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Aenopetrano Westphalo [i. e. Koecher, Johann Christoph]: Zufällige Gedancken Von Academien Bey Auffrichtung einer neuen Academie Zu Göttingen. Jena, 1734.

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gegeben. Nun werden Sie ohne Zweiffel eine gleiche
Erzehlung von dem Fortgang und Wachsthum derselben
von mir erwarten. Alleine an statt dessen, muß ich Jh-
nen schon den Verfall und Untergang dieser Academie
vermelden. Der Grund auf welchen dieselbe nach der Zer-
störung einer Lutherischen Schule gebauet worden, und
die damahligen Kriegs-Läufte in Deutschland, in welchen
bald diese, bald jene Parthey obsiegte, schienen derselben
gleich anfangs kein langes Glück und Flor zu versprechen.
Und so geschahe es, daß, als im Jahr 1633. die Stadt
Oßnabrück von den Schweden eingenommen wurde, der
Landes-Fürst, Frantz Wilhelm, sich genöthiget sahe
aus derselben und seinen gesamten Bißthum zu entwei-
chen. Mit diesen fliehenden Maecenaten musten auch
die Lehrer der Oßnabrückischen Hohen Schule die Flucht
ergreiffen, der zum Besten der Academie angelegte Bau
gerieht ins Stecken, die Augustiner Kirche nahm Gustav
Gustavs
Sohn, welchem unterdessen das Stifft Oßna-
brück überlassen wurde, in Besitz, und ordnete darinnen
den Gottes-Dienst vor seine Hofstatt an. Solchergestalt
war die neue Universität zu Oßnabrück in ihren ersten
Blute ersticket. Sie hat mit dem dritten Jahr ihrer Dau-
rung die Vollkommenheit nicht erreichet, sondern ist wie-
der eingegangen, ehe sie noch völlig errichtet worden.
Sie hat auch ihr Haupt niemals wieder empor geho-
ben; sintemahl durch den Eintritt der Schweden in dieses
Bißthum in Religions-Sachen alles wieder auf den al-
ten Fuß gesetzet, und bey dem erfolgten Westphälischen
Frieden vollkommen bestätiget worden. Ob diese so schleu-

nig

gegeben. Nun werden Sie ohne Zweiffel eine gleiche
Erzehlung von dem Fortgang und Wachsthum derſelben
von mir erwarten. Alleine an ſtatt deſſen, muß ich Jh-
nen ſchon den Verfall und Untergang dieſer Academie
vermelden. Der Grund auf welchen dieſelbe nach der Zer-
ſtoͤrung einer Lutheriſchen Schule gebauet worden, und
die damahligen Kriegs-Laͤufte in Deutſchland, in welchen
bald dieſe, bald jene Parthey obſiegte, ſchienen derſelben
gleich anfangs kein langes Gluͤck und Flor zu verſprechen.
Und ſo geſchahe es, daß, als im Jahr 1633. die Stadt
Oßnabruͤck von den Schweden eingenommen wurde, der
Landes-Fuͤrſt, Frantz Wilhelm, ſich genoͤthiget ſahe
aus derſelben und ſeinen geſamten Bißthum zu entwei-
chen. Mit dieſen fliehenden Maecenaten muſten auch
die Lehrer der Oßnabruͤckiſchen Hohen Schule die Flucht
ergreiffen, der zum Beſten der Academie angelegte Bau
gerieht ins Stecken, die Auguſtiner Kirche nahm Guſtav
Guſtavs
Sohn, welchem unterdeſſen das Stifft Oßna-
bruͤck uͤberlaſſen wurde, in Beſitz, und ordnete darinnen
den Gottes-Dienſt vor ſeine Hofſtatt an. Solchergeſtalt
war die neue Univerſitaͤt zu Oßnabruͤck in ihren erſten
Blute erſticket. Sie hat mit dem dritten Jahr ihrer Dau-
rung die Vollkommenheit nicht erreichet, ſondern iſt wie-
der eingegangen, ehe ſie noch voͤllig errichtet worden.
Sie hat auch ihr Haupt niemals wieder empor geho-
ben; ſintemahl durch den Eintritt der Schweden in dieſes
Bißthum in Religions-Sachen alles wieder auf den al-
ten Fuß geſetzet, und bey dem erfolgten Weſtphaͤliſchen
Frieden vollkommen beſtaͤtiget worden. Ob dieſe ſo ſchleu-

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Zitationshilfe: Aenopetrano Westphalo [i. e. Koecher, Johann Christoph]: Zufällige Gedancken Von Academien Bey Auffrichtung einer neuen Academie Zu Göttingen. Jena, 1734, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/westphalus_gedancken_1734/14>, abgerufen am 24.04.2024.