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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892.

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gesagt, dass jeder der 32 Vorfahren sechster Generation noch
mit einem Idanten im Keimplasma des Nachkommen vertreten
ist, es können wohl ebenso gut nur 30 oder nur 20 dieser
Vorfahren daran betheiligt sein, möglicher- wenn auch unwahr-
scheinlicherweise sogar noch weniger.

Ich komme bei den Rückschlagserscheinungen auf diese
Verhältnisse wieder zurück.

So viel ist sicher, dass in dem Keimplasma des be-
fruchteten Eies niemals sämmtliche Idanten eines der
Eltern enthalten sein können, sondern nur die Hälfte
derselben
.

Dieser Satz scheint in Widerspruch zu stehen mit gewissen
Thatsachen.

Die Pflanzenbastarde halten häufig das Mittel zwischen
den beiden Stammarten, d. h. sie enthalten sämmtliche
Charaktere der beiden Stammarten in gegenseitiger Compen-
sirung. So wären also hier sämmtliche Anlagen jedes Elters in
der befruchteten Eizelle enthalten gewesen, obwohl doch nach
unserer Theorie nur die Hälfte der elterlichen Idanten daran
Theil haben. Der Widerspruch löst sich einfach, wenn man
bedenkt, dass es sich hier um die Mischung der Charaktere
zweier Arten handelt, nicht um die zweier Individuen der
gleichen Art. Die Artcharaktere müssen, wenn nicht in
jedem Id, so doch in der Mehrzahl der Ide jedes Idanten
enthalten sein, und die Hälfte der Idanten wirkt des-
halb hier gerade so, als ob alle Idanten vorhanden
gewesen wären, d. h. jeder
Charakter der Art ist in ihnen
enthalten. Es stehen bei der Kreuzung hier nur Artcharaktere
gegen Artcharaktere, deren grösseren Unterschieden gegenüber
die kleinen individuellen Unterschiede verschwinden.

Bei der Fortpflanzung des Menschen, besonders inner-
halb ein und derselben Rasse, ist es umgekehrt: die Art-

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gesagt, dass jeder der 32 Vorfahren sechster Generation noch
mit einem Idanten im Keimplasma des Nachkommen vertreten
ist, es können wohl ebenso gut nur 30 oder nur 20 dieser
Vorfahren daran betheiligt sein, möglicher- wenn auch unwahr-
scheinlicherweise sogar noch weniger.

Ich komme bei den Rückschlagserscheinungen auf diese
Verhältnisse wieder zurück.

So viel ist sicher, dass in dem Keimplasma des be-
fruchteten Eies niemals sämmtliche Idanten eines der
Eltern enthalten sein können, sondern nur die Hälfte
derselben
.

Dieser Satz scheint in Widerspruch zu stehen mit gewissen
Thatsachen.

Die Pflanzenbastarde halten häufig das Mittel zwischen
den beiden Stammarten, d. h. sie enthalten sämmtliche
Charaktere der beiden Stammarten in gegenseitiger Compen-
sirung. So wären also hier sämmtliche Anlagen jedes Elters in
der befruchteten Eizelle enthalten gewesen, obwohl doch nach
unserer Theorie nur die Hälfte der elterlichen Idanten daran
Theil haben. Der Widerspruch löst sich einfach, wenn man
bedenkt, dass es sich hier um die Mischung der Charaktere
zweier Arten handelt, nicht um die zweier Individuen der
gleichen Art. Die Artcharaktere müssen, wenn nicht in
jedem Id, so doch in der Mehrzahl der Ide jedes Idanten
enthalten sein, und die Hälfte der Idanten wirkt des-
halb hier gerade so, als ob alle Idanten vorhanden
gewesen wären, d. h. jeder
Charakter der Art ist in ihnen
enthalten. Es stehen bei der Kreuzung hier nur Artcharaktere
gegen Artcharaktere, deren grösseren Unterschieden gegenüber
die kleinen individuellen Unterschiede verschwinden.

Bei der Fortpflanzung des Menschen, besonders inner-
halb ein und derselben Rasse, ist es umgekehrt: die Art-

22*
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[339/0363] gesagt, dass jeder der 32 Vorfahren sechster Generation noch mit einem Idanten im Keimplasma des Nachkommen vertreten ist, es können wohl ebenso gut nur 30 oder nur 20 dieser Vorfahren daran betheiligt sein, möglicher- wenn auch unwahr- scheinlicherweise sogar noch weniger. Ich komme bei den Rückschlagserscheinungen auf diese Verhältnisse wieder zurück. So viel ist sicher, dass in dem Keimplasma des be- fruchteten Eies niemals sämmtliche Idanten eines der Eltern enthalten sein können, sondern nur die Hälfte derselben. Dieser Satz scheint in Widerspruch zu stehen mit gewissen Thatsachen. Die Pflanzenbastarde halten häufig das Mittel zwischen den beiden Stammarten, d. h. sie enthalten sämmtliche Charaktere der beiden Stammarten in gegenseitiger Compen- sirung. So wären also hier sämmtliche Anlagen jedes Elters in der befruchteten Eizelle enthalten gewesen, obwohl doch nach unserer Theorie nur die Hälfte der elterlichen Idanten daran Theil haben. Der Widerspruch löst sich einfach, wenn man bedenkt, dass es sich hier um die Mischung der Charaktere zweier Arten handelt, nicht um die zweier Individuen der gleichen Art. Die Artcharaktere müssen, wenn nicht in jedem Id, so doch in der Mehrzahl der Ide jedes Idanten enthalten sein, und die Hälfte der Idanten wirkt des- halb hier gerade so, als ob alle Idanten vorhanden gewesen wären, d. h. jeder Charakter der Art ist in ihnen enthalten. Es stehen bei der Kreuzung hier nur Artcharaktere gegen Artcharaktere, deren grösseren Unterschieden gegenüber die kleinen individuellen Unterschiede verschwinden. Bei der Fortpflanzung des Menschen, besonders inner- halb ein und derselben Rasse, ist es umgekehrt: die Art- 22*

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Zitationshilfe: Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/363>, abgerufen am 24.11.2024.