Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.Absurda werden? Habe ich nicht alle Weißheit in der In-vention ausgeschüttet/ und werde ich nicht als ein anderer Terentius, Plautus und Casaubonus vor aller Welt gerühmet werden? Ja werde ich nicht den Nahmen in der That führen/ daß ich ein rech- ter Bonifacius in folio bin? Und gleichwol du un- gerathener Schelm/ wilst mir meine Sache so niederschlagen/ als wenn ich mit dem schönen Stü- cke solte tanqvam alius stultus & asinus abgewiesen werden. Siehe wie stehstu nun/ oder wie viel ge- be ich dir Maulschellen/ biß ich meinen Väterli- chen Eyfer werde gestillet haben. Panc. Ey Vater ich weiß auch wie ein Kind die Eltern respectiren sol; Aber wenn es auch zu grob gemacht wird/ so bin ich gleichwol nicht schuldig alle Schelmen und Ohrfeigen einzufressen. Daß jhrs eben wisst: vor sechs Wochen bin ich funffzehn Jahr gewesen/ nun bin ich Majorennis, und da wil ich sehen/ wer mich tractiren soll/ als einen Hundsjungen. Bon. Bistu Mojorennis? Panc. Ja/ das heist auf deutsch/ ich bin ein Herr vor mich/ und wer mir meine Herrschafft abdispu- tiren wil/ dem wil ich aus einem Buche respondi- ren/ das mit Meßingen Buckeln beschlagen ist. Bon. Majorennis, Majorennis! je bin ich nicht ein Narr/ daß ich den Schelmen ein Viertel Jahr bey unsern Ammtschreiber habe aufwarten lassen. Er ist gewiß hinter die Briefe kommen/ und lernet mir Cau-
Absurda werden? Habe ich nicht alle Weißheit in der In-vention ausgeſchuͤttet/ und werde ich nicht als ein anderer Terentius, Plautus und Caſaubonus vor aller Welt geruͤhmet werden? Ja werde ich nicht den Nahmen in der That fuͤhren/ daß ich ein rech- ter Bonifacius in folio bin? Und gleichwol du un- gerathener Schelm/ wilſt mir meine Sache ſo niederſchlagen/ als wenn ich mit dem ſchoͤnen Stuͤ- cke ſolte tanqvam alius ſtultus & aſinus abgewieſen werden. Siehe wie ſtehſtu nun/ oder wie viel ge- be ich dir Maulſchellen/ biß ich meinen Vaͤterli- chen Eyfer werde geſtillet haben. Panc. Ey Vater ich weiß auch wie ein Kind die Eltern reſpectiren ſol; Aber wenn es auch zu grob gemacht wird/ ſo bin ich gleichwol nicht ſchuldig alle Schelmen und Ohrfeigen einzufreſſen. Daß jhrs eben wiſſt: vor ſechs Wochen bin ich funffzehn Jahr geweſen/ nun bin ich Majorennis, und da wil ich ſehen/ wer mich tractiren ſoll/ als einen Hundsjungen. Bon. Biſtu Mojorennis? Panc. Ja/ das heiſt auf deutſch/ ich bin ein Herr vor mich/ und wer mir meine Herꝛſchafft abdiſpu- tiren wil/ dem wil ich aus einem Buche reſpondi- ren/ das mit Meßingen Buckeln beſchlagen iſt. Bon. Majorennis, Majorennis! je bin ich nicht ein Narꝛ/ daß ich den Schelmen ein Viertel Jahr bey unſern Am̃tſchreiber habe aufwarten laſſen. Er iſt gewiß hinter die Briefe kommen/ und lernet mir Cau-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp> <p><pb facs="#f0585" n="144[244]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Absurda</hi></hi></hi></fw><lb/> werden? Habe ich nicht alle Weißheit in der <hi rendition="#aq">In-<lb/> vention</hi> ausgeſchuͤttet/ und werde ich nicht als ein<lb/> anderer <hi rendition="#aq">Terentius, Plautus</hi> und <hi rendition="#aq">Caſaubonus</hi> vor<lb/> aller Welt geruͤhmet werden? Ja werde ich nicht<lb/> den Nahmen in der That fuͤhren/ daß ich ein rech-<lb/> ter <hi rendition="#aq">Bonifacius</hi> in <hi rendition="#aq">folio</hi> bin? Und gleichwol du un-<lb/> gerathener Schelm/ wilſt mir meine Sache ſo<lb/> niederſchlagen/ als wenn ich mit dem ſchoͤnen Stuͤ-<lb/> cke ſolte <hi rendition="#aq">tanqvam alius ſtultus & aſinus</hi> abgewieſen<lb/> werden. Siehe wie ſtehſtu nun/ oder wie viel ge-<lb/> be ich dir Maulſchellen/ biß ich meinen Vaͤterli-<lb/> chen Eyfer werde geſtillet haben.