Wesenigk, Georg: Das Spiel-süchtige/ sieben-fächtige Polysigma der Bösen Spiel-Sieben. Dresden, 1702.Vorrede. auch das geringste Pfund nicht vergraben/sondern wohl anlegen solle/ Matth. 25, 18. Darumb/ wenn ein Scribent, sonderlich ein Prediger/ in seinen Schrifften ein und das andere Laster straffet/ so ärgert er nicht Stadt und Land/ wie mancher schmeichel- hafftige Placentiner und Pulster-Predi- ger meynet/ viel weniger aber/ wenn er die Personen nicht nennet/ sondern nur ihre Laster beschreibet/ denn sonsten müsten die H. Propheten/ Apostel und Evangelisten/ ja alle Historici und Chronicken/ in ihren Schrifften/ die grösten Ergernisse began- gen haben. Jch habe in diesem Tractätlein vieler Leute Laster in mancherley Ständen gestrafft/ aber keinen in specie genennet/ der nicht zuvor von andern Autoren genen- net worden. Dennoch hat es manchen nicht gefallen/ auch wohl drüber den angefange- nen Druck verhindert. Befindet sich aber einer in seinem Gewisten getroffen/ der heu- le nicht über den Stein/ sondern über seine Sünde/ und nehme es als eine Lehre zu sei- ner Besserung an. Solches habe ich dem günftigen Leser erinnern/ und uns also aller- feits in Göttliche Auffsicht befehlen wollen. Jn A 3
Vorrede. auch das geringſte Pfund nicht vergraben/ſondern wohl anlegen ſolle/ Matth. 25, 18. Darumb/ wenn ein Scribent, ſonderlich ein Prediger/ in ſeinen Schrifften ein und das andere Laſter ſtraffet/ ſo aͤrgert er nicht Stadt und Land/ wie mancher ſchmeichel- hafftige Placentiner und Pulſter-Predi- ger meynet/ viel weniger aber/ wenn er die Perſonen nicht nennet/ ſondern nur ihre Laſter beſchreibet/ denn ſonſten muͤſten die H. Propheten/ Apoſtel und Evangeliſten/ ja alle Hiſtorici und Chronicken/ in ihren Schrifften/ die groͤſten Ergerniſſe began- gen haben. Jch habe in dieſem Tractaͤtlein vieler Leute Laſter in mancherley Staͤnden geſtrafft/ aber keinen in ſpecie genennet/ der nicht zuvor von andern Autoren genen- net worden. Dennoch hat es manchen nicht gefallen/ auch wohl druͤber den angefange- nen Druck verhindert. Befindet ſich aber einer in ſeinem Gewiſten getroffen/ der heu- le nicht uͤber den Stein/ ſondern uͤber ſeine Suͤnde/ und nehme es als eine Lehre zu ſei- ner Beſſerung an. Solches habe ich dem guͤnftigen Leſer erinnern/ und uns alſo alleꝛ- feits in Goͤttliche Auffſicht befehlen wollen. Jn A 3
<TEI> <text> <body> <div type="preface" n="1"> <p><pb facs="#f0009" n="[5]"/><fw place="top" type="header">Vorrede.</fw><lb/> auch das geringſte Pfund nicht vergraben/<lb/> ſondern wohl anlegen ſolle/ <hi rendition="#aq">Matth.</hi> 25, 18.<lb/> Darumb/ wenn ein <hi rendition="#aq">Scribent,</hi> ſonderlich ein<lb/> Prediger/ in ſeinen Schrifften ein und das<lb/> andere Laſter ſtraffet/ ſo aͤrgert er nicht<lb/> Stadt und Land/ wie mancher ſchmeichel-<lb/> hafftige <hi rendition="#aq">Placentiner</hi> und Pulſter-Predi-<lb/> ger meynet/ viel weniger aber/ wenn er die<lb/> Perſonen nicht nennet/ ſondern nur ihre<lb/> Laſter beſchreibet/ denn ſonſten muͤſten die<lb/> H. Propheten/ Apoſtel und Evangeliſten/<lb/> ja alle <hi rendition="#aq">Hiſtorici</hi> und Chronicken/ in ihren<lb/> Schrifften/ die groͤſten Ergerniſſe began-<lb/> gen haben. Jch habe in dieſem Tractaͤtlein<lb/> vieler Leute Laſter in mancherley Staͤnden<lb/> geſtrafft/ aber keinen in <hi rendition="#aq">ſpecie</hi> genennet/<lb/> der nicht zuvor von andern <hi rendition="#aq">Autoren</hi> genen-<lb/> net worden. Dennoch hat es manchen nicht<lb/> gefallen/ auch wohl druͤber den angefange-<lb/> nen Druck verhindert. Befindet ſich aber<lb/> einer in ſeinem Gewiſten getroffen/ der heu-<lb/> le nicht uͤber den Stein/ ſondern uͤber ſeine<lb/> Suͤnde/ und nehme es als eine Lehre zu ſei-<lb/> ner Beſſerung an. Solches habe ich dem<lb/> guͤnftigen Leſer erinnern/ und uns alſo alleꝛ-<lb/> feits in Goͤttliche Auffſicht befehlen wollen.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">A 3</fw> <fw place="bottom" type="catch">Jn </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [[5]/0009]
Vorrede.
auch das geringſte Pfund nicht vergraben/
ſondern wohl anlegen ſolle/ Matth. 25, 18.
Darumb/ wenn ein Scribent, ſonderlich ein
Prediger/ in ſeinen Schrifften ein und das
andere Laſter ſtraffet/ ſo aͤrgert er nicht
Stadt und Land/ wie mancher ſchmeichel-
hafftige Placentiner und Pulſter-Predi-
ger meynet/ viel weniger aber/ wenn er die
Perſonen nicht nennet/ ſondern nur ihre
Laſter beſchreibet/ denn ſonſten muͤſten die
H. Propheten/ Apoſtel und Evangeliſten/
ja alle Hiſtorici und Chronicken/ in ihren
Schrifften/ die groͤſten Ergerniſſe began-
gen haben. Jch habe in dieſem Tractaͤtlein
vieler Leute Laſter in mancherley Staͤnden
geſtrafft/ aber keinen in ſpecie genennet/
der nicht zuvor von andern Autoren genen-
net worden. Dennoch hat es manchen nicht
gefallen/ auch wohl druͤber den angefange-
nen Druck verhindert. Befindet ſich aber
einer in ſeinem Gewiſten getroffen/ der heu-
le nicht uͤber den Stein/ ſondern uͤber ſeine
Suͤnde/ und nehme es als eine Lehre zu ſei-
ner Beſſerung an. Solches habe ich dem
guͤnftigen Leſer erinnern/ und uns alſo alleꝛ-
feits in Goͤttliche Auffſicht befehlen wollen.
Jn
A 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/wesenigk_polysigma_1702 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/wesenigk_polysigma_1702/9 |
Zitationshilfe: | Wesenigk, Georg: Das Spiel-süchtige/ sieben-fächtige Polysigma der Bösen Spiel-Sieben. Dresden, 1702, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wesenigk_polysigma_1702/9>, abgerufen am 29.07.2024. |