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Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892.

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3. Historisches zur Continuität des Keimplasma's.

Als ich vor sieben Jahren1) den Gedanken der "Continuität
des Keimplasma's" in die Wissenschaft einführte, that ich
dies in dem Glauben, diese Vorstellung zum ersten Mal aus-
gesprochen zu haben. Es hat sich aber im Laufe der folgenden
Jahre herausgestellt, dass ähnliche Gedanken in mehr oder
weniger klarer Form schon vorher in verschiedenen Köpfen
aufgetaucht waren. Eine ganze Reihe von Schriftstellern wurde
so nach und nach entdeckt, von welchen Jeder ohne vom Andern
zu wissen den Gegensatz von Körper- und Keimzellen und den
direkten Zusammenhang der Keimzellen der Generationen mehr
oder weniger klar ausgesprochen hatte, theils blos behauptet,
theils auch durch Thatsachen zu stützen versucht hatte. Ich
lasse diese Vorläufer hier in chronologischer Ordnung folgen.

Schon 1849 wies Richard Owen darauf hin, dass in dem
in Entwickelung begriffenen Keim unterschieden werden könne
zwischen solchen Zellen, welche stark verändert werden, um den
Körper zu bilden, und solchen, welche nur wenig verändert
werden und welche die Reproductionsorgane bilden.2)

In England war es Francis Galton, welcher Gedanken
äusserte, die sich der Continuität des Keimplasma's einiger-
massen nähern. Schon 1872 erschienen einige Aufsätze, in
welchen das Individuum aufgefasst wird, als bestehend "aus zwei
Theilen, von denen der eine ,latent', der andere ,patent' ist.
"Den ersten kennen wir nur durch seine Wirkungen auf die
Nachkommenschaft, während der andere die Person ausmacht,
die wir vor uns sehen. Die zwar benachbarten, aber doch auch
getrennten Wachsthumslinien der patenten und latenten Elemente

1) "Die Continuität des Keimplasma's als Grundlage einer Theorie
der Vererbung". Jena 1885.
2) Ich führe diese Äusserung nach dem Buch von Geddes und
Thomson an: "Evolution of Sex", London 1889, p. 93; wo dieselbe zu
finden sei, wird dort nicht gesagt.
3. Historisches zur Continuität des Keimplasma’s.

Als ich vor sieben Jahren1) den Gedanken der „Continuität
des Keimplasma’s“ in die Wissenschaft einführte, that ich
dies in dem Glauben, diese Vorstellung zum ersten Mal aus-
gesprochen zu haben. Es hat sich aber im Laufe der folgenden
Jahre herausgestellt, dass ähnliche Gedanken in mehr oder
weniger klarer Form schon vorher in verschiedenen Köpfen
aufgetaucht waren. Eine ganze Reihe von Schriftstellern wurde
so nach und nach entdeckt, von welchen Jeder ohne vom Andern
zu wissen den Gegensatz von Körper- und Keimzellen und den
direkten Zusammenhang der Keimzellen der Generationen mehr
oder weniger klar ausgesprochen hatte, theils blos behauptet,
theils auch durch Thatsachen zu stützen versucht hatte. Ich
lasse diese Vorläufer hier in chronologischer Ordnung folgen.

Schon 1849 wies Richard Owen darauf hin, dass in dem
in Entwickelung begriffenen Keim unterschieden werden könne
zwischen solchen Zellen, welche stark verändert werden, um den
Körper zu bilden, und solchen, welche nur wenig verändert
werden und welche die Reproductionsorgane bilden.2)

In England war es Francis Galton, welcher Gedanken
äusserte, die sich der Continuität des Keimplasma’s einiger-
massen nähern. Schon 1872 erschienen einige Aufsätze, in
welchen das Individuum aufgefasst wird, als bestehend „aus zwei
Theilen, von denen der eine ‚latent‘, der andere ‚patent‘ ist.
„Den ersten kennen wir nur durch seine Wirkungen auf die
Nachkommenschaft, während der andere die Person ausmacht,
die wir vor uns sehen. Die zwar benachbarten, aber doch auch
getrennten Wachsthumslinien der patenten und latenten Elemente

1) „Die Continuität des Keimplasma’s als Grundlage einer Theorie
der Vererbung“. Jena 1885.
2) Ich führe diese Äusserung nach dem Buch von Geddes und
Thomson an: „Evolution of Sex“, London 1889, p. 93; wo dieselbe zu
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[260/0284] 3. Historisches zur Continuität des Keimplasma’s. Als ich vor sieben Jahren 1) den Gedanken der „Continuität des Keimplasma’s“ in die Wissenschaft einführte, that ich dies in dem Glauben, diese Vorstellung zum ersten Mal aus- gesprochen zu haben. Es hat sich aber im Laufe der folgenden Jahre herausgestellt, dass ähnliche Gedanken in mehr oder weniger klarer Form schon vorher in verschiedenen Köpfen aufgetaucht waren. Eine ganze Reihe von Schriftstellern wurde so nach und nach entdeckt, von welchen Jeder ohne vom Andern zu wissen den Gegensatz von Körper- und Keimzellen und den direkten Zusammenhang der Keimzellen der Generationen mehr oder weniger klar ausgesprochen hatte, theils blos behauptet, theils auch durch Thatsachen zu stützen versucht hatte. Ich lasse diese Vorläufer hier in chronologischer Ordnung folgen. Schon 1849 wies Richard Owen darauf hin, dass in dem in Entwickelung begriffenen Keim unterschieden werden könne zwischen solchen Zellen, welche stark verändert werden, um den Körper zu bilden, und solchen, welche nur wenig verändert werden und welche die Reproductionsorgane bilden. 2) In England war es Francis Galton, welcher Gedanken äusserte, die sich der Continuität des Keimplasma’s einiger- massen nähern. Schon 1872 erschienen einige Aufsätze, in welchen das Individuum aufgefasst wird, als bestehend „aus zwei Theilen, von denen der eine ‚latent‘, der andere ‚patent‘ ist. „Den ersten kennen wir nur durch seine Wirkungen auf die Nachkommenschaft, während der andere die Person ausmacht, die wir vor uns sehen. Die zwar benachbarten, aber doch auch getrennten Wachsthumslinien der patenten und latenten Elemente 1) „Die Continuität des Keimplasma’s als Grundlage einer Theorie der Vererbung“. Jena 1885. 2) Ich führe diese Äusserung nach dem Buch von Geddes und Thomson an: „Evolution of Sex“, London 1889, p. 93; wo dieselbe zu finden sei, wird dort nicht gesagt.

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Zitationshilfe: Weismann, August: Das Keimplasma. Eine Theorie der Vererbung. Jena, 1892, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weismann_keimplasma_1892/284>, abgerufen am 21.11.2024.