Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

Bild:
<< vorherige Seite
Jacobs
deswegen lebet/ damit er alle Gattungen des Un-
glücks erfahren/ und dadurch ein Verlangen nach
dem Tode tragen sol. Ach wie falsch ist Jacob
berichtet worden/ und wie unrecht geschicht seiner
Liebsten/ daß er sich in die Flucht begeben hat. Hin-
gegen was wird Rahel vor eine Botschafft von
mir bekommen/ mit was vor Thränen wird sie
diesen neuen Verlust beweinen? O selig wer das
Honig der Liebe niemals kosten darff. Derselbe le-
bet doch versichert/ daß jhm die anklebende Bitter-
keit nimmermehr die Kähle verderben kan.

Rah. Das ist ein langsamer Bote/ der sich in
Liebes-Sachen so lange aufzuhalten pfleget.

Han. (Ad Spectatores).
Die Botschafft/ die ich bringe/ verlanget keine Eil-
fertigkeit.

Rah. Seht jhr noch nicht/ wer alle Augenblick
zehlet/ biß jhr zurücke komt?

Han. Ich gestehe es/ ich bin ein langsamer Bo-
te/ ich bin langsam abgefertiget worden: so möch-
te ich nun wünschen gar nicht wieder zukommen.

Rah. Wie sol ich diese Rede verstehen? Ach
Himmel ist Jacob untreu?

Han. Sie hat die Sache nicht errathen.
Rah. Hat jhn etwa Lea mit ihren Schmeiche-
leyen bezwungen?

Han. Auch in diesen denckt sie unrecht.
Rah. Ist er etwan vor Angst gestorben?
Han.
Jacobs
deswegen lebet/ damit er alle Gattungen des Un-
gluͤcks erfahren/ und dadurch ein Verlangen nach
dem Tode tragen ſol. Ach wie falſch iſt Jacob
berichtet worden/ und wie unrecht geſchicht ſeiner
Liebſten/ daß er ſich in die Flucht begeben hat. Hin-
gegen was wird Rahel vor eine Botſchafft von
mir bekommen/ mit was vor Thraͤnen wird ſie
dieſen neuen Verluſt beweinen? O ſelig wer das
Honig der Liebe niemals koſten darff. Derſelbe le-
bet doch verſichert/ daß jhm die anklebende Bitter-
keit nimmermehr die Kaͤhle verderben kan.

Rah. Das iſt ein langſamer Bote/ der ſich in
Liebes-Sachen ſo lange aufzuhalten pfleget.

Han. (Ad Spectatores).
Die Botſchafft/ die ich bringe/ verlanget keine Eil-
fertigkeit.

Rah. Seht jhr noch nicht/ wer alle Augenblick
zehlet/ biß jhr zuruͤcke komt?

Han. Ich geſtehe es/ ich bin ein langſamer Bo-
te/ ich bin langſam abgefertiget worden: ſo moͤch-
te ich nun wuͤnſchen gar nicht wieder zukommen.

Rah. Wie ſol ich dieſe Rede verſtehen? Ach
Himmel iſt Jacob untreu?

Han. Sie hat die Sache nicht errathen.
Rah. Hat jhn etwa Lea mit ihren Schmeiche-
leyen bezwungen?

