Weiße, Christian Felix: Lieder für Kinder. Leipzig, 1767.Die Schwester. Mein lieber Bruder, vor dem Jahre War ich, wie du, so schön! Was hatt ich da für schwarze Haare? Du hast sie noch gesehn. Da lobte jedes dieß Gesicht Bewundernd um die Wette, Und schwur, es sey kein Mädchen nicht So schön, als Henriette. Allein die Schönheit ist vergangen. Da kam der Blattern Wuth, Zerriß mir diese glatten Wangen, Löscht aus der Augen Gluth: Doch glaube nicht, daß michs verdrüßt. Nein, es hat mich gelehret, Daß das nur wahre Schönheit ist, Was keine Zeit zerstöret. Der
Die Schweſter. Mein lieber Bruder, vor dem Jahre War ich, wie du, ſo ſchoͤn! Was hatt ich da fuͤr ſchwarze Haare? Du haſt ſie noch geſehn. Da lobte jedes dieß Geſicht Bewundernd um die Wette, Und ſchwur, es ſey kein Maͤdchen nicht So ſchoͤn, als Henriette. Allein die Schoͤnheit iſt vergangen. Da kam der Blattern Wuth, Zerriß mir dieſe glatten Wangen, Loͤſcht aus der Augen Gluth: Doch glaube nicht, daß michs verdruͤßt. Nein, es hat mich gelehret, Daß das nur wahre Schoͤnheit iſt, Was keine Zeit zerſtoͤret. Der
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Die Schweſter.
Mein lieber Bruder, vor dem Jahre
War ich, wie du, ſo ſchoͤn!
Was hatt ich da fuͤr ſchwarze Haare?
Du haſt ſie noch geſehn.
Da lobte jedes dieß Geſicht
Bewundernd um die Wette,
Und ſchwur, es ſey kein Maͤdchen nicht
So ſchoͤn, als Henriette.
Allein die Schoͤnheit iſt vergangen.
Da kam der Blattern Wuth,
Zerriß mir dieſe glatten Wangen,
Loͤſcht aus der Augen Gluth:
Doch glaube nicht, daß michs verdruͤßt.
Nein, es hat mich gelehret,
Daß das nur wahre Schoͤnheit iſt,
Was keine Zeit zerſtoͤret.
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