Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wesenigk, Georg: Das Spiel-süchtige/ sieben-fächtige Polysigma der Bösen Spiel-Sieben. Dresden, 1702.

Bild:
<< vorherige Seite

Spielsüchtiger böser Sieben
tzige Welt vor GOtt/ denn da heist es: Vita
haec est Comoedia, Mundus Theatrum,
Annus Scena, Homo Persona, Actores
omnes, DEus & Angeli Spectatores.

GOTT ist der Comädus/ und der Meister
dieses Welt-Spiels/ der einem jeden seine
Person auffgetragen/ die er mit Fleiß/ und
nach Vermögen bestehen soll. GOtt mit
seinen Engeln und Ertz-Engeln/ sonderlich
denen/ die Er uns zu Wächtern gegeben hat
und die umb uns sind/ schauen zu/ wie ein je-
der seine Perso agire.

Die lebendigen Comedianten und Acto-
res
werden von ihren Mitt-Spielern geeh-
ret/ weil dieses Welt-Spiel währet: Nach
Endung desselben gefällt das Urtheil nach
der Vollkommenheit der Thaten/ und nicht
nach der Hoheit der Personen. Offtmahls
sind hier hohe Personen und Regenten/ die
ihrer Tyranney und Undarmherßigkeit hal-
ben/ viel billiger Büttel und Hencker seyn
mächten: Manche sind Seelen-Hirten/ de-
nen doch kaum gar schwerlich die Säue zu
vertrauen wären. Drumb so wird nach
Endung des Welt-Spiels/ dort am jüng-
sten Gericht/ sich kein Potentat/ auff das ver-
gangene Welt-Spiel und Poppen-Werck
beruffen können.

Und eben dieses hat auch der Röm. Käyser
Augustus/ als ein Heyde erkennet/ drum er

auch

Spielſuͤchtiger boͤſer Sieben
tzige Welt vor GOtt/ denn da heiſt es: Vita
hæc eſt Comœdia, Mundus Theatrum,
Annus Scena, Homo Perſona, Actores
omnes, DEus & Angeli Spectatores.

GOTT iſt der Comaͤdus/ und der Meiſter
dieſes Welt-Spiels/ der einem jeden ſeine
Perſon auffgetragen/ die er mit Fleiß/ und
nach Vermoͤgen beſtehen ſoll. GOtt mit
ſeinen Engeln und Ertz-Engeln/ ſonderlich
denen/ die Er uns zu Waͤchtern gegeben hat
und die umb uns ſind/ ſchauen zu/ wie ein je-
der ſeine Perſo agire.

Die lebendigen Comedianten und Acto-
res
werden von ihren Mitt-Spielern geeh-
ret/ weil dieſes Welt-Spiel waͤhret: Nach
Endung deſſelben gefaͤllt das Urtheil nach
der Vollkommenheit der Thaten/ und nicht
nach der Hoheit der Perſonen. Offtmahls
ſind hier hohe Perſonen und Regenten/ die
ihrer Tyranney und Undarmherßigkeit hal-
ben/ viel billiger Buͤttel und Hencker ſeyn
maͤchten: Manche ſind Seelen-Hirten/ de-
nen doch kaum gar ſchwerlich die Saͤue zu
vertrauen waͤren. Drumb ſo wird nach
Endung des Welt-Spiels/ dort am juͤng-
ſten Gericht/ ſich kein Potentat/ auff das ver-
gangene Welt-Spiel und Poppen-Werck
beruffen koͤnnen.

Und eben dieſes hat auch deꝛ Roͤm. Kaͤyſer
Auguſtus/ als ein Heyde erkennet/ drum er

