Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.Heyrath. te tödten lassen? Ist es wunder/ daß ein Bräu-tigam nach der ersten Hochzeit-Ruhe in die frische Lufft spatzieret? Lea. Ach nein. Ich habe an seiner heutigen Mi- ne gemercket/ daß er mich nimmermehr zu seinem Ehegemahl behalten wird. Dar. Sie vergesse doch meiner vorigen Rede nicht. Lea. Ich bin zu lauter Unglück gebohren: Aber ach! wo muß er hinkommen seyn? Reg. Die Schäfer haben jhm so lange nachge- sehen/ biß jhn der Wald aus den Augengerücket hat. Wo er nun den sichersten Weg ergreifen wird/ das- selbe wird niemand erforschen können. Laa. Ja wol/ niemand hat es erforschen wollen; Solche Diener hat mein Vater an seinem Brod- te/ die mit sehenden Augen einen Schaden nach dem andern geschehen lassen. Die Beine würden den faulen Schlingeln von den Rücken abgefallen seyn/ wenn sie den verlauffenen Menschen in seinen bösen Vorsatze verhindert hätten. O verfluchtes Gesinde! dessen Boßheit über die älteste Tochter hinaus lauffen muß. Reg. Ich dachte im Anfange/ daß mir kein an- der Boten-Brodt würde zu Theil werden. Wä- re die Sache besser angefangen worden/ so hätte es auch einen bessern Ausgang. (Geht ab.) Lea. M 5
Heyrath. te toͤdten laſſen? Iſt es wunder/ daß ein Braͤu-tigam nach der erſten Hochzeit-Ruhe in die friſche Lufft ſpatzieret? Lea. Ach nein. Ich habe an ſeiner heutigen Mi- ne gemercket/ daß er mich nimmermehr zu ſeinem Ehegemahl behalten wird. Dar. Sie vergeſſe doch meiner vorigen Rede nicht. Lea. Ich bin zu lauter Ungluͤck gebohren: Aber ach! wo muß er hinkommen ſeyn? Reg. Die Schaͤfer haben jhm ſo lange nachge- ſehen/ biß jhn der Wald aus den Augengeruͤcket hat. Wo er nun den ſicherſten Weg ergreifen wird/ daſ- ſelbe wird niemand erforſchen koͤnnen. Laa. Ja wol/ niemand hat es erforſchen wollen; Solche Diener hat mein Vater an ſeinem Brod- te/ die mit ſehenden Augen einen Schaden nach dem andern geſchehen laſſen. Die Beine wuͤrden den faulen Schlingeln von den Ruͤcken abgefallen ſeyn/ wenn ſie den verlauffenen Menſchen in ſeinen boͤſen Vorſatze verhindert haͤtten. O verfluchtes Geſinde! deſſen Boßheit uͤber die aͤlteſte Tochter hinaus lauffen muß. Reg. Ich dachte im Anfange/ daß mir kein an- der Boten-Brodt wuͤrde zu Theil werden. Waͤ- re die Sache beſſer angefangen worden/ ſo haͤtte es auch einen beſſern Ausgang. (Geht ab.) Lea. M 5
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Heyrath.
te toͤdten laſſen? Iſt es wunder/ daß ein Braͤu-
tigam nach der erſten Hochzeit-Ruhe in die friſche
Lufft ſpatzieret?
Lea. Ach nein. Ich habe an ſeiner heutigen Mi-
ne gemercket/ daß er mich nimmermehr zu ſeinem
Ehegemahl behalten wird.
Dar. Sie vergeſſe doch meiner vorigen Rede
nicht.
Lea. Ich bin zu lauter Ungluͤck gebohren: Aber
ach! wo muß er hinkommen ſeyn?
Reg. Die Schaͤfer haben jhm ſo lange nachge-
ſehen/ biß jhn der Wald aus den Augengeruͤcket hat.
Wo er nun den ſicherſten Weg ergreifen wird/ daſ-
ſelbe wird niemand erforſchen koͤnnen.
Laa. Ja wol/ niemand hat es erforſchen wollen;
Solche Diener hat mein Vater an ſeinem Brod-
te/ die mit ſehenden Augen einen Schaden nach
dem andern geſchehen laſſen. Die Beine wuͤrden
den faulen Schlingeln von den Ruͤcken abgefallen
ſeyn/ wenn ſie den verlauffenen Menſchen in ſeinen
boͤſen Vorſatze verhindert haͤtten. O verfluchtes
Geſinde! deſſen Boßheit uͤber die aͤlteſte Tochter
hinaus lauffen muß.
Reg. Ich dachte im Anfange/ daß mir kein an-
der Boten-Brodt wuͤrde zu Theil werden. Waͤ-
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(Geht ab.)
Lea.
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