Wesenigk, Georg: Das Spiel-süchtige/ sieben-fächtige Polysigma der Bösen Spiel-Sieben. Dresden, 1702.Spielsüchtiger böser Sieben denn Rachen der Höllen/ wenn sie sich alsoin ihren sündlichen Freuden in der Höllen Abgtund stürtzen (wie bey dem Spiel der blinden Kuh mancher Einfältiger geschwär- tzet/ ihme Esels-Ohren auffgesetzt/ er auff den Rücken geschlagen/ und hönisch verlacht wird: Also wird mancher bey dem Welt- Spiel durch viel Sünden greulich geschwär- tzet/ wird darbey schmertzlich geschlagen/ und doch dabey von den Teuffeln und der falschen Welt jämmerlich verspottet.) Ach wie viel kluger/ Gelehrter hochansehnlicher/ Gewalt- habender Leute sind/ mit welchen der Sa- tan der blinden Kuh täglich spielet/ die ih- nen doch nichts weniges als dieses einbil- den. Wie manchen zeucht die böse Gesell- schafft die Kappe übers Gesicht? Wie man- chen wird das Tuch vor die Augen gebun- den/ von seinem liebsten Weibe/ von seinen besten Freunden/ die ihn mit Liebkosen zu ei- nem und andern Laster/ zum Geitz/ Wucher/ und Ungerechtigkeit bereden/ ihn in Geld- Welt- und Fleisches-Lust führen (nach dem Sprichwort: Schleyer und Stöppel ver- stopffen manchen den Himmel) Und die- ses haben die Weltliebenden gerne also/ weil sies ein Spiel/ einen Nutz/ eine Lust/ eine Freude/ eine Liebe/ eine Vertrauligkeit/ und eine Freundschafft nennen/ und vor einen Schertz und Kurtzweil halten/ da es doch die höchste
Spielſuͤchtiger boͤſer Sieben denn Rachen der Hoͤllen/ wenn ſie ſich alſoin ihren ſuͤndlichen Freuden in der Hoͤllen Abgtund ſtuͤrtzen (wie bey dem Spiel der blinden Kuh mancher Einfaͤltiger geſchwaͤr- tzet/ ihme Eſels-Ohren auffgeſetzt/ er auff den Ruͤcken geſchlagen/ und hoͤniſch verlacht wird: Alſo wird mancher bey dem Welt- Spiel duꝛch viel Suͤnden greulich geſchwaͤꝛ- tzet/ wird darbey ſchmertzlich geſchlagen/ und doch dabey von den Teuffeln und deꝛ falſchen Welt jaͤmmerlich verſpottet.) Ach wie viel kluger/ Gelehrter hochanſehnlicher/ Gewalt- habender Leute ſind/ mit welchen der Sa- tan der blinden Kuh taͤglich ſpielet/ die ih- nen doch nichts weniges als dieſes einbil- den. Wie manchen zeucht die boͤſe Geſell- ſchafft die Kappe uͤbers Geſicht? Wie man- chen wird das Tuch vor die Augen gebun- den/ von ſeinem liebſten Weibe/ von ſeinen beſten Freunden/ die ihn mit Liebkoſen zu ei- nem und andern Laſter/ zum Geitz/ Wucher/ und Ungerechtigkeit bereden/ ihn in Geld- Welt- und Fleiſches-Luſt fuͤhren (nach dem Sprichwort: Schleyer und Stoͤppel ver- ſtopffen manchen den Himmel) Und die- ſes haben die Weltliebenden gerne alſo/ weil ſies ein Spiel/ einen Nutz/ eine Luſt/ eine Freude/ eine Liebe/ eine Vertrauligkeit/ und eine Freundſchafft nennen/ und vor einen Schertz und Kurtzweil halten/ da es doch die hoͤchſte
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Spielſuͤchtiger boͤſer Sieben
denn Rachen der Hoͤllen/ wenn ſie ſich alſo
in ihren ſuͤndlichen Freuden in der Hoͤllen
Abgtund ſtuͤrtzen (wie bey dem Spiel der
blinden Kuh mancher Einfaͤltiger geſchwaͤr-
tzet/ ihme Eſels-Ohren auffgeſetzt/ er auff den
Ruͤcken geſchlagen/ und hoͤniſch verlacht
wird: Alſo wird mancher bey dem Welt-
Spiel duꝛch viel Suͤnden greulich geſchwaͤꝛ-
tzet/ wird darbey ſchmertzlich geſchlagen/ und
doch dabey von den Teuffeln und deꝛ falſchen
Welt jaͤmmerlich verſpottet.) Ach wie viel
kluger/ Gelehrter hochanſehnlicher/ Gewalt-
habender Leute ſind/ mit welchen der Sa-
tan der blinden Kuh taͤglich ſpielet/ die ih-
nen doch nichts weniges als dieſes einbil-
den. Wie manchen zeucht die boͤſe Geſell-
ſchafft die Kappe uͤbers Geſicht? Wie man-
chen wird das Tuch vor die Augen gebun-
den/ von ſeinem liebſten Weibe/ von ſeinen
beſten Freunden/ die ihn mit Liebkoſen zu ei-
nem und andern Laſter/ zum Geitz/ Wucher/
und Ungerechtigkeit bereden/ ihn in Geld-
Welt- und Fleiſches-Luſt fuͤhren (nach dem
Sprichwort: Schleyer und Stoͤppel ver-
ſtopffen manchen den Himmel) Und die-
ſes haben die Weltliebenden gerne alſo/ weil
ſies ein Spiel/ einen Nutz/ eine Luſt/ eine
Freude/ eine Liebe/ eine Vertrauligkeit/ und
eine Freundſchafft nennen/ und vor einen
Schertz und Kurtzweil halten/ da es doch die
hoͤchſte
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