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Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893.

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diese eben die Männchen hervorbringen. Die Thatsache
ist aber einer viel natürlicheren Deutung fähig, sobald man
sich erinnert, dass es ja auch bei den Bienen Stöcke gibt,
in welchen keine Arbeiterinnen oder Königinnen mehr aus
den Eiern entstehen, sondern nur noch Männchen (Drohnen).
Hier wissen wir, dass diese Männchen von einer sog.
"drohnenbrütigen" Königin hervorgebracht wurden, d. h.
von einer alten Königin, deren Samenvorrath erschöpft war,
und die deshalb die Eier, welche sie legte, nicht mehr be-
fruchten konnte. Bei den Ameisen wird es genau ebenso
sein; wissen wir doch durch Lubbock, dass Ameisen-
Königinnen bis zu 15 Jahren alt werden, Zeit genug, ihren
Vorrath an Samen zu erschöpfen.

Man könnte nun etwa versuchen anzunehmen, dass die
Arbeiterinnen im Laufe der Phylogenese ihre Fruchtbarkeit
erst ganz zuletzt eingebüsst hätten, nachdem sie bereits
ihre übrigen Umwandlungen eingegangen hatten. Allein
diese Annahme ist nicht stichhaltig, weil der Körperbau
und die Thätigkeit der Arbeiterinnen mit ihrer Unfrucht-
barkeit in genauem Zusammenhang steht. Forel hält ent-
schieden die Entstehung der Unfruchtbarkeit für das zeit-
lich Primäre bei der Arbeiter-Entstehung; nach seiner Ansicht
wurden zuerst die Arbeitskräfte eines Ameisenstaates da-
durch verbessert, dass bei einer grossen Zahl der Weibchen
die Eiproduction in Wegfall kam, während zugleich Kraft,
Intelligenz, Arbeitstrieb mehr und mehr sich steigerten,
und die überflüssig gewordenen Theile nach und nach
schwanden: die Flügel, da die Thiere einen Hochzeitsflug
nicht mehr unternahmen, die Ocellen und ein Theil der
Facettenaugen aus demselben Anlass.

Man könnte aber das Gewicht dieser Gründe bestreiten

diese eben die Männchen hervorbringen. Die Thatsache
ist aber einer viel natürlicheren Deutung fähig, sobald man
sich erinnert, dass es ja auch bei den Bienen Stöcke gibt,
in welchen keine Arbeiterinnen oder Königinnen mehr aus
den Eiern entstehen, sondern nur noch Männchen (Drohnen).
Hier wissen wir, dass diese Männchen von einer sog.
„drohnenbrütigen“ Königin hervorgebracht wurden, d. h.
von einer alten Königin, deren Samenvorrath erschöpft war,
und die deshalb die Eier, welche sie legte, nicht mehr be-
fruchten konnte. Bei den Ameisen wird es genau ebenso
sein; wissen wir doch durch Lubbock, dass Ameisen-
Königinnen bis zu 15 Jahren alt werden, Zeit genug, ihren
Vorrath an Samen zu erschöpfen.

Man könnte nun etwa versuchen anzunehmen, dass die
Arbeiterinnen im Laufe der Phylogenese ihre Fruchtbarkeit
erst ganz zuletzt eingebüsst hätten, nachdem sie bereits
ihre übrigen Umwandlungen eingegangen hatten. Allein
diese Annahme ist nicht stichhaltig, weil der Körperbau
und die Thätigkeit der Arbeiterinnen mit ihrer Unfrucht-
barkeit in genauem Zusammenhang steht. Forel hält ent-
schieden die Entstehung der Unfruchtbarkeit für das zeit-
lich Primäre bei der Arbeiter-Entstehung; nach seiner Ansicht
wurden zuerst die Arbeitskräfte eines Ameisenstaates da-
durch verbessert, dass bei einer grossen Zahl der Weibchen
die Eiproduction in Wegfall kam, während zugleich Kraft,
Intelligenz, Arbeitstrieb mehr und mehr sich steigerten,
und die überflüssig gewordenen Theile nach und nach
schwanden: die Flügel, da die Thiere einen Hochzeitsflug
nicht mehr unternahmen, die Ocellen und ein Theil der
Facettenaugen aus demselben Anlass.

Man könnte aber das Gewicht dieser Gründe bestreiten

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[46/0058] diese eben die Männchen hervorbringen. Die Thatsache ist aber einer viel natürlicheren Deutung fähig, sobald man sich erinnert, dass es ja auch bei den Bienen Stöcke gibt, in welchen keine Arbeiterinnen oder Königinnen mehr aus den Eiern entstehen, sondern nur noch Männchen (Drohnen). Hier wissen wir, dass diese Männchen von einer sog. „drohnenbrütigen“ Königin hervorgebracht wurden, d. h. von einer alten Königin, deren Samenvorrath erschöpft war, und die deshalb die Eier, welche sie legte, nicht mehr be- fruchten konnte. Bei den Ameisen wird es genau ebenso sein; wissen wir doch durch Lubbock, dass Ameisen- Königinnen bis zu 15 Jahren alt werden, Zeit genug, ihren Vorrath an Samen zu erschöpfen. Man könnte nun etwa versuchen anzunehmen, dass die Arbeiterinnen im Laufe der Phylogenese ihre Fruchtbarkeit erst ganz zuletzt eingebüsst hätten, nachdem sie bereits ihre übrigen Umwandlungen eingegangen hatten. Allein diese Annahme ist nicht stichhaltig, weil der Körperbau und die Thätigkeit der Arbeiterinnen mit ihrer Unfrucht- barkeit in genauem Zusammenhang steht. Forel hält ent- schieden die Entstehung der Unfruchtbarkeit für das zeit- lich Primäre bei der Arbeiter-Entstehung; nach seiner Ansicht wurden zuerst die Arbeitskräfte eines Ameisenstaates da- durch verbessert, dass bei einer grossen Zahl der Weibchen die Eiproduction in Wegfall kam, während zugleich Kraft, Intelligenz, Arbeitstrieb mehr und mehr sich steigerten, und die überflüssig gewordenen Theile nach und nach schwanden: die Flügel, da die Thiere einen Hochzeitsflug nicht mehr unternahmen, die Ocellen und ein Theil der Facettenaugen aus demselben Anlass. Man könnte aber das Gewicht dieser Gründe bestreiten

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Zitationshilfe: Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_naturzuechtung_1893/58>, abgerufen am 23.11.2024.