Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.Absurda Sigh. Man lachte aus Barmhertzigkeit/ daß ein Mensch so einfältige und ungereimte Sachen vor- bringen könte. Rob. So hat uns die Barmhertzigkeit eine Lust erwecket. Sigh. Das Spiel hieng nirgend an einander/ und wenn sich die Connexion weisen solte/ so kam eine Schlägerey darzwischen/ biß wir aus dem Spiele vor der Zeit lauffen musten. Rob. Wir kunten auf einmahl nicht mehr lachen: drum musten wir nur den Feyerabend ankündigen. Sigh. Ich halte indessen darvor/ es könten etliche Moralia mit eingeschlossen seyn/ da man auch mit- ten in der Kurtzweil etwas lernen könte. Rob. Wie sol ich dieses verstehen? Sigh. Ich habe sonst den Bäurischen Machiavel- lum gesehen/ da war unter einem geringen Bilde al- les vorgestellet/ wie man zu Hofe/ und sonsten in der Welt einander um das Politische Glücke zu betrie- gen pfleget: So weiß ich auch/ daß mir einmahl zwey Poeten-Gesellschafften/ als die Tannzapffen- und Narrenkolben- Zunfft/ zu Gesichte kommen/ da fahe ich wol/ daß etliche Simplicisten fatyrice durch- gezogen/ und zu ihrer Besserung oder zu der Nach- folger bessern Verstande abgemahlet waren: Allein was vor eine Klugheit hab ich aus den heutigen Nar- ren-Possen zu nehmen/ Oder worin wird der Autor seine Müh vor der erbaren Welt berechnen können/ wenn jemand den abgezielten Nutzen erforschen wolte? Rob.
Absurda Sigh. Man lachte aus Barmhertzigkeit/ daß ein Menſch ſo einfaͤltige und ungereimte Sachen vor- bringen koͤnte. Rob. So hat uns die Barmhertzigkeit eine Luſt erwecket. Sigh. Das Spiel hieng nirgend an einander/ und wenn ſich die Connexion weiſen ſolte/ ſo kam eine Schlaͤgerey darzwiſchen/ biß wir aus dem Spiele vor der Zeit lauffen muſten. Rob. Wir kunten auf einmahl nicht mehr lachen: drum muſten wir nur den Feyerabend ankuͤndigen. Sigh. Ich halte indeſſen darvor/ es koͤnten etliche Moralia mit eingeſchloſſen ſeyn/ da man auch mit- ten in der Kurtzweil etwas lernen koͤnte. Rob. Wie ſol ich dieſes verſtehen? Sigh. Ich habe ſonſt den Baͤuriſchen Machiavel- lum geſehen/ da war unter einem geringen Bilde al- les vorgeſtellet/ wie man zu Hofe/ und ſonſten in der Welt einander um das Politiſche Gluͤcke zu betrie- gen pfleget: So weiß ich auch/ daß mir einmahl zwey Poeten-Geſellſchafften/ als die Tannzapffen- und Narrenkolben- Zunfft/ zu Geſichte kommen/ da fahe ich wol/ daß etliche Simpliciſten fatyricè durch- gezogen/ und zu ihrer Beſſerung oder zu der Nach- folger beſſern Verſtande abgemahlet waren: Allein was vor eine Klugheit hab ich aus den heutigen Nar- ren-Poſſen zu nehmen/ Oder worin wird der Autor ſeine Muͤh vor der erbaren Welt berechnen koͤnnen/ weñ jemand den abgezielten Nutzen erforſchen wolte? Rob.
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Sigh. Man lachte aus Barmhertzigkeit/ daß ein
Menſch ſo einfaͤltige und ungereimte Sachen vor-
bringen koͤnte.
Rob. So hat uns die Barmhertzigkeit eine Luſt
erwecket.
Sigh. Das Spiel hieng nirgend an einander/ und
wenn ſich die Connexion weiſen ſolte/ ſo kam eine
Schlaͤgerey darzwiſchen/ biß wir aus dem Spiele
vor der Zeit lauffen muſten.
Rob. Wir kunten auf einmahl nicht mehr lachen:
drum muſten wir nur den Feyerabend ankuͤndigen.
Sigh. Ich halte indeſſen darvor/ es koͤnten etliche
Moralia mit eingeſchloſſen ſeyn/ da man auch mit-
ten in der Kurtzweil etwas lernen koͤnte.
Rob. Wie ſol ich dieſes verſtehen?
Sigh. Ich habe ſonſt den Baͤuriſchen Machiavel-
lum geſehen/ da war unter einem geringen Bilde al-
les vorgeſtellet/ wie man zu Hofe/ und ſonſten in der
Welt einander um das Politiſche Gluͤcke zu betrie-
gen pfleget: So weiß ich auch/ daß mir einmahl
zwey Poeten-Geſellſchafften/ als die Tannzapffen-
und Narrenkolben- Zunfft/ zu Geſichte kommen/ da
fahe ich wol/ daß etliche Simpliciſten fatyricè durch-
gezogen/ und zu ihrer Beſſerung oder zu der Nach-
folger beſſern Verſtande abgemahlet waren: Allein
was vor eine Klugheit hab ich aus den heutigen Nar-
ren-Poſſen zu nehmen/ Oder worin wird der Autor
ſeine Muͤh vor der erbaren Welt berechnen koͤnnen/
weñ jemand den abgezielten Nutzen erforſchen wolte?
Rob.
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