auch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0176" n="152[172]"/><fw place="top" type="header">Spiel&#x017F;u&#x0364;chtiger bo&#x0364;&#x017F;er Sieben</fw><lb/>
tzige Welt vor GOtt/ denn da hei&#x017F;t es: <hi rendition="#aq">Vita<lb/>
hæc e&#x017F;t Com&#x0153;dia, Mundus Theatrum,<lb/>
Annus Scena, Homo Per&#x017F;ona, Actores<lb/>
omnes, DEus &amp; Angeli Spectatores.</hi><lb/>
GOTT i&#x017F;t der Coma&#x0364;dus/ und der Mei&#x017F;ter<lb/>
die&#x017F;es Welt-Spiels/ der einem jeden &#x017F;eine<lb/>
Per&#x017F;on auffgetragen/ die er mit Fleiß/ und<lb/>
nach Vermo&#x0364;gen be&#x017F;tehen &#x017F;oll. GOtt mit<lb/>
&#x017F;einen Engeln und Ertz-Engeln/ &#x017F;onderlich<lb/>
denen/ die Er uns zu Wa&#x0364;chtern gegeben hat<lb/>
und die umb uns &#x017F;ind/ &#x017F;chauen zu/ wie ein je-<lb/>
der &#x017F;eine Per&#x017F;o <hi rendition="#aq">agire.</hi></p><lb/>
          <p>Die lebendigen <hi rendition="#aq">Comedianten</hi> und <hi rendition="#aq">Acto-<lb/>
res</hi> werden von ihren Mitt-Spielern geeh-<lb/>
ret/ weil die&#x017F;es Welt-Spiel wa&#x0364;hret: Nach<lb/>
Endung de&#x017F;&#x017F;elben gefa&#x0364;llt das Urtheil nach<lb/>
der Vollkommenheit der Thaten/ und nicht<lb/>
nach der Hoheit der Per&#x017F;onen. Offtmahls<lb/>
&#x017F;ind hier hohe Per&#x017F;onen und Regenten/ die<lb/>
ihrer Tyranney und Undarmherßigkeit hal-<lb/>
ben/ viel billiger Bu&#x0364;ttel und Hencker &#x017F;eyn<lb/>
ma&#x0364;chten: Manche &#x017F;ind Seelen-Hirten/ de-<lb/>
nen doch kaum gar &#x017F;chwerlich die Sa&#x0364;ue zu<lb/>
vertrauen wa&#x0364;ren. Drumb &#x017F;o wird nach<lb/>
Endung des Welt-Spiels/ dort am ju&#x0364;ng-<lb/>
&#x017F;ten Gericht/ &#x017F;ich kein Potentat/ auff das ver-<lb/>
gangene Welt-Spiel und Poppen-Werck<lb/>
beruffen ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
          <p>Und eben die&#x017F;es hat auch de&#xA75B; Ro&#x0364;m. Ka&#x0364;y&#x017F;er<lb/>
Augu&#x017F;tus/ als ein Heyde erkennet/ drum er<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152[172]/0176] Spielſuͤchtiger boͤſer Sieben tzige Welt vor GOtt/ denn da heiſt es: Vita hæc eſt Comœdia, Mundus Theatrum, Annus Scena, Homo Perſona, Actores omnes, DEus & Angeli Spectatores. GOTT iſt der Comaͤdus/ und der Meiſter dieſes Welt-Spiels/ der einem jeden ſeine Perſon auffgetragen/ die er mit Fleiß/ und nach Vermoͤgen beſtehen ſoll. GOtt mit ſeinen Engeln und Ertz-Engeln/ ſonderlich denen/ die Er uns zu Waͤchtern gegeben hat und die umb uns ſind/ ſchauen zu/ wie ein je- der ſeine Perſo agire. Die lebendigen Comedianten und Acto- res werden von ihren Mitt-Spielern geeh- ret/ weil dieſes Welt-Spiel waͤhret: Nach Endung deſſelben gefaͤllt das Urtheil nach der Vollkommenheit der Thaten/ und nicht nach der Hoheit der Perſonen. Offtmahls ſind hier hohe Perſonen und Regenten/ die ihrer Tyranney und Undarmherßigkeit hal- ben/ viel billiger Buͤttel und Hencker ſeyn maͤchten: Manche ſind Seelen-Hirten/ de- nen doch kaum gar ſchwerlich die Saͤue zu vertrauen waͤren. Drumb ſo wird nach Endung des Welt-Spiels/ dort am juͤng- ſten Gericht/ ſich kein Potentat/ auff das ver- gangene Welt-Spiel und Poppen-Werck beruffen koͤnnen. Und eben dieſes hat auch deꝛ Roͤm. Kaͤyſer Auguſtus/ als ein Heyde erkennet/ drum er auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wesenigk_polysigma_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wesenigk_polysigma_1702/176
Zitationshilfe: Wesenigk, Georg: Das Spiel-süchtige/ sieben-fächtige Polysigma der Bösen Spiel-Sieben. Dresden, 1702, S. 152[172]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wesenigk_polysigma_1702/176>, abgerufen am 23.11.2024.