Nicht immer blieb eine gewisse Zahl der gefüllten Blüthen dauernd erhalten, in manchen Fällen verschwanden sie voll- ständig wieder. So bei Papaver alpinum, welches Hoffmann schon seit 1862 in ununterbrochener Generationsfolge cultivirt und bei welchem sich schon 1882 "eine geringe Variabilität der Blattform, eine grössere der Blüthenfarbe" eingestellt hatte. Von 1882--1886 wurden diese Versuche fortgesetzt und ergaben folgendes Verhältniss der normalen zu den gefüllten Blüthen:
1881 wie 100 : 40,0,
1882 " 100 : 4,0,
1883 " 100 : 5,3,
1884 " 100 : 13,0,
1885 " 100 : 0,0,
1886 " 100 : 0,0.
Das gänzliche Verschwinden abnormer Blüthen in den beiden letzten Jahren scheint zuerst räthselhaft, erklärt sich aber sehr einfach, wenn man bedenkt, dass keine künstliche Befruchtung stattfand, sondern natürliche, dass also beliebige Pflanzen mit- einander sich mischten, und wenn man ferner erwägt, dass jede Reductionstheilung und nachfolgende Amphimixis das Resultat haben konnte, die abgeänderten Determinanten in die Minorität zu setzen, ja gänzlich aus dem Keimplasma zu entfernen. Nun erfolgte die Veränderung der Determinanten offenbar sehr lang- sam, wie die geringe Zahl abgeänderter Blüthen in den meisten Jahren zeigt, die Aussicht, dass Keimzellen bei der Amphi- mixis sich vereinigten, in welchen wenige oder keine abgeänder- ten Determinanten enthalten waren, muss also stets sehr gross gewesen sein.
Hätte man künstliche Befruchtung vorgenommen und dazu immer abnorme Blüthen gewählt, so würde es leicht gewesen sein, die Art im Laufe einer nicht allzu langen Generations- reihe vollständig in die Abänderung überzuführen und dies
Nicht immer blieb eine gewisse Zahl der gefüllten Blüthen dauernd erhalten, in manchen Fällen verschwanden sie voll- ständig wieder. So bei Papaver alpinum, welches Hoffmann schon seit 1862 in ununterbrochener Generationsfolge cultivirt und bei welchem sich schon 1882 „eine geringe Variabilität der Blattform, eine grössere der Blüthenfarbe“ eingestellt hatte. Von 1882—1886 wurden diese Versuche fortgesetzt und ergaben folgendes Verhältniss der normalen zu den gefüllten Blüthen:
1881 wie 100 : 40,0,
1882 „ 100 : 4,0,
1883 „ 100 : 5,3,
1884 „ 100 : 13,0,
1885 „ 100 : 0,0,
1886 „ 100 : 0,0.
Das gänzliche Verschwinden abnormer Blüthen in den beiden letzten Jahren scheint zuerst räthselhaft, erklärt sich aber sehr einfach, wenn man bedenkt, dass keine künstliche Befruchtung stattfand, sondern natürliche, dass also beliebige Pflanzen mit- einander sich mischten, und wenn man ferner erwägt, dass jede Reductionstheilung und nachfolgende Amphimixis das Resultat haben konnte, die abgeänderten Determinanten in die Minorität zu setzen, ja gänzlich aus dem Keimplasma zu entfernen. Nun erfolgte die Veränderung der Determinanten offenbar sehr lang- sam, wie die geringe Zahl abgeänderter Blüthen in den meisten Jahren zeigt, die Aussicht, dass Keimzellen bei der Amphi- mixis sich vereinigten, in welchen wenige oder keine abgeänder- ten Determinanten enthalten waren, muss also stets sehr gross gewesen sein.
Hätte man künstliche Befruchtung vorgenommen und dazu immer abnorme Blüthen gewählt, so würde es leicht gewesen sein, die Art im Laufe einer nicht allzu langen Generations- reihe vollständig in die Abänderung überzuführen und dies
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Nicht immer blieb eine gewisse Zahl der gefüllten Blüthen
dauernd erhalten, in manchen Fällen verschwanden sie voll-
ständig wieder. So bei Papaver alpinum, welches Hoffmann
schon seit 1862 in ununterbrochener Generationsfolge cultivirt
und bei welchem sich schon 1882 „eine geringe Variabilität
der Blattform, eine grössere der Blüthenfarbe“ eingestellt hatte.
Von 1882—1886 wurden diese Versuche fortgesetzt und ergaben
folgendes Verhältniss der normalen zu den gefüllten Blüthen:
1881 wie 100 : 40,0,
1882 „ 100 : 4,0,
1883 „ 100 : 5,3,
1884 „ 100 : 13,0,
1885 „ 100 : 0,0,
1886 „ 100 : 0,0.
Das gänzliche Verschwinden abnormer Blüthen in den beiden
letzten Jahren scheint zuerst räthselhaft, erklärt sich aber sehr
einfach, wenn man bedenkt, dass keine künstliche Befruchtung
stattfand, sondern natürliche, dass also beliebige Pflanzen mit-
einander sich mischten, und wenn man ferner erwägt, dass jede
Reductionstheilung und nachfolgende Amphimixis das Resultat
haben konnte, die abgeänderten Determinanten in die Minorität
zu setzen, ja gänzlich aus dem Keimplasma zu entfernen. Nun
erfolgte die Veränderung der Determinanten offenbar sehr lang-
sam, wie die geringe Zahl abgeänderter Blüthen in den meisten
Jahren zeigt, die Aussicht, dass Keimzellen bei der Amphi-
mixis sich vereinigten, in welchen wenige oder keine abgeänder-
ten Determinanten enthalten waren, muss also stets sehr gross
gewesen sein.
Hätte man künstliche Befruchtung vorgenommen und dazu
immer abnorme Blüthen gewählt, so würde es leicht gewesen
sein, die Art im Laufe einer nicht allzu langen Generations-
reihe vollständig in die Abänderung überzuführen und dies
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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/600>, abgerufen am 26.11.2024.
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