Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

Bild:
<< vorherige Seite
Comica.
Rob. Siehe da/ Meister Sandseiger macher/ ihr
habet eine hübsche Sprache/ verlest ihn.

Nicodemus. Wo euch mit meiner Sprache was
gedienet ist/ so kan ich in Ansehung der künfftigen
Hochzeit wol ein Briefgen lesen.

Mert. Ich bin ein Sterngucker/ ich werde mich
besser darzu schicken/ wo jrgend was darbey zu pro-
gnostici
ren ist: Denn aus den Liedern propheceyet
man von den Poeten.

Rob. So mag es auch bey dem Sterngucker
bleiben: Der sol das Lied visiren.

Mert. (Lieset das Lied.)
1.
ICh komme schon zu sechszehn
Jahren/
Ach Venus sieh mein Elend an/
Sol ich mich denn so lange sparen/
Biß ich im Barte streicheln kan?
Ach weise mir ein zartes Lamm/
Und mache mich zum Bräutigam.
2.
Was sol ich stets zur Jungfer gehen?
Es ist doch weder halb noch gantz:
Da
Z z 4
Comica.
Rob. Siehe da/ Meiſter Sandſeiger macher/ ihr
habet eine huͤbſche Sprache/ verleſt ihn.

Nicodemus. Wo euch mit meiner Sprache was
gedienet iſt/ ſo kan ich in Anſehung der kuͤnfftigen
Hochzeit wol ein Briefgen leſen.

Mert. Ich bin ein Sterngucker/ ich werde mich
beſſer darzu ſchicken/ wo jrgend was darbey zu pro-
gnoſtici
ren iſt: Denn aus den Liedern propheceyet
man von den Poeten.

Rob. So mag es auch bey dem Sterngucker
bleiben: Der ſol das Lied viſiren.

Mert. (Lieſet das Lied.)
1.
ICh komme ſchon zu ſechszehn
Jahren/
Ach Venus ſieh mein Elend an/
Sol ich mich denn ſo lange ſparen/
Biß ich im Barte ſtreicheln kan?
Ach weiſe mir ein zartes Lam̃/
Und mache mich zum Braͤutigam.
2.
Was ſol ich ſtets zur Jungfer gehen?
Es iſt doch weder halb noch gantz:
Da
Z z 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0700" n="361[359]"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#k">Comica.</hi> </hi> </fw><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Rob.</hi> </speaker>
              <p>Siehe da/ Mei&#x017F;ter Sand&#x017F;eiger macher/ ihr<lb/>
habet eine hu&#x0364;b&#x017F;che Sprache/ verle&#x017F;t ihn.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Nicodemus.</hi> </speaker>
              <p>Wo euch mit meiner Sprache was<lb/>
gedienet i&#x017F;t/ &#x017F;o kan ich in An&#x017F;ehung der ku&#x0364;nfftigen<lb/>
Hochzeit wol ein Briefgen le&#x017F;en.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Mert.</hi> </speaker>
              <p>Ich bin ein Sterngucker/ ich werde mich<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er darzu &#x017F;chicken/ wo jrgend was darbey zu <hi rendition="#aq">pro-<lb/>
gno&#x017F;tici</hi>ren i&#x017F;t: Denn aus den Liedern propheceyet<lb/>
man von den Poeten.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Rob.</hi> </speaker>
              <p>So mag es auch bey dem Sterngucker<lb/>
bleiben: Der &#x017F;ol das Lied <hi rendition="#aq">vi&#x017F;i</hi>ren.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Mert.</hi> </speaker>
              <stage>(<hi rendition="#fr">Lie&#x017F;et das Lied.</hi>)</stage><lb/>
              <lg type="poem">
                <head>1.</head><lb/>
                <lg n="1">
                  <l> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">I</hi>Ch komme &#x017F;chon zu &#x017F;echszehn</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#in"> <hi rendition="#et">Jahren/</hi> </hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">Ach Venus &#x017F;ieh mein Elend an/</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">Sol ich mich denn &#x017F;o lange &#x017F;paren/</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">Biß ich im Barte &#x017F;treicheln kan?</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">Ach wei&#x017F;e mir ein zartes Lam&#x0303;/</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#et">Und mache mich zum Bra&#x0364;utigam.</hi> </l>
                </lg><lb/>
                <lg n="2">
                  <head>2.</head><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Was &#x017F;ol ich &#x017F;tets zur Jungfer gehen?</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#fr">Es i&#x017F;t doch weder halb noch gantz:</hi> </l>
                </lg><lb/>
                <fw place="bottom" type="sig">Z z 4</fw>
                <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Da</hi> </fw><lb/>
              </lg>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[361[359]/0700] Comica. Rob. Siehe da/ Meiſter Sandſeiger macher/ ihr habet eine huͤbſche Sprache/ verleſt ihn. Nicodemus. Wo euch mit meiner Sprache was gedienet iſt/ ſo kan ich in Anſehung der kuͤnfftigen Hochzeit wol ein Briefgen leſen. Mert. Ich bin ein Sterngucker/ ich werde mich beſſer darzu ſchicken/ wo jrgend was darbey zu pro- gnoſticiren iſt: Denn aus den Liedern propheceyet man von den Poeten. Rob. So mag es auch bey dem Sterngucker bleiben: Der ſol das Lied viſiren. Mert. (Lieſet das Lied.) 1. ICh komme ſchon zu ſechszehn Jahren/ Ach Venus ſieh mein Elend an/ Sol ich mich denn ſo lange ſparen/ Biß ich im Barte ſtreicheln kan? Ach weiſe mir ein zartes Lam̃/ Und mache mich zum Braͤutigam. 2. Was ſol ich ſtets zur Jungfer gehen? Es iſt doch weder halb noch gantz: Da Z z 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/700
Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 361[359]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/700>, abgerufen am 18.05.2024.