- digen, auf die Seite des ſegelmeſſiſchen Koͤ- nigs traten. Fromal ſah ſich ganz allein wi- der ſo viele, deren Misgunſt ihm den Unter-
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Franzoſe machte Belphegorn ſo verwirrt, daß
er die Billigkeit dieſer Vorſtellung verkannte,
der Neid, ſein vorgefaßter Groll gegen Fro-
maln machten ihn noch verwirrter, und alles
mahlte ihm in ſeinem Kopfe das Verfahren
ſeines vorigen Freundes als eine verweigerte
Gerechtigkeit ab; er folgte den Einblaſungen
des Abgeordneten und glaubte mit voͤlliger
Ueberzeugung, daß er ein auf natuͤrliche und
willkuͤhrliche Geſetze gegruͤndetes Recht habe,
die von Gott verliehene Macht der Waffen
wider ſeinen Freund anzuwenden und ihn mit
Gewalt zur Gerechtigkeit zu noͤthigen.
Das Buͤndniß mit dem Koͤnige von Se-
gelmeſſe wurde errichtet und der Krieg an-
gefangen. Der Franzoſe vermochte durch
ſeine politiſche Geſchicklichkeit noch einige an-
dre von den kleinen Potentaten, zu dem Buͤnd-
niſſe zu treten; und kaum hatten diejenigen,
die durch Fromaln in Flor und Wohlſtand ge-
ſezt waren, die Nachricht erhalten, was man
wider ihn unternehme, als ſie alle, um ihren
geheimen Neid uͤber ſeine Vorzuͤge zu befrie-
digen, auf die Seite des ſegelmeſſiſchen Koͤ-
nigs traten. Fromal ſah ſich ganz allein wi-
der ſo viele, deren Misgunſt ihm den Unter-
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/284>, abgerufen am 25.11.2024.
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