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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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muthlich glaubte er, als er uns so lange in
einer für ihn unverständlichen Sprache reden
hörte, daß Sie Ausspäher wären, daß ich
ihn verriethe und hinterlistig in Jhre Gewalt
liefern wollte: vermuthlich durchbohrte er
sich darum mit dem schon längst bereiteten
Dolche, den er nie von seiner Seite ließ:
darum zitterte ich für ihn, und mögen Sie
Kundschafter seyn oder nicht, Sie haben mei-
ne That entdeckt: sind Sie ausgeschickt ihn
auszuforschen -- eh bien! hier ist mein
Kopf: ich that eine Pflicht der Menschlich-
keit, begehn Sie an mir eine That der Un-
menschlichkeit. -- Mit dieser witzigen Anti-
these fiel sie auf die Kniee und legte ihren
Kopf in Bereitschaft zum Abhauen auf einen
Sessel.

Da sie bey dieser Gelegenheit ein sehr hüb-
sches witziges Ende hätte nehmen können,
was einem Franzosen gerade das ist, was wir
Deutsche ein erbauliches nennen, so war sie
beinahe unzufrieden, daß sie von den beiden
Fremden in der Erwartung des Todes ge-
täuscht und ihres Lebens theuer versichert
wurde. Beide huben sie auf und vereinig-
ten sich mit ihr, den todteu Körper bey Seite

muthlich glaubte er, als er uns ſo lange in
einer fuͤr ihn unverſtaͤndlichen Sprache reden
hoͤrte, daß Sie Ausſpaͤher waͤren, daß ich
ihn verriethe und hinterliſtig in Jhre Gewalt
liefern wollte: vermuthlich durchbohrte er
ſich darum mit dem ſchon laͤngſt bereiteten
Dolche, den er nie von ſeiner Seite ließ:
darum zitterte ich fuͤr ihn, und moͤgen Sie
Kundſchafter ſeyn oder nicht, Sie haben mei-
ne That entdeckt: ſind Sie ausgeſchickt ihn
auszuforſchen — eh bien! hier iſt mein
Kopf: ich that eine Pflicht der Menſchlich-
keit, begehn Sie an mir eine That der Un-
menſchlichkeit. — Mit dieſer witzigen Anti-
theſe fiel ſie auf die Kniee und legte ihren
Kopf in Bereitſchaft zum Abhauen auf einen
Seſſel.

Da ſie bey dieſer Gelegenheit ein ſehr huͤb-
ſches witziges Ende haͤtte nehmen koͤnnen,
was einem Franzoſen gerade das iſt, was wir
Deutſche ein erbauliches nennen, ſo war ſie
beinahe unzufrieden, daß ſie von den beiden
Fremden in der Erwartung des Todes ge-
taͤuſcht und ihres Lebens theuer verſichert
wurde. Beide huben ſie auf und vereinig-
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[126/0146] muthlich glaubte er, als er uns ſo lange in einer fuͤr ihn unverſtaͤndlichen Sprache reden hoͤrte, daß Sie Ausſpaͤher waͤren, daß ich ihn verriethe und hinterliſtig in Jhre Gewalt liefern wollte: vermuthlich durchbohrte er ſich darum mit dem ſchon laͤngſt bereiteten Dolche, den er nie von ſeiner Seite ließ: darum zitterte ich fuͤr ihn, und moͤgen Sie Kundſchafter ſeyn oder nicht, Sie haben mei- ne That entdeckt: ſind Sie ausgeſchickt ihn auszuforſchen — eh bien! hier iſt mein Kopf: ich that eine Pflicht der Menſchlich- keit, begehn Sie an mir eine That der Un- menſchlichkeit. — Mit dieſer witzigen Anti- theſe fiel ſie auf die Kniee und legte ihren Kopf in Bereitſchaft zum Abhauen auf einen Seſſel. Da ſie bey dieſer Gelegenheit ein ſehr huͤb- ſches witziges Ende haͤtte nehmen koͤnnen, was einem Franzoſen gerade das iſt, was wir Deutſche ein erbauliches nennen, ſo war ſie beinahe unzufrieden, daß ſie von den beiden Fremden in der Erwartung des Todes ge- taͤuſcht und ihres Lebens theuer verſichert wurde. Beide huben ſie auf und vereinig- ten ſich mit ihr, den todteu Koͤrper bey Seite

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/146>, abgerufen am 24.11.2024.