Han. Auch in dieſen denckt ſie unrecht.
Rah. Iſt er etwan vor Angſt geſtorben?
Han.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp>
              <p><pb facs="#f0201" n="180"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Jacobs</hi></fw><lb/>
deswegen lebet/ damit er alle Gattungen des Un-<lb/>
glu&#x0364;cks erfahren/ und dadurch ein Verlangen nach<lb/>
dem Tode tragen &#x017F;ol. Ach wie fal&#x017F;ch i&#x017F;t Jacob<lb/>
berichtet worden/ und wie unrecht ge&#x017F;chicht &#x017F;einer<lb/>
Lieb&#x017F;ten/ daß er &#x017F;ich in die Flucht begeben hat. Hin-<lb/>
gegen was wird Rahel vor eine Bot&#x017F;chafft von<lb/>
mir bekommen/ mit was vor Thra&#x0364;nen wird &#x017F;ie<lb/>
die&#x017F;en neuen Verlu&#x017F;t beweinen? O &#x017F;elig wer das<lb/>
Honig der Liebe niemals ko&#x017F;ten darff. Der&#x017F;elbe le-<lb/>
bet doch ver&#x017F;ichert/ daß jhm die anklebende Bitter-<lb/>
keit nimmermehr die Ka&#x0364;hle verderben kan.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Rah.</hi> </speaker>
              <p>Das i&#x017F;t ein lang&#x017F;amer Bote/ der &#x017F;ich in<lb/>
Liebes-Sachen &#x017F;o lange aufzuhalten pfleget.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Han.</hi> </speaker>
              <stage> <hi rendition="#aq">(Ad Spectatores).</hi> </stage><lb/>
              <p>Die Bot&#x017F;chafft/ die ich bringe/ verlanget keine Eil-<lb/>
fertigkeit.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Rah.</hi> </speaker>
              <p>Seht jhr noch nicht/ wer alle Augenblick<lb/>
zehlet/ biß jhr zuru&#x0364;cke komt?</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Han.</hi> </speaker>
              <p>Ich ge&#x017F;tehe es/ ich bin ein lang&#x017F;amer Bo-<lb/>
te/ ich bin lang&#x017F;am abgefertiget worden: &#x017F;o mo&#x0364;ch-<lb/>
te ich nun wu&#x0364;n&#x017F;chen gar nicht wieder zukommen.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Rah.</hi> </speaker>
              <p>Wie &#x017F;ol ich die&#x017F;e Rede ver&#x017F;tehen? Ach<lb/>
Himmel i&#x017F;t Jacob untreu?</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Han.</hi> </speaker>
              <p>Sie hat die Sache nicht errathen.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Rah.</hi> </speaker>
              <p>Hat jhn etwa <hi rendition="#aq">Lea</hi> mit ihren Schmeiche-<lb/>
leyen bezwungen?</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Han.</hi> </speaker>
              <p>Auch in die&#x017F;en denckt &#x017F;ie unrecht.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Rah.</hi> </speaker>
              <p>I&#x017F;t er etwan vor Ang&#x017F;t ge&#x017F;torben?</p>
            </sp><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Han.</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0201] Jacobs deswegen lebet/ damit er alle Gattungen des Un- gluͤcks erfahren/ und dadurch ein Verlangen nach dem Tode tragen ſol. Ach wie falſch iſt Jacob berichtet worden/ und wie unrecht geſchicht ſeiner Liebſten/ daß er ſich in die Flucht begeben hat. Hin- gegen was wird Rahel vor eine Botſchafft von mir bekommen/ mit was vor Thraͤnen wird ſie dieſen neuen Verluſt beweinen? O ſelig wer das Honig der Liebe niemals koſten darff. Derſelbe le- bet doch verſichert/ daß jhm die anklebende Bitter- keit nimmermehr die Kaͤhle verderben kan. Rah. Das iſt ein langſamer Bote/ der ſich in Liebes-Sachen ſo lange aufzuhalten pfleget. Han. (Ad Spectatores). Die Botſchafft/ die ich bringe/ verlanget keine Eil- fertigkeit. Rah. Seht jhr noch nicht/ wer alle Augenblick zehlet/ biß jhr zuruͤcke komt? Han. Ich geſtehe es/ ich bin ein langſamer Bo- te/ ich bin langſam abgefertiget worden: ſo moͤch- te ich nun wuͤnſchen gar nicht wieder zukommen. Rah. Wie ſol ich dieſe Rede verſtehen? Ach Himmel iſt Jacob untreu? Han. Sie hat die Sache nicht errathen. Rah. Hat jhn etwa Lea mit ihren Schmeiche- leyen bezwungen? Han. Auch in dieſen denckt ſie unrecht. Rah. Iſt er etwan vor Angſt geſtorben? Han.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/201
Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/201>, abgerufen am 24.11.2024.