Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.Geliebter Leser. ALldieweil über Vermuthen hier ren
Geliebter Leſer. ALldieweil uͤber Vermuthen hier ren
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Geliebter Leſer.
ALldieweil uͤber Vermuthen hier
etliche Blaͤtter ledig verbleiben/
ſo habe ich nur dieſes erinnern wol-
len/ daß man ſich nicht aͤrgern duͤrf-
te/ wenn der Hiſtorie dergleichen Um-
ſtaͤnde angedichtet werden/ welche ſich
weder aus der Bibel/ noch aus
andern Buͤchern koͤnnen beweiſen laſ-
ſen. Zum Exempel ich gebe es vor
keine Warheit aus/ ob Rahel einen
andern Liebſten gehabt/ ob ſich La-
bans Kinder der Heyrath wiederſe-
tzet/ ob ein Engel mit einer ſolchen
Bothſchafft erſchienen iſt/ u. d. g.
Doch die Freyheit eines Gedichtes
bringet es ſo mit/ daß man das jeni-
ge nach Gefallen ſuppliret, welches bey
dem Geſchichtſchreiber/ als unnoͤthig
ausgelaſſen worden. Denn die Action
muß vollkommen ſeyn/ und muß jhre
Affecten, jhre Intrigven, und endlich jh-
ren
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/339>, abgerufen am 16.02.2025. |