troffen haben". Ich sprach damals dem Organismus die virtuelle Fähigkeit zu, durch Vermehrung "genaue Copien seiner selbst zu liefern", eine Fähigkeit, die aber deshalb nicht zu genauer Ausführung gelangt, weil der Organismus zugleich die Fähigkeit besitzt, auf äussere Einflüsse zu reagiren", d. h. je nach der Be- schaffenheit derselben nach dieser oder jener Richtung hin von der ererbten Richtung abzuweichen.
Danach würde also das Variiren nicht auf einer besonderen, in den Organismen gelegenen Kraft beruhen, sondern wäre nur die Wirkung der äusseren Einflüsse, welche theils direkt, theils indirekt den Organismus von der strengen Einhaltung seiner ererbten Entwickelungsbahn abzulenken im Stande wären.
So richtig ich im Allgemeinen diese Ansicht auch heute noch halte, so ist doch die Entstehung der individuellen Varia- tion, dieser Wurzel der Artumwandlung, nicht so einfach aus der Einwirkung ungleicher äusserer Einflüsse abzuleiten, als es zu jener Zeit, als der obige Satz geschrieben wurde, möglich schien.
Ich habe dies schon an andern Orten entwickelt und will hier nur kurz daran erinnern.1)
Zu jener Zeit machten wir Alle noch keinen Unterschied zwischen den Veränderungen, welche am Soma durch äussere Einflüsse entstehen können, und jenen Variationen, welche vom Keimplasma ausgehen. Seitdem wir -- wie ich wenigstens glaube -- nur die letzteren, die "blastogenen" Abänderungen für erblich halten dürfen, die "somatogenen" aber nicht, können wir die direkte Einwirkung äusserer Einwirkungen auf das fertige Soma für die Entstehung erblicher individueller Ab- änderungen nicht mehr heranziehen. Es fragt sich also, wo die Quelle dieser Variationen liegt, auf deren Vorhandensein
1) Vergl. "Die Bedeutung der sexuellen Fortpflanzung für die Se- lectionstheorie". Jena 1886.
troffen haben“. Ich sprach damals dem Organismus die virtuelle Fähigkeit zu, durch Vermehrung „genaue Copien seiner selbst zu liefern“, eine Fähigkeit, die aber deshalb nicht zu genauer Ausführung gelangt, weil der Organismus zugleich die Fähigkeit besitzt, auf äussere Einflüsse zu reagiren“, d. h. je nach der Be- schaffenheit derselben nach dieser oder jener Richtung hin von der ererbten Richtung abzuweichen.
Danach würde also das Variiren nicht auf einer besonderen, in den Organismen gelegenen Kraft beruhen, sondern wäre nur die Wirkung der äusseren Einflüsse, welche theils direkt, theils indirekt den Organismus von der strengen Einhaltung seiner ererbten Entwickelungsbahn abzulenken im Stande wären.
So richtig ich im Allgemeinen diese Ansicht auch heute noch halte, so ist doch die Entstehung der individuellen Varia- tion, dieser Wurzel der Artumwandlung, nicht so einfach aus der Einwirkung ungleicher äusserer Einflüsse abzuleiten, als es zu jener Zeit, als der obige Satz geschrieben wurde, möglich schien.
Ich habe dies schon an andern Orten entwickelt und will hier nur kurz daran erinnern.1)
Zu jener Zeit machten wir Alle noch keinen Unterschied zwischen den Veränderungen, welche am Soma durch äussere Einflüsse entstehen können, und jenen Variationen, welche vom Keimplasma ausgehen. Seitdem wir — wie ich wenigstens glaube — nur die letzteren, die „blastogenen“ Abänderungen für erblich halten dürfen, die „somatogenen“ aber nicht, können wir die direkte Einwirkung äusserer Einwirkungen auf das fertige Soma für die Entstehung erblicher individueller Ab- änderungen nicht mehr heranziehen. Es fragt sich also, wo die Quelle dieser Variationen liegt, auf deren Vorhandensein
1) Vergl. „Die Bedeutung der sexuellen Fortpflanzung für die Se- lectionstheorie“. Jena 1886.
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troffen haben“. Ich sprach damals dem Organismus die virtuelle
Fähigkeit zu, durch Vermehrung „genaue Copien seiner selbst
zu liefern“, eine Fähigkeit, die aber deshalb nicht zu genauer
Ausführung gelangt, weil der Organismus zugleich die Fähigkeit
besitzt, auf äussere Einflüsse zu reagiren“, d. h. je nach der Be-
schaffenheit derselben nach dieser oder jener Richtung hin von
der ererbten Richtung abzuweichen.
Danach würde also das Variiren nicht auf einer besonderen,
in den Organismen gelegenen Kraft beruhen, sondern wäre nur
die Wirkung der äusseren Einflüsse, welche theils direkt, theils
indirekt den Organismus von der strengen Einhaltung seiner
ererbten Entwickelungsbahn abzulenken im Stande wären.
So richtig ich im Allgemeinen diese Ansicht auch heute
noch halte, so ist doch die Entstehung der individuellen Varia-
tion, dieser Wurzel der Artumwandlung, nicht so einfach aus
der Einwirkung ungleicher äusserer Einflüsse abzuleiten, als es
zu jener Zeit, als der obige Satz geschrieben wurde, möglich
schien.
Ich habe dies schon an andern Orten entwickelt und will
hier nur kurz daran erinnern. 1)
Zu jener Zeit machten wir Alle noch keinen Unterschied
zwischen den Veränderungen, welche am Soma durch äussere
Einflüsse entstehen können, und jenen Variationen, welche vom
Keimplasma ausgehen. Seitdem wir — wie ich wenigstens
glaube — nur die letzteren, die „blastogenen“ Abänderungen
für erblich halten dürfen, die „somatogenen“ aber nicht,
können wir die direkte Einwirkung äusserer Einwirkungen auf
das fertige Soma für die Entstehung erblicher individueller Ab-
änderungen nicht mehr heranziehen. Es fragt sich also, wo
die Quelle dieser Variationen liegt, auf deren Vorhandensein
1) Vergl. „Die Bedeutung der sexuellen Fortpflanzung für die Se-
lectionstheorie“. Jena 1886.
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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/562>, abgerufen am 22.11.2024.
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