Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893.division of labour" liege. Spencer fragt: "where is the 5*
division of labour“ liege. Spencer fragt: „where is the 5*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0079" n="67"/> division of labour“ liege. <hi rendition="#g">Spencer</hi> fragt: „where is the<lb/> exchange of services between somatic cells and reproductive<lb/> cells“? und antwortet: „there is none“. Ganz richtig, die<lb/> Fortpflanzungszellen leisten den somatischen Zellen, soviel<lb/> wir wissen, nichts, und deshalb soll also eine Zellenkolonie,<lb/> welche nur aus Körper- und Fortpflanzungszellen besteht,<lb/> nicht nach dem Princip der Arbeitstheilung differenzirt sein.<lb/> Aber billigt es nicht <hi rendition="#g">Spencer</hi> selbst, wenn die Biologen<lb/> den Begriff der Arbeitstheilung auf die Differenzirung der<lb/> Zellenmasse eines Organismus anwenden, auf die Trennung<lb/> der Zellen in solche der Haut, der „digestion, respiration,<lb/> circulation, excretion, etc.“? Und warum hat er hier die<lb/> Fortpflanzungszellen ausgelassen, die doch dem Organismus<lb/> auch zukommen, und die es mit seinen eignen Worten<lb/> widerlegt haben würden, dass ein Austausch von Diensten<lb/> das Wesen der Arbeitstheilung ausmacht? Oder, um bei<lb/> einem der ältesten Beispiele der Arbeitstheilung zu bleiben,<lb/> welche Dienste leisten die weiblichen und männlichen Ge-<lb/> schlechtspersonen des Siphonophorenstocks einer Fangperson<lb/> oder einer Schwimmglockenperson oder einem Polypen des<lb/> Stockes? Wo ist der Austausch von Diensten? „There is<lb/> none.“ Folglich ist mindestens in der Biologie nicht der<lb/> Austausch von Diensten das Wesentliche der Arbeitstheilung,<lb/> sondern <hi rendition="#g">die Vertheilung der Functionen der Ge-<lb/> meinschaft auf verschiedene Individuen, und<lb/> die damit verknüpfte Steigerung dieser Func-<lb/> tionen zu Gunsten höherer Leistungsfähigkeit<lb/> der Gemeinschaft</hi>. Die Arbeitstheilung ist das Mittel,<lb/> deren „Natur“ sich bedient, um die Leistungsfähigkeit der<lb/> Organismen zu steigern; ohne die Differenzirung nach dem<lb/> Princip der Arbeitstheilung gäbe es keine höheren Organismen.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">5*</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [67/0079]
division of labour“ liege. Spencer fragt: „where is the
exchange of services between somatic cells and reproductive
cells“? und antwortet: „there is none“. Ganz richtig, die
Fortpflanzungszellen leisten den somatischen Zellen, soviel
wir wissen, nichts, und deshalb soll also eine Zellenkolonie,
welche nur aus Körper- und Fortpflanzungszellen besteht,
nicht nach dem Princip der Arbeitstheilung differenzirt sein.
Aber billigt es nicht Spencer selbst, wenn die Biologen
den Begriff der Arbeitstheilung auf die Differenzirung der
Zellenmasse eines Organismus anwenden, auf die Trennung
der Zellen in solche der Haut, der „digestion, respiration,
circulation, excretion, etc.“? Und warum hat er hier die
Fortpflanzungszellen ausgelassen, die doch dem Organismus
auch zukommen, und die es mit seinen eignen Worten
widerlegt haben würden, dass ein Austausch von Diensten
das Wesen der Arbeitstheilung ausmacht? Oder, um bei
einem der ältesten Beispiele der Arbeitstheilung zu bleiben,
welche Dienste leisten die weiblichen und männlichen Ge-
schlechtspersonen des Siphonophorenstocks einer Fangperson
oder einer Schwimmglockenperson oder einem Polypen des
Stockes? Wo ist der Austausch von Diensten? „There is
none.“ Folglich ist mindestens in der Biologie nicht der
Austausch von Diensten das Wesentliche der Arbeitstheilung,
sondern die Vertheilung der Functionen der Ge-
meinschaft auf verschiedene Individuen, und
die damit verknüpfte Steigerung dieser Func-
tionen zu Gunsten höherer Leistungsfähigkeit
der Gemeinschaft. Die Arbeitstheilung ist das Mittel,
deren „Natur“ sich bedient, um die Leistungsfähigkeit der
Organismen zu steigern; ohne die Differenzirung nach dem
Princip der Arbeitstheilung gäbe es keine höheren Organismen.
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