Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.MASANIELLO. So ist nunmehr die Freyheit in einen solchen Stand gebracht/ daß jhr Königliche Majestät sich einer vollkommenen Herrschafft rühmen können. Wir ha- ben ja innerhalb sechszehn Jahren in die hundert Millionen contribuiret/ und jhr Majestät sind al- lezeit ärmer worden: Nun werden die jenigen ab- gewiesen seyn/ welche dem Volcke zur Beschwerung jhr Interesse bey dem Königlichen Gelde gesuchet haben. Ich gestehe es gerne/ ich habe mein Blut auff das Spiel gesetzt/ doch protestire ich vor der gantzen Welt/ daß ich alles dem Allmächtigen Gott zu Ehren/ dem Könige in Hispanien/ dem Vice-Roy, dem Volcke/ ja dem gantzen Königreiche zum be- sten gethan habe: verwundert sich iemand über diesen prächtigen Habit? Er ist mir wieder meinen Willen angeleget worden: Ihre Eminentz der Ertz- Bischoff hat mich bey Straffe des Bannes dahin gezwungen/ daß ich bey dieser Solennität in einem Silbern-Stücke erscheinen müssen: allein nunmehro wil ich diesem Kleide gute Nacht geben/ und meine alte Fischer-Hosen wiederum anlegen. (Er reist an dem Kleide/ und kan nicht zu rechte kommen/ hiermit kniet er vor dem Vice-Roy.) Ach jhr Excellentz erbarmen sich/ und helffen mir das Kleid vom Leibe reissen/ welches mir nicht an- stehet. Rod. Es stehet jhm gar wohl an/ er lasse sich doch erbitten. Phil. M m 3
MASANIELLO. So iſt nunmehr die Freyheit in einen ſolchen Stand gebracht/ daß jhr Koͤnigliche Majeſtaͤt ſich einer vollkommenen Herꝛſchafft ruͤhmen koͤnnen. Wir ha- ben ja innerhalb ſechszehn Jahren in die hundert Millionen contribuiret/ und jhr Majeſtaͤt ſind al- lezeit aͤrmer worden: Nun werden die jenigen ab- gewieſen ſeyn/ welche dem Volcke zur Beſchwerung jhr Intereſſe bey dem Koͤniglichen Gelde geſuchet haben. Ich geſtehe es gerne/ ich habe mein Blut auff das Spiel geſetzt/ doch proteſtire ich vor der gantzen Welt/ daß ich alles dem Allmaͤchtigen Gott zu Ehren/ dem Koͤnige in Hiſpanien/ dem Vice-Roy, dem Volcke/ ja dem gantzen Koͤnigreiche zum be- ſten gethan habe: verwundert ſich iemand uͤber dieſen praͤchtigen Habit? Er iſt mir wieder meinen Willen angeleget worden: Ihre Eminentz der Ertz- Biſchoff hat mich bey Straffe des Bannes dahin gezwungen/ daß ich bey dieſer Solennität in einem Silbern-Stuͤcke erſcheinen muͤſſen: allein nunmehro wil ich dieſem Kleide gute Nacht geben/ und meine alte Fiſcher-Hoſen wiederum anlegen. (Er reiſt an dem Kleide/ und kan nicht zu rechte kommen/ hiermit kniet er vor dem Vice-Roy.) Ach jhr Excellentz erbarmen ſich/ und helffen mir das Kleid vom Leibe reiſſen/ welches mir nicht an- ſtehet. Rod. Es ſtehet jhm gar wohl an/ er laſſe ſich doch erbitten. Phil. M m 3
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MASANIELLO.
So iſt nunmehr die Freyheit in einen ſolchen Stand
gebracht/ daß jhr Koͤnigliche Majeſtaͤt ſich einer
vollkommenen Herꝛſchafft ruͤhmen koͤnnen. Wir ha-
ben ja innerhalb ſechszehn Jahren in die hundert
Millionen contribuiret/ und jhr Majeſtaͤt ſind al-
lezeit aͤrmer worden: Nun werden die jenigen ab-
gewieſen ſeyn/ welche dem Volcke zur Beſchwerung
jhr Intereſſe bey dem Koͤniglichen Gelde geſuchet
haben. Ich geſtehe es gerne/ ich habe mein Blut
auff das Spiel geſetzt/ doch proteſtire ich vor der
gantzen Welt/ daß ich alles dem Allmaͤchtigen Gott
zu Ehren/ dem Koͤnige in Hiſpanien/ dem Vice-Roy,
dem Volcke/ ja dem gantzen Koͤnigreiche zum be-
ſten gethan habe: verwundert ſich iemand uͤber
dieſen praͤchtigen Habit? Er iſt mir wieder meinen
Willen angeleget worden: Ihre Eminentz der Ertz-
Biſchoff hat mich bey Straffe des Bannes dahin
gezwungen/ daß ich bey dieſer Solennität in einem
Silbern-Stuͤcke erſcheinen muͤſſen: allein nunmehro
wil ich dieſem Kleide gute Nacht geben/ und meine
alte Fiſcher-Hoſen wiederum anlegen.
(Er reiſt an dem Kleide/ und kan nicht
zu rechte kommen/ hiermit kniet er
vor dem Vice-Roy.)
Ach jhr Excellentz erbarmen ſich/ und helffen mir
das Kleid vom Leibe reiſſen/ welches mir nicht an-
ſtehet.
Rod. Es ſtehet jhm gar wohl an/ er laſſe ſich
doch erbitten.
Phil.
M m 3
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