insoweit nicht zu einer Annahme gezwungen werden, welche theoretisch unannehmbar erscheint.
Es fragt sich aber, ob nicht anderweitige Thatsachen vor- liegen, die nur in dieser Annahme ihre Erklärung finden können, und dies soll besonders noch nach einer Seite hin beleuchtet werden.
2. Prüfung der Hypothese an den Thatsachen.
Was zuerst die so lange Zeit geglaubte und auch heute noch immer hartnäckig vertheidigte Vererbung von Ver- letzungen und Verstümmelungen betrifft, so kann ich mich kurz fassen, denn es ist seit meiner Schrift "Über die Hypothese einer Vererbung von Verletzungen" 1) nichts Neues an Be- obachtungen dem bisherigen Thatbestand hinzugefügt worden. 2)
Es sind immer wieder die alten Geschichtchen, welche theils unverändert, theils in neuer Fassung vorgetragen werden, und über deren wissenschaftlichen Unwerth ich mich damals bereits ausgesprochen habe. Ich glaube darauf um so weniger zurück- kommen zu müssen, als selbst unter den Forschern, welche einer Vererbung funktioneller Abänderungen das Wort redeten, Einzelne in Bezug auf Verstümmelungen auf meiner Seite stehen und ihre Vererbung entschieden in Abrede stellen. So z. B. Osborn, der aber wohl etwas zu weit geht, wenn er meint, die Bekämpfung der alten Ansicht von der Vererbung von Ver-
1) Jena 1889.
2) Wenigstens nichts meiner Ansicht Widerstreitendes. Bestäti- gungen meiner Versuche an Mäusen sind von Ritzema Bos und von Rosenthal gegeben worden, auch habe ich meine eignen Versuche jetzt bis in die neunzehnte Generation fortgeführt -- stets mit demselben negativen Resultat: das Abschneiden der Schwänze blieb ohne jeden Ein- fluss auf die Schwänze der Nachkommen. Ebenso die entsprechenden Versuchsreihen an Ratten, welche die beiden genannten Forscher an- gestellt haben (vergl. "Biolog. Centralblatt" Bd. XI, p. 734 u. f. 1891.)
insoweit nicht zu einer Annahme gezwungen werden, welche theoretisch unannehmbar erscheint.
Es fragt sich aber, ob nicht anderweitige Thatsachen vor- liegen, die nur in dieser Annahme ihre Erklärung finden können, und dies soll besonders noch nach einer Seite hin beleuchtet werden.
2. Prüfung der Hypothese an den Thatsachen.
Was zuerst die so lange Zeit geglaubte und auch heute noch immer hartnäckig vertheidigte Vererbung von Ver- letzungen und Verstümmelungen betrifft, so kann ich mich kurz fassen, denn es ist seit meiner Schrift „Über die Hypothese einer Vererbung von Verletzungen“ 1) nichts Neues an Be- obachtungen dem bisherigen Thatbestand hinzugefügt worden. 2)
Es sind immer wieder die alten Geschichtchen, welche theils unverändert, theils in neuer Fassung vorgetragen werden, und über deren wissenschaftlichen Unwerth ich mich damals bereits ausgesprochen habe. Ich glaube darauf um so weniger zurück- kommen zu müssen, als selbst unter den Forschern, welche einer Vererbung funktioneller Abänderungen das Wort redeten, Einzelne in Bezug auf Verstümmelungen auf meiner Seite stehen und ihre Vererbung entschieden in Abrede stellen. So z. B. Osborn, der aber wohl etwas zu weit geht, wenn er meint, die Bekämpfung der alten Ansicht von der Vererbung von Ver-
1) Jena 1889.
2) Wenigstens nichts meiner Ansicht Widerstreitendes. Bestäti- gungen meiner Versuche an Mäusen sind von Ritzema Bos und von Rosenthal gegeben worden, auch habe ich meine eignen Versuche jetzt bis in die neunzehnte Generation fortgeführt — stets mit demselben negativen Resultat: das Abschneiden der Schwänze blieb ohne jeden Ein- fluss auf die Schwänze der Nachkommen. Ebenso die entsprechenden Versuchsreihen an Ratten, welche die beiden genannten Forscher an- gestellt haben (vergl. „Biolog. Centralblatt“ Bd. XI, p. 734 u. f. 1891.)
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insoweit nicht zu einer Annahme gezwungen werden, welche
theoretisch unannehmbar erscheint.
Es fragt sich aber, ob nicht anderweitige Thatsachen vor-
liegen, die nur in dieser Annahme ihre Erklärung finden können,
und dies soll besonders noch nach einer Seite hin beleuchtet
werden.
2. Prüfung der Hypothese an den Thatsachen.
Was zuerst die so lange Zeit geglaubte und auch heute
noch immer hartnäckig vertheidigte Vererbung von Ver-
letzungen und Verstümmelungen betrifft, so kann ich mich
kurz fassen, denn es ist seit meiner Schrift „Über die Hypothese
einer Vererbung von Verletzungen“ 1) nichts Neues an Be-
obachtungen dem bisherigen Thatbestand hinzugefügt worden. 2)
Es sind immer wieder die alten Geschichtchen, welche theils
unverändert, theils in neuer Fassung vorgetragen werden, und
über deren wissenschaftlichen Unwerth ich mich damals bereits
ausgesprochen habe. Ich glaube darauf um so weniger zurück-
kommen zu müssen, als selbst unter den Forschern, welche
einer Vererbung funktioneller Abänderungen das Wort redeten,
Einzelne in Bezug auf Verstümmelungen auf meiner Seite stehen
und ihre Vererbung entschieden in Abrede stellen. So z. B.
Osborn, der aber wohl etwas zu weit geht, wenn er meint,
die Bekämpfung der alten Ansicht von der Vererbung von Ver-
1) Jena 1889.
2) Wenigstens nichts meiner Ansicht Widerstreitendes. Bestäti-
gungen meiner Versuche an Mäusen sind von Ritzema Bos und von
Rosenthal gegeben worden, auch habe ich meine eignen Versuche jetzt
bis in die neunzehnte Generation fortgeführt — stets mit demselben
negativen Resultat: das Abschneiden der Schwänze blieb ohne jeden Ein-
fluss auf die Schwänze der Nachkommen. Ebenso die entsprechenden
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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 520. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/544>, abgerufen am 21.11.2024.
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