Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.Absurda Curs. Grolmus Wetterhahn/ wolbestellter Glo- cken-Läuter zu Rumpels-Kirche. Grol. Herr/ das bin ich. Sigh. Seyd ihr ein Glocken-Läuter/ und könnt Comoedien machen? Grol. Ja Herr/ das Glocken-Läuten ist zweyer- ley/ wer den Calender so im Kopffe haben muß/ als unser einer zu Rumpelskirche/ der lernet wol seine fünff Sinnen zusammen nehmen. Sigh. Ey/ ist das Ampt so beschwerlich? Grol. Herr/ auff unserm Kirchthurme haben wir zwey Glocken/ sie sind zwar alle ziemlich klein/ doch zum Unterscheide/ und um geliebter Nachricht wil- len/ heissen wir eine die kleine/ und die andere die grosse. Sigh. Da gehöret nicht viel Kopfbrechens darzu. Grol. Hört nur weiter: Nun ist unser Dorff so weitläufftig gebauet/ und der vornehme Stand bringets auch mit/ daß wir allemahl mit zwey Glo- cken läuten. Wenn ich nun mit der kleinen Glocke anfange/ so wissen die Leute/ daß kein Fest-Tag ist/ fange ich aber mit der grossen an/ und mit der kleinen drauff/ so ist gewiß ein Feyer-Tag im Dorf- fe. Wer nun das Rothe im Calender nicht verste- het/ dem wil ich meinen Glockenstrang in die Hand geben/ er soll mir Schweine genung machen. Sigh. Aber wer das verichten wil/ der lernet deß- wegen kein Comoedien machen. Grol. Aus der Glocke fallen mir freylich keine Künste
Absurda Curſ. Grolmus Wetterhahn/ wolbeſtellter Glo- cken-Laͤuter zu Rumpels-Kirche. Grol. Herr/ das bin ich. Sigh. Seyd ihr ein Glocken-Laͤuter/ und koͤnnt Comœdien machen? Grol. Ja Herr/ das Glocken-Laͤuten iſt zweyer- ley/ wer den Calender ſo im Kopffe haben muß/ als unſer einer zu Rumpelskirche/ der lernet wol ſeine fuͤnff Sinnen zuſammen nehmen. Sigh. Ey/ iſt das Ampt ſo beſchwerlich? Grol. Herr/ auff unſerm Kirchthurme haben wir zwey Glocken/ ſie ſind zwar alle ziemlich klein/ doch zum Unterſcheide/ und um geliebter Nachricht wil- len/ heiſſen wir eine die kleine/ und die andere die groſſe. Sigh. Da gehoͤret nicht viel Kopfbrechens darzu. Grol. Hoͤrt nur weiter: Nun iſt unſer Dorff ſo weitlaͤufftig gebauet/ und der vornehme Stand bringets auch mit/ daß wir allemahl mit zwey Glo- cken laͤuten. Wenn ich nun mit der kleinen Glocke anfange/ ſo wiſſen die Leute/ daß kein Feſt-Tag iſt/ fange ich aber mit der groſſen an/ und mit der kleinen drauff/ ſo iſt gewiß ein Feyer-Tag im Dorf- fe. Wer nun das Rothe im Calender nicht verſte- het/ dem wil ich meinen Glockenſtrang in die Hand geben/ er ſoll mir Schweine genung machen. Sigh. Aber wer das verichten wil/ der lernet deß- wegen kein Comœdien machen. Grol. Aus der Glocke fallen mir freylich keine Kuͤnſte
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Absurda
Curſ. Grolmus Wetterhahn/ wolbeſtellter Glo-
cken-Laͤuter zu Rumpels-Kirche.
Grol. Herr/ das bin ich.
Sigh. Seyd ihr ein Glocken-Laͤuter/ und koͤnnt
Comœdien machen?
Grol. Ja Herr/ das Glocken-Laͤuten iſt zweyer-
ley/ wer den Calender ſo im Kopffe haben muß/ als
unſer einer zu Rumpelskirche/ der lernet wol ſeine
fuͤnff Sinnen zuſammen nehmen.
Sigh. Ey/ iſt das Ampt ſo beſchwerlich?
Grol. Herr/ auff unſerm Kirchthurme haben wir
zwey Glocken/ ſie ſind zwar alle ziemlich klein/ doch
zum Unterſcheide/ und um geliebter Nachricht wil-
len/ heiſſen wir eine die kleine/ und die andere die
groſſe.
Sigh. Da gehoͤret nicht viel Kopfbrechens darzu.
Grol. Hoͤrt nur weiter: Nun iſt unſer Dorff ſo
weitlaͤufftig gebauet/ und der vornehme Stand
bringets auch mit/ daß wir allemahl mit zwey Glo-
cken laͤuten. Wenn ich nun mit der kleinen Glocke
anfange/ ſo wiſſen die Leute/ daß kein Feſt-Tag
iſt/ fange ich aber mit der groſſen an/ und mit der
kleinen drauff/ ſo iſt gewiß ein Feyer-Tag im Dorf-
fe. Wer nun das Rothe im Calender nicht verſte-
het/ dem wil ich meinen Glockenſtrang in die Hand
geben/ er ſoll mir Schweine genung machen.
Sigh. Aber wer das verichten wil/ der lernet deß-
wegen kein Comœdien machen.
Grol. Aus der Glocke fallen mir freylich keine
Kuͤnſte
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