brechen zu machen; und dann straft er! und wer nicht gar bis auf die Haut ausgezogen seyn will, der legt herzlich gern alle zehn Fin- ger auf den Mund: jedermann giebt gern, so viel er verlangt, und schweigt, damit er nur nicht mehr als andre geben muß. Alle Rechte und Freiheiten, die wir so nach und nach durch die Länge der Zeit erlangt haben, Kleinigkeiten, die den Armen viel und den Reichen wenig helfen, macht er uns streitig, legt uns neue Bürden auf, und weis allemal ein altes Recht vorzuschützen. Wenn wir uns beschweren wollten, so hälfe das zu wei- ter nichts, als daß er uns nun die Wolle ausraufte, da er sie izt abschiert. Er hält ein halbes Dutzend Spione, vor denen man nicht eiu Wörtchen entwischen lassen darf, die zuweilen gar durch verfängliche Fragen etwas herauslocken wollen: man muß sich hüten! sonst findet er gleich eine Gelegenheit, daß man unter sein Messer fallen muß. Seine Spione werden immer häufiger: denn jeder denkt, sich das Geben zu erleichtern, wenn er ihm andre zum Plündern schafft: so muß ein ehrlicher Mann den Kummer und Aerger in sich nagen lassen und darf ihn nicht ein-
brechen zu machen; und dann ſtraft er! und wer nicht gar bis auf die Haut ausgezogen ſeyn will, der legt herzlich gern alle zehn Fin- ger auf den Mund: jedermann giebt gern, ſo viel er verlangt, und ſchweigt, damit er nur nicht mehr als andre geben muß. Alle Rechte und Freiheiten, die wir ſo nach und nach durch die Laͤnge der Zeit erlangt haben, Kleinigkeiten, die den Armen viel und den Reichen wenig helfen, macht er uns ſtreitig, legt uns neue Buͤrden auf, und weis allemal ein altes Recht vorzuſchuͤtzen. Wenn wir uns beſchweren wollten, ſo haͤlfe das zu wei- ter nichts, als daß er uns nun die Wolle ausraufte, da er ſie izt abſchiert. Er haͤlt ein halbes Dutzend Spione, vor denen man nicht eiu Woͤrtchen entwiſchen laſſen darf, die zuweilen gar durch verfaͤngliche Fragen etwas herauslocken wollen: man muß ſich huͤten! ſonſt findet er gleich eine Gelegenheit, daß man unter ſein Meſſer fallen muß. Seine Spione werden immer haͤufiger: denn jeder denkt, ſich das Geben zu erleichtern, wenn er ihm andre zum Pluͤndern ſchafft: ſo muß ein ehrlicher Mann den Kummer und Aerger in ſich nagen laſſen und darf ihn nicht ein-
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brechen zu machen; und dann ſtraft er! und
wer nicht gar bis auf die Haut ausgezogen
ſeyn will, der legt herzlich gern alle zehn Fin-
ger auf den Mund: jedermann giebt gern,
ſo viel er verlangt, und ſchweigt, damit er
nur nicht mehr als andre geben muß. Alle
Rechte und Freiheiten, die wir ſo nach und
nach durch die Laͤnge der Zeit erlangt haben,
Kleinigkeiten, die den Armen viel und den
Reichen wenig helfen, macht er uns ſtreitig,
legt uns neue Buͤrden auf, und weis allemal
ein altes Recht vorzuſchuͤtzen. Wenn wir
uns beſchweren wollten, ſo haͤlfe das zu wei-
ter nichts, als daß er uns nun die Wolle
ausraufte, da er ſie izt abſchiert. Er haͤlt
ein halbes Dutzend Spione, vor denen man
nicht eiu Woͤrtchen entwiſchen laſſen darf, die
zuweilen gar durch verfaͤngliche Fragen etwas
herauslocken wollen: man muß ſich huͤten!
ſonſt findet er gleich eine Gelegenheit, daß
man unter ſein Meſſer fallen muß. Seine
Spione werden immer haͤufiger: denn jeder
denkt, ſich das Geben zu erleichtern, wenn
er ihm andre zum Pluͤndern ſchafft: ſo muß
ein ehrlicher Mann den Kummer und Aerger
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/102>, abgerufen am 24.11.2024.
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