</p><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Panc.</hi> </speaker> <p>Ey Vater ich weiß auch wie ein Kind die<lb/> Eltern <hi rendition="#aq">reſpecti</hi>ren ſol; Aber wenn es auch zu grob<lb/> gemacht wird/ ſo bin ich gleichwol nicht ſchuldig<lb/> alle Schelmen und Ohrfeigen einzufreſſen. Daß<lb/> jhrs eben wiſſt: vor ſechs Wochen bin ich funffzehn<lb/> Jahr geweſen/ nun bin ich <hi rendition="#aq">Majorennis,</hi> und da<lb/> wil ich ſehen/ wer mich <hi rendition="#aq">tracti</hi>ren ſoll/ als einen<lb/> Hundsjungen.</p><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Bon.</hi> </speaker> <p>Biſtu <hi rendition="#aq">Mojorennis?</hi></p><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Panc.</hi> </speaker> <p>Ja/ das heiſt auf deutſch/ ich bin ein Herr<lb/> vor mich/ und wer mir meine Herꝛſchafft ab<hi rendition="#aq">diſpu-<lb/> ti</hi>ren wil/ dem wil ich aus einem Buche <hi rendition="#aq">reſpondi-</hi><lb/> ren/ das mit Meßingen Buckeln beſchlagen iſt.</p><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#aq">Bon.</hi> </speaker> <p><hi rendition="#aq">Majorennis, Majorennis!</hi> je bin ich nicht<lb/> ein Narꝛ/ daß ich den Schelmen ein Viertel Jahr<lb/> bey unſern Am̃tſchreiber habe aufwarten laſſen. Er<lb/> iſt gewiß hinter die Briefe kommen/ und lernet mir<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Cau-</hi></fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [144[244]/0585]
Absurda
werden? Habe ich nicht alle Weißheit in der In-
vention ausgeſchuͤttet/ und werde ich nicht als ein
anderer Terentius, Plautus und Caſaubonus vor
aller Welt geruͤhmet werden? Ja werde ich nicht
den Nahmen in der That fuͤhren/ daß ich ein rech-
ter Bonifacius in folio bin? Und gleichwol du un-
gerathener Schelm/ wilſt mir meine Sache ſo
niederſchlagen/ als wenn ich mit dem ſchoͤnen Stuͤ-
cke ſolte tanqvam alius ſtultus & aſinus abgewieſen
werden. Siehe wie ſtehſtu nun/ oder wie viel ge-
be ich dir Maulſchellen/ biß ich meinen Vaͤterli-
chen Eyfer werde geſtillet haben.
Panc. Ey Vater ich weiß auch wie ein Kind die
Eltern reſpectiren ſol; Aber wenn es auch zu grob
gemacht wird/ ſo bin ich gleichwol nicht ſchuldig
alle Schelmen und Ohrfeigen einzufreſſen. Daß
jhrs eben wiſſt: vor ſechs Wochen bin ich funffzehn
Jahr geweſen/ nun bin ich Majorennis, und da
wil ich ſehen/ wer mich tractiren ſoll/ als einen
Hundsjungen.
Bon. Biſtu Mojorennis?
Panc. Ja/ das heiſt auf deutſch/ ich bin ein Herr
vor mich/ und wer mir meine Herꝛſchafft abdiſpu-
tiren wil/ dem wil ich aus einem Buche reſpondi-
ren/ das mit Meßingen Buckeln beſchlagen iſt.
Bon. Majorennis, Majorennis! je bin ich nicht
ein Narꝛ/ daß ich den Schelmen ein Viertel Jahr
bey unſern Am̃tſchreiber habe aufwarten laſſen. Er
iſt gewiß hinter die Briefe kommen/ und lernet mir
Cau-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/585 |
Zitationshilfe: | Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 144[244]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/585>, abgerufen am 28.07.2024. |