Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893.noch der Ansicht, dass ausser der primären Variation und Sind nun diese Thatsachen unangreifbar? Die Anhänger des Lamarck'schen Princips könnten noch der Ansicht, dass ausser der primären Variation und Sind nun diese Thatsachen unangreifbar? Die Anhänger des Lamarck’schen Princips könnten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0055" n="43"/> noch der Ansicht, dass ausser der primären Variation und<lb/> deren Häufung und Ordnung durch Naturzüchtung auch<lb/> noch die vererbten Wirkungen von Gebrauch und Nicht-<lb/> gebrauch eine nicht unerhebliche Rolle spielten. Es sieht<lb/> ja auch ganz so aus, als ob es so wäre, wie die <hi rendition="#g">Spencer-</hi><lb/> schen Beispiele von der dem Gebrauch parallel gehenden<lb/> harmonischen Umgestaltung vieler und verschiedenartiger<lb/> zusammenwirkender Theile sehr gut anschaulich machen.<lb/> Aber sieht es nicht auch ganz so aus, als ob nichtgebrauchte<lb/> Theile direct durch den Nichtgebrauch verkümmerten, und<lb/> doch ist dem nicht so, wie ich früher schon erwiesen zu<lb/> haben glaube und jetzt von neuem mit Thatsachen belegte?<lb/> Wenn sich die Augen der Arbeiterinnen bei vielen Ameisen<lb/> zurückbilden, obgleich diese Thiere sich nicht fortpflanzen,<lb/> und obgleich ihre Augen kaum weniger vom Licht getroffen<lb/> werden, als diejenigen der Geschlechtsthiere, von welchen<lb/> sie erzeugt werden, so kann das <hi rendition="#g">ganz unmöglich</hi> auf<lb/> der Vererbung von Nichtgebrauch beruhen. Und wenn<lb/> harmonische Umgestaltung des Kopfes mit allen seinen und<lb/> des Thorax zusammenwirkenden Theilen bei den sterilen<lb/> Arbeiterinnen gewisser Ameisen-Arten eingetreten ist, so<lb/> muss dies geschehen sein ohne jede Mitwirkung einer hypo-<lb/> thetischen Vererbung functioneller Abänderung. Gegen<lb/> diese Schlussfolgerung hilft nichts mehr, keine Ausflucht<lb/> ist mehr möglich, sobald die Thatsachen feststehen.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Sind nun diese Thatsachen unangreifbar?</hi><lb/> Das ist die Frage, die jetzt genau geprüft werden muss.</p><lb/> <p>Die Anhänger des <hi rendition="#g">Lamarck’s</hi>chen Princips könnten<lb/> geltend machen, dass die Unfruchtbarkeit der Arbeiterinnen<lb/> bei den Ameisen keine absolute sei, dass Eiablage in seltene-<lb/> ren Fällen constatirt sei, dass zwar aus diesen Eiern, die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [43/0055]
noch der Ansicht, dass ausser der primären Variation und
deren Häufung und Ordnung durch Naturzüchtung auch
noch die vererbten Wirkungen von Gebrauch und Nicht-
gebrauch eine nicht unerhebliche Rolle spielten. Es sieht
ja auch ganz so aus, als ob es so wäre, wie die Spencer-
schen Beispiele von der dem Gebrauch parallel gehenden
harmonischen Umgestaltung vieler und verschiedenartiger
zusammenwirkender Theile sehr gut anschaulich machen.
Aber sieht es nicht auch ganz so aus, als ob nichtgebrauchte
Theile direct durch den Nichtgebrauch verkümmerten, und
doch ist dem nicht so, wie ich früher schon erwiesen zu
haben glaube und jetzt von neuem mit Thatsachen belegte?
Wenn sich die Augen der Arbeiterinnen bei vielen Ameisen
zurückbilden, obgleich diese Thiere sich nicht fortpflanzen,
und obgleich ihre Augen kaum weniger vom Licht getroffen
werden, als diejenigen der Geschlechtsthiere, von welchen
sie erzeugt werden, so kann das ganz unmöglich auf
der Vererbung von Nichtgebrauch beruhen. Und wenn
harmonische Umgestaltung des Kopfes mit allen seinen und
des Thorax zusammenwirkenden Theilen bei den sterilen
Arbeiterinnen gewisser Ameisen-Arten eingetreten ist, so
muss dies geschehen sein ohne jede Mitwirkung einer hypo-
thetischen Vererbung functioneller Abänderung. Gegen
diese Schlussfolgerung hilft nichts mehr, keine Ausflucht
ist mehr möglich, sobald die Thatsachen feststehen.
Sind nun diese Thatsachen unangreifbar?
Das ist die Frage, die jetzt genau geprüft werden muss.
Die Anhänger des Lamarck’schen Princips könnten
geltend machen, dass die Unfruchtbarkeit der Arbeiterinnen
bei den Ameisen keine absolute sei, dass Eiablage in seltene-
ren Fällen constatirt sei, dass zwar aus diesen Eiern, die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |