unserem Stationsorte, aus verschiedenen Gründen sehr wünschens- werth, und zwar mußte es am Tage geschehen, da bei dem Fehlen aller Seezeichen Nachts die Passage der Strommündungen zu gefährlich war.
Leider hatten wir Ursache anzunehmen, daß die Dänen durch Spione von allen unsern Bewegungen genau unterrichtet waren und daß der "Geyser" nur täglich in die Elbe lief, um von Fischern oder Leuten, die sich dafür ausgaben, Nachrichten über unser Geschwader zu erhalten. Darauf baute jedoch Brommy gerade seinen Plan, der auch gelang.
Vom Auslaufen war keine Rede. Im Gegentheil, so schien es, beabsichtigten wir in der Elbe lange zu bleiben und uns den Aufenthalt recht angenehm zu machen, denn an Bord des Flaggschiffes wurden große Vorbereitungen zu einem Balle getroffen, der am 14. Juni stattfinden sollte und zu dem schon Hunderte von Einladungen nach Cuxhafen und Umgegend einige Tage zuvor ergangen waren. Die Festlichkeit versprach glänzend zu werden; Bootsladungen voll Blumen und grüner Zweige wurden vom Lande geholt, um zur Ausschmückung des auf dem Verdeck des "Barbarossa" improvisirten Ballsaales zu dienen, die Matrosen wanden Guirlanden und die Damen am Lande schwelgten im Vorgefühl des sie erwartenden Ver- gnügens.
Bereits am Abend des 13. legte sich die ebenfalls festlich geschmückte Corvette "Lübeck" an das Bollwerk von Cuxhafen, um am andern Tage die geladene Gesellschaft zunächst zu einer Wasserparthie einige Meilen stromaufwärts und dann auf den "Barbarossa" zu führen. Wie bitter war aber am nächsten Morgen die Enttäuschung der Gäste, als sowol die "Lübeck" wie die beiden andern Schiffe spurlos verschwunden waren. Wie zürnten die so schmählich hintergangenen schönen Tänzerinnen dem bösen Commodore, der solchen Spott mit ihnen getrieben, und erst die Mittheilungen des in das Geheimniß eingeweihten
Werner
unſerem Stationsorte, aus verſchiedenen Gründen ſehr wünſchens- werth, und zwar mußte es am Tage geſchehen, da bei dem Fehlen aller Seezeichen Nachts die Paſſage der Strommündungen zu gefährlich war.
Leider hatten wir Urſache anzunehmen, daß die Dänen durch Spione von allen unſern Bewegungen genau unterrichtet waren und daß der „Geyſer“ nur täglich in die Elbe lief, um von Fiſchern oder Leuten, die ſich dafür ausgaben, Nachrichten über unſer Geſchwader zu erhalten. Darauf baute jedoch Brommy gerade ſeinen Plan, der auch gelang.
Vom Auslaufen war keine Rede. Im Gegentheil, ſo ſchien es, beabſichtigten wir in der Elbe lange zu bleiben und uns den Aufenthalt recht angenehm zu machen, denn an Bord des Flaggſchiffes wurden große Vorbereitungen zu einem Balle getroffen, der am 14. Juni ſtattfinden ſollte und zu dem ſchon Hunderte von Einladungen nach Cuxhafen und Umgegend einige Tage zuvor ergangen waren. Die Feſtlichkeit verſprach glänzend zu werden; Bootsladungen voll Blumen und grüner Zweige wurden vom Lande geholt, um zur Ausſchmückung des auf dem Verdeck des „Barbaroſſa“ improviſirten Ballſaales zu dienen, die Matroſen wanden Guirlanden und die Damen am Lande ſchwelgten im Vorgefühl des ſie erwartenden Ver- gnügens.
Bereits am Abend des 13. legte ſich die ebenfalls feſtlich geſchmückte Corvette „Lübeck“ an das Bollwerk von Cuxhafen, um am andern Tage die geladene Geſellſchaft zunächſt zu einer Waſſerparthie einige Meilen ſtromaufwärts und dann auf den „Barbaroſſa“ zu führen. Wie bitter war aber am nächſten Morgen die Enttäuſchung der Gäſte, als ſowol die „Lübeck“ wie die beiden andern Schiffe ſpurlos verſchwunden waren. Wie zürnten die ſo ſchmählich hintergangenen ſchönen Tänzerinnen dem böſen Commodore, der ſolchen Spott mit ihnen getrieben, und erſt die Mittheilungen des in das Geheimniß eingeweihten
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[204/0216]
Werner
unſerem Stationsorte, aus verſchiedenen Gründen ſehr wünſchens-
werth, und zwar mußte es am Tage geſchehen, da bei dem
Fehlen aller Seezeichen Nachts die Paſſage der Strommündungen
zu gefährlich war.
Leider hatten wir Urſache anzunehmen, daß die Dänen
durch Spione von allen unſern Bewegungen genau unterrichtet
waren und daß der „Geyſer“ nur täglich in die Elbe lief, um
von Fiſchern oder Leuten, die ſich dafür ausgaben, Nachrichten
über unſer Geſchwader zu erhalten. Darauf baute jedoch Brommy
gerade ſeinen Plan, der auch gelang.
Vom Auslaufen war keine Rede. Im Gegentheil, ſo ſchien
es, beabſichtigten wir in der Elbe lange zu bleiben und uns
den Aufenthalt recht angenehm zu machen, denn an Bord
des Flaggſchiffes wurden große Vorbereitungen zu einem Balle
getroffen, der am 14. Juni ſtattfinden ſollte und zu dem ſchon
Hunderte von Einladungen nach Cuxhafen und Umgegend einige
Tage zuvor ergangen waren. Die Feſtlichkeit verſprach glänzend
zu werden; Bootsladungen voll Blumen und grüner Zweige
wurden vom Lande geholt, um zur Ausſchmückung des auf dem
Verdeck des „Barbaroſſa“ improviſirten Ballſaales zu dienen,
die Matroſen wanden Guirlanden und die Damen am
Lande ſchwelgten im Vorgefühl des ſie erwartenden Ver-
gnügens.
Bereits am Abend des 13. legte ſich die ebenfalls feſtlich
geſchmückte Corvette „Lübeck“ an das Bollwerk von Cuxhafen,
um am andern Tage die geladene Geſellſchaft zunächſt zu einer
Waſſerparthie einige Meilen ſtromaufwärts und dann auf den
„Barbaroſſa“ zu führen. Wie bitter war aber am nächſten
Morgen die Enttäuſchung der Gäſte, als ſowol die „Lübeck“
wie die beiden andern Schiffe ſpurlos verſchwunden waren. Wie
zürnten die ſo ſchmählich hintergangenen ſchönen Tänzerinnen
dem böſen Commodore, der ſolchen Spott mit ihnen getrieben,
und erſt die Mittheilungen des in das Geheimniß eingeweihten
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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/216>, abgerufen am 24.11.2024.
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