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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880.

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fördert, daß wenigstens die beiden Dampfer "Hamburg" und
"Lübeck" im April 1849 see- und kriegsbereit waren. Mit
der "Bremen" dauerte es einige Monate länger, weil es sich
herausstellte, daß auch deren Dampfkessel einer Erneuerung be-
durfte. Von einer activen Verwendung der "Fregatte" Deutsch-
land wurde jedoch abgesehen. Die technische Commission gewann
sehr bald die Ueberzeugung, daß sie als Kriegsschiff im Ernst-
falle und als Gegner von dänischen Linienschiffen und Fregatten
völlig unzulänglich sei. Man nahm ihr deshalb später die
Ueberzahl der Geschütze, mit der sie ausgerüstet war, und be-
stimmte sie zum Schulschiffe für die Kadetten oder Seejunker,
wie erstere in der deutschen Marine hießen, wozu sie sich aller-
dings sehr gut eignete.

Ein weiterer Schritt des thatkräftigen Duckwitz war die
auf Vorschlag der Commission erfolgende Beschaffung von mehr
Schiffen. Da in Deutschland alle Voraussetzungen dafür fehlten,
konnte dies natürlich nur im Auslande geschehen, obwohl dem
Reichsministerium von beschränkten Localpatrioten Vorwürfe ge-
nug gemacht wurden, daß das Geld nicht im Lande bliebe.
Man richtete die Blicke auf Nordamerika und England. Beide
Länder besaßen eine Reihe von großen Postdampfern, die nach
den bestehenden Landesgesetzen gleich so gebaut werden mußten,
daß sie bei Ausbruch eines Krieges mit geringen Aenderungen
als Kriegsschiffe gebraucht werden konnten. Es wurde deshalb
beschlossen, drei solcher großer Schiffe anzukaufen und drei
andere, eine große und zwei kleinere Dampfcorvetten, in England
in Bau zu geben, deren Fertigstellung man bis zum Juni 1849
contrahiren wollte.

Man entsandte sofort die nöthigen Techniker nach England,
und diese kauften noch vor Schluß des Jahres die beiden der
Cunard-Linie gehörigen und zu Dampffregatten geeigneten trans-
atlantischen Postschiffe "Britannia" und "Acadia", ebenso wie
sie den Contract zum Bau von einer größeren und zwei kleine-

Werner
fördert, daß wenigſtens die beiden Dampfer „Hamburg“ und
„Lübeck“ im April 1849 ſee- und kriegsbereit waren. Mit
der „Bremen“ dauerte es einige Monate länger, weil es ſich
herausſtellte, daß auch deren Dampfkeſſel einer Erneuerung be-
durfte. Von einer activen Verwendung der „Fregatte“ Deutſch-
land wurde jedoch abgeſehen. Die techniſche Commiſſion gewann
ſehr bald die Ueberzeugung, daß ſie als Kriegsſchiff im Ernſt-
falle und als Gegner von däniſchen Linienſchiffen und Fregatten
völlig unzulänglich ſei. Man nahm ihr deshalb ſpäter die
Ueberzahl der Geſchütze, mit der ſie ausgerüſtet war, und be-
ſtimmte ſie zum Schulſchiffe für die Kadetten oder Seejunker,
wie erſtere in der deutſchen Marine hießen, wozu ſie ſich aller-
dings ſehr gut eignete.

Ein weiterer Schritt des thatkräftigen Duckwitz war die
auf Vorſchlag der Commiſſion erfolgende Beſchaffung von mehr
Schiffen. Da in Deutſchland alle Vorausſetzungen dafür fehlten,
konnte dies natürlich nur im Auslande geſchehen, obwohl dem
Reichsminiſterium von beſchränkten Localpatrioten Vorwürfe ge-
nug gemacht wurden, daß das Geld nicht im Lande bliebe.
Man richtete die Blicke auf Nordamerika und England. Beide
Länder beſaßen eine Reihe von großen Poſtdampfern, die nach
den beſtehenden Landesgeſetzen gleich ſo gebaut werden mußten,
daß ſie bei Ausbruch eines Krieges mit geringen Aenderungen
als Kriegsſchiffe gebraucht werden konnten. Es wurde deshalb
beſchloſſen, drei ſolcher großer Schiffe anzukaufen und drei
andere, eine große und zwei kleinere Dampfcorvetten, in England
in Bau zu geben, deren Fertigſtellung man bis zum Juni 1849
contrahiren wollte.

Man entſandte ſofort die nöthigen Techniker nach England,
und dieſe kauften noch vor Schluß des Jahres die beiden der
Cunard-Linie gehörigen und zu Dampffregatten geeigneten trans-
atlantiſchen Poſtſchiffe „Britannia“ und „Acadia“, ebenſo wie
ſie den Contract zum Bau von einer größeren und zwei kleine-

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[158/0170] Werner fördert, daß wenigſtens die beiden Dampfer „Hamburg“ und „Lübeck“ im April 1849 ſee- und kriegsbereit waren. Mit der „Bremen“ dauerte es einige Monate länger, weil es ſich herausſtellte, daß auch deren Dampfkeſſel einer Erneuerung be- durfte. Von einer activen Verwendung der „Fregatte“ Deutſch- land wurde jedoch abgeſehen. Die techniſche Commiſſion gewann ſehr bald die Ueberzeugung, daß ſie als Kriegsſchiff im Ernſt- falle und als Gegner von däniſchen Linienſchiffen und Fregatten völlig unzulänglich ſei. Man nahm ihr deshalb ſpäter die Ueberzahl der Geſchütze, mit der ſie ausgerüſtet war, und be- ſtimmte ſie zum Schulſchiffe für die Kadetten oder Seejunker, wie erſtere in der deutſchen Marine hießen, wozu ſie ſich aller- dings ſehr gut eignete. Ein weiterer Schritt des thatkräftigen Duckwitz war die auf Vorſchlag der Commiſſion erfolgende Beſchaffung von mehr Schiffen. Da in Deutſchland alle Vorausſetzungen dafür fehlten, konnte dies natürlich nur im Auslande geſchehen, obwohl dem Reichsminiſterium von beſchränkten Localpatrioten Vorwürfe ge- nug gemacht wurden, daß das Geld nicht im Lande bliebe. Man richtete die Blicke auf Nordamerika und England. Beide Länder beſaßen eine Reihe von großen Poſtdampfern, die nach den beſtehenden Landesgeſetzen gleich ſo gebaut werden mußten, daß ſie bei Ausbruch eines Krieges mit geringen Aenderungen als Kriegsſchiffe gebraucht werden konnten. Es wurde deshalb beſchloſſen, drei ſolcher großer Schiffe anzukaufen und drei andere, eine große und zwei kleinere Dampfcorvetten, in England in Bau zu geben, deren Fertigſtellung man bis zum Juni 1849 contrahiren wollte. Man entſandte ſofort die nöthigen Techniker nach England, und dieſe kauften noch vor Schluß des Jahres die beiden der Cunard-Linie gehörigen und zu Dampffregatten geeigneten trans- atlantiſchen Poſtſchiffe „Britannia“ und „Acadia“, ebenſo wie ſie den Contract zum Bau von einer größeren und zwei kleine-

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Zitationshilfe: Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/170>, abgerufen am 22.11.2024.