Wetzel, Franz Xaver: Reisebegleiter für Jünglinge. Ravensburg, [1901].ihm eine ganz ausgezeichnet bezahlte Stelle in einem Es ist also auf der Reise äußerste Vorsicht ihm eine ganz ausgezeichnet bezahlte Stelle in einem Es ist also auf der Reise äußerste Vorsicht <TEI> <text> <body> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0029" xml:id="W544R3_001_1901_pb0023_0001" n="23"/> ihm eine ganz ausgezeichnet bezahlte Stelle in einem<lb/> Londoner Handelshause zu verschaffen. Der Be-<lb/> trag mußte selbstverständlich sofort entrichtet<lb/> werden. In London angekommen, gingen die bei-<lb/> den Herrn in ein Hotel, um zu speisen und über<lb/> Nacht zu bleiben; am anderen Morgen früh wollte<lb/> man das Geschäft aufsuchen. Unser <q>„vertrauens-<lb/> selige“</q> Sohn der Schweizerberge war ganz glück-<lb/> lich, so rasch in der Weltstadt einen Platz gefunden<lb/> zu haben, stand am folgenden Tage ziemlich früh<lb/> auf, gieng in das Gastzimmer und wartete auf<lb/> seinen Begleiter. Er wartete bis 9 Uhr, bis 10<lb/> Uhr, – aber umsonst, er kam nicht. Als er sich<lb/> nach dem Engländer beim Kellner erkundigte, er-<lb/> klärte ihm dieser, jener Herr habe ja gestern abend<lb/> schon das Hotel wieder verlassen und sei wahrschein-<lb/> lich weiter gereist; es sei übrigens kein Engländer,<lb/> sondern ein Deutscher. Solche Fälle wiederholen<lb/> sich alle Tage.</p> <p>Es ist also auf der Reise äußerste Vorsicht<lb/> notwendig. Höchst selten darf man sich mit unbe-<lb/> kannten Leuten näher einlassen. Man gebe weder<lb/> Beruf noch Reiseziel an und lehne alle Dienste<lb/> dankend ab. Auch lasse man sich in kein Hotel<lb/> führen; schon mancher arglose Reisende ist dadurch<lb/> ins Unglück geraten. <hi rendition="#g">Wer dem Handwerker-<lb/> stande angehört, der gehe überhaupt nicht<lb/> in die Fremde, ohne vorher in den <q>„Katho-<lb/> lischen Gesellenverein“</q> einzutreten</hi>. Dann<lb/> bekommt er ein <q>„Wanderbüchlein“</q>, worin sich eine<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [23/0029]
ihm eine ganz ausgezeichnet bezahlte Stelle in einem
Londoner Handelshause zu verschaffen. Der Be-
trag mußte selbstverständlich sofort entrichtet
werden. In London angekommen, gingen die bei-
den Herrn in ein Hotel, um zu speisen und über
Nacht zu bleiben; am anderen Morgen früh wollte
man das Geschäft aufsuchen. Unser „vertrauens-
selige“ Sohn der Schweizerberge war ganz glück-
lich, so rasch in der Weltstadt einen Platz gefunden
zu haben, stand am folgenden Tage ziemlich früh
auf, gieng in das Gastzimmer und wartete auf
seinen Begleiter. Er wartete bis 9 Uhr, bis 10
Uhr, – aber umsonst, er kam nicht. Als er sich
nach dem Engländer beim Kellner erkundigte, er-
klärte ihm dieser, jener Herr habe ja gestern abend
schon das Hotel wieder verlassen und sei wahrschein-
lich weiter gereist; es sei übrigens kein Engländer,
sondern ein Deutscher. Solche Fälle wiederholen
sich alle Tage.
Es ist also auf der Reise äußerste Vorsicht
notwendig. Höchst selten darf man sich mit unbe-
kannten Leuten näher einlassen. Man gebe weder
Beruf noch Reiseziel an und lehne alle Dienste
dankend ab. Auch lasse man sich in kein Hotel
führen; schon mancher arglose Reisende ist dadurch
ins Unglück geraten. Wer dem Handwerker-
stande angehört, der gehe überhaupt nicht
in die Fremde, ohne vorher in den „Katho-
lischen Gesellenverein“ einzutreten. Dann
bekommt er ein „Wanderbüchlein“, worin sich eine
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