Weismann, August: Die Allmacht der Naturzüchtung. Eine Erwiderung an Herbert Spencer. Jena, 1893.Theile nicht auch in der Festigkeit ihres Skelettes, den Ge- Alle diese Veränderungen können nicht auf der Ver- Theile nicht auch in der Festigkeit ihres Skelettes, den Ge- Alle diese Veränderungen können nicht auf der Ver- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0037" n="25"/> Theile nicht auch in der Festigkeit ihres Skelettes, den Ge-<lb/> lenkhäuten, Muskeln und Nerven u. s. w. verstärkt wurden.</p><lb/> <p>Alle diese Veränderungen können nicht auf der Ver-<lb/> erbung functioneller Abänderungen beruhen, da die Arbei-<lb/> terinnen sich nicht oder doch nur ganz ausnahmsweise fort-<lb/> pflanzen, sie können also nur <hi rendition="#g">durch Selection der<lb/> Ameiseneltern</hi> entstanden sein, d. h. dadurch, dass<lb/> immer diejenigen Eltern am meisten Aussicht auf Erhaltung<lb/> ihrer Kolonie hatten, welche die besten Arbeiterinnen her-<lb/> vorbrachten; keine andere Erklärung ist denkbar. <hi rendition="#g">Darauf<lb/> aber grade, dass keine andere Erklärung<lb/> denkbar ist, beruht überhaupt die Nothwen-<lb/> digkeit für uns, das Princip der Naturzüchtung<lb/> anzunehmen</hi>. Sie allein vermag die Zweckmässigkeiten<lb/> der Organismen zu erklären, ohne ein zweckthätiges Prin-<lb/> cip zu Hülfe zu nehmen. <hi rendition="#g">Herbert Spencer</hi> tadelt es<lb/> scharf, dass in meinen Aufsätzen öfters der Ausdruck ge-<lb/> braucht sei „it is easy to imagine“, und meint, viele meiner<lb/> Argumente seien auf Dinge gegründet „it is easy to ima-<lb/> gine“. Vielleicht ist der Ausdruck tadelnswerth, insofern<lb/> er auf eine allzu leichte Beweisführung zu schliessen ge-<lb/> stattet. Ich freue mich, dass ich ihn auch wirklich nicht<lb/> gebraucht habe, wenigstens nicht in der von <hi rendition="#g">Spencer</hi> ge-<lb/> rügten Weise. Mein Gegner hat übersehen, dass die eng-<lb/> lische Ausgabe meiner Aufsätze nicht das Original, sondern<lb/> eine Uebersetzung ist. Das „it is easy to imagine“ stammt<lb/> gar nicht von mir her, sondern ist eine etwas allzu freie<lb/> Uebersetzung verschiedener Wendungen des deutschen Ori-<lb/> ginals. Die von <hi rendition="#g">Spencer</hi> speciell angeführte Stelle lautet<lb/> z. B. im Deutschen: „so könnte man immerhin daran denken,<lb/> dass ....“. An einer anderen Stelle (Aufsatz VIII, p. 524)<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [25/0037]
Theile nicht auch in der Festigkeit ihres Skelettes, den Ge-
lenkhäuten, Muskeln und Nerven u. s. w. verstärkt wurden.
Alle diese Veränderungen können nicht auf der Ver-
erbung functioneller Abänderungen beruhen, da die Arbei-
terinnen sich nicht oder doch nur ganz ausnahmsweise fort-
pflanzen, sie können also nur durch Selection der
Ameiseneltern entstanden sein, d. h. dadurch, dass
immer diejenigen Eltern am meisten Aussicht auf Erhaltung
ihrer Kolonie hatten, welche die besten Arbeiterinnen her-
vorbrachten; keine andere Erklärung ist denkbar. Darauf
aber grade, dass keine andere Erklärung
denkbar ist, beruht überhaupt die Nothwen-
digkeit für uns, das Princip der Naturzüchtung
anzunehmen. Sie allein vermag die Zweckmässigkeiten
der Organismen zu erklären, ohne ein zweckthätiges Prin-
cip zu Hülfe zu nehmen. Herbert Spencer tadelt es
scharf, dass in meinen Aufsätzen öfters der Ausdruck ge-
braucht sei „it is easy to imagine“, und meint, viele meiner
Argumente seien auf Dinge gegründet „it is easy to ima-
gine“. Vielleicht ist der Ausdruck tadelnswerth, insofern
er auf eine allzu leichte Beweisführung zu schliessen ge-
stattet. Ich freue mich, dass ich ihn auch wirklich nicht
gebraucht habe, wenigstens nicht in der von Spencer ge-
rügten Weise. Mein Gegner hat übersehen, dass die eng-
lische Ausgabe meiner Aufsätze nicht das Original, sondern
eine Uebersetzung ist. Das „it is easy to imagine“ stammt
gar nicht von mir her, sondern ist eine etwas allzu freie
Uebersetzung verschiedener Wendungen des deutschen Ori-
ginals. Die von Spencer speciell angeführte Stelle lautet
z. B. im Deutschen: „so könnte man immerhin daran denken,
dass ....“. An einer anderen Stelle (Aufsatz VIII, p. 524)
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