-- Hat ihn in meinem Schooße ermor- det! Er, der gewissenlose Fromal hat ihn er- mordet! -- Lange wußte er nicht, daß ein Andrer meine Liebe mit ihm theilte: ich wäre auf der Stelle das Opfer seiner blutgierigen Eifersucht geworden, so bald ich ihm den mindesten Verdacht gegeben hätte. Doch endlich überraschte er meine Vorsichtigkeit: er traf ihn in meinen Armen an, und gleich glühte ihm die Stirn, seine Augen wälzten sich, wie drohende Kometen; er ergriff ein Messer und durchstach den Unglücklichen, daß er in meinen Schooß sank. Schon holte er aus, um mich gleichfalls seiner Wuth auf- zuopfern, als auf mein Rufen zween Leute herbeysprangen, den unbändigen Löwen zu zähmen Die Furcht gab mir in der Ge- schwindigkeit den Einfall zu entfliehen, um den Untersuchungen der Justiz zu entgehen: Liebhaber, Geld, Kleider, Möbeln -- alles verließ ich und rettete mich glücklich über die Gränzen. --
Und was wurde aus Fromaln? -- Doch was glaube ich denn solche Erdichtungen, die die Leute im Stehen einschläfern kön-
— Hat ihn in meinem Schooße ermor- det! Er, der gewiſſenloſe Fromal hat ihn er- mordet! — Lange wußte er nicht, daß ein Andrer meine Liebe mit ihm theilte: ich waͤre auf der Stelle das Opfer ſeiner blutgierigen Eiferſucht geworden, ſo bald ich ihm den mindeſten Verdacht gegeben haͤtte. Doch endlich uͤberraſchte er meine Vorſichtigkeit: er traf ihn in meinen Armen an, und gleich gluͤhte ihm die Stirn, ſeine Augen waͤlzten ſich, wie drohende Kometen; er ergriff ein Meſſer und durchſtach den Ungluͤcklichen, daß er in meinen Schooß ſank. Schon holte er aus, um mich gleichfalls ſeiner Wuth auf- zuopfern, als auf mein Rufen zween Leute herbeyſprangen, den unbaͤndigen Loͤwen zu zaͤhmen Die Furcht gab mir in der Ge- ſchwindigkeit den Einfall zu entfliehen, um den Unterſuchungen der Juſtiz zu entgehen: Liebhaber, Geld, Kleider, Moͤbeln — alles verließ ich und rettete mich gluͤcklich uͤber die Graͤnzen. —
Und was wurde aus Fromaln? — Doch was glaube ich denn ſolche Erdichtungen, die die Leute im Stehen einſchlaͤfern koͤn-
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— Hat ihn in meinem Schooße ermor-
det! Er, der gewiſſenloſe Fromal hat ihn er-
mordet! — Lange wußte er nicht, daß ein
Andrer meine Liebe mit ihm theilte: ich waͤre
auf der Stelle das Opfer ſeiner blutgierigen
Eiferſucht geworden, ſo bald ich ihm den
mindeſten Verdacht gegeben haͤtte. Doch
endlich uͤberraſchte er meine Vorſichtigkeit:
er traf ihn in meinen Armen an, und gleich
gluͤhte ihm die Stirn, ſeine Augen waͤlzten
ſich, wie drohende Kometen; er ergriff ein
Meſſer und durchſtach den Ungluͤcklichen, daß
er in meinen Schooß ſank. Schon holte
er aus, um mich gleichfalls ſeiner Wuth auf-
zuopfern, als auf mein Rufen zween Leute
herbeyſprangen, den unbaͤndigen Loͤwen zu
zaͤhmen Die Furcht gab mir in der Ge-
ſchwindigkeit den Einfall zu entfliehen, um
den Unterſuchungen der Juſtiz zu entgehen:
Liebhaber, Geld, Kleider, Moͤbeln — alles
verließ ich und rettete mich gluͤcklich uͤber die
Graͤnzen. —
Und was wurde aus Fromaln? — Doch
was glaube ich denn ſolche Erdichtungen,
die die Leute im Stehen einſchlaͤfern koͤn-
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/108>, abgerufen am 24.11.2024.
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