Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.Heyrath. meine Dienste gegen einen solchen Lohn viel zu ge-ringe sind: Allein gleich wie sich meine Vergnü- gung von Tage zu Tage vermehren wird/ also tra- ge ich auch keinen Zweifel/ ich werde noch ferner die Ehre haben/ mit allen getreusten Diensten danckbar zu seyn. Lab. Haltet euch nicht auff. Verliebten Per- sonen wird die Zeit lang. Nur lasset euch dieses zur Nachricht gesaget seyn/ daß eine Braut/ unse- rer Lands-Gewohnheit nach/ die erste Nacht mit dem Bräutigam kein Wort reden darff. Jac. Ich werde mich gleichwohl meiner Annehm- ligkeit nicht gantz berauben lassen. (Er küsst jhr die Hände.) Lab. Das übrige stehet in des Bräutigams Ge- fallen. Nur gedencket an das Gelübde des Still- schweigens/ und hiermit eine geruhige Nacht. Jac. Gleichfals einen gesegneten Schlaf/ mein Herr Vater. Doch bleibet kein Knabe mit der Fackel bey uns? Lab. Wo man still schweiget/ da muß es auch finster seyn. Jac. Ich bin auch in diesem Stücke zu frieden. Ich weiß jhre Gedancken/ also darff sie nicht re- den: Sie ist mein Licht/ also werde ich vor keiner Finsterniß erschrecken. Lab. So ruhet demnach wol/ und lasset euch nichts unangenehmes träumen. Jac. I 3
Heyrath. meine Dienſte gegen einen ſolchen Lohn viel zu ge-ringe ſind: Allein gleich wie ſich meine Vergnuͤ- gung von Tage zu Tage vermehren wird/ alſo tra- ge ich auch keinen Zweifel/ ich werde noch ferner die Ehre haben/ mit allen getreuſten Dienſten danckbar zu ſeyn. Lab. Haltet euch nicht auff. Verliebten Per- ſonen wird die Zeit lang. Nur laſſet euch dieſes zur Nachricht geſaget ſeyn/ daß eine Braut/ unſe- rer Lands-Gewohnheit nach/ die erſte Nacht mit dem Braͤutigam kein Wort reden darff. Jac. Ich werde mich gleichwohl meiner Annehm- ligkeit nicht gantz berauben laſſen. (Er kuͤſſt jhr die Haͤnde.) Lab. Das uͤbrige ſtehet in des Braͤutigams Ge- fallen. Nur gedencket an das Geluͤbde des Still- ſchweigens/ und hiermit eine geruhige Nacht. Jac. Gleichfals einen geſegneten Schlaf/ mein Herr Vater. Doch bleibet kein Knabe mit der Fackel bey uns? Lab. Wo man ſtill ſchweiget/ da muß es auch finſter ſeyn. Jac. Ich bin auch in dieſem Stuͤcke zu frieden. Ich weiß jhre Gedancken/ alſo darff ſie nicht re- den: Sie iſt mein Licht/ alſo werde ich vor keiner Finſterniß erſchrecken. Lab. So ruhet demnach wol/ und laſſet euch nichts unangenehmes traͤumen. Jac. I 3
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Heyrath.
meine Dienſte gegen einen ſolchen Lohn viel zu ge-
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gung von Tage zu Tage vermehren wird/ alſo tra-
ge ich auch keinen Zweifel/ ich werde noch ferner
die Ehre haben/ mit allen getreuſten Dienſten
danckbar zu ſeyn.
Lab. Haltet euch nicht auff. Verliebten Per-
ſonen wird die Zeit lang. Nur laſſet euch dieſes
zur Nachricht geſaget ſeyn/ daß eine Braut/ unſe-
rer Lands-Gewohnheit nach/ die erſte Nacht mit
dem Braͤutigam kein Wort reden darff.
Jac. Ich werde mich gleichwohl meiner Annehm-
ligkeit nicht gantz berauben laſſen.
(Er kuͤſſt jhr die Haͤnde.)
Lab. Das uͤbrige ſtehet in des Braͤutigams Ge-
fallen. Nur gedencket an das Geluͤbde des Still-
ſchweigens/ und hiermit eine geruhige Nacht.
Jac. Gleichfals einen geſegneten Schlaf/ mein
Herr Vater. Doch bleibet kein Knabe mit der
Fackel bey uns?
Lab. Wo man ſtill ſchweiget/ da muß es auch
finſter ſeyn.
Jac. Ich bin auch in dieſem Stuͤcke zu frieden.
Ich weiß jhre Gedancken/ alſo darff ſie nicht re-
den: Sie iſt mein Licht/ alſo werde ich vor keiner
Finſterniß erſchrecken.
Lab. So ruhet demnach wol/ und laſſet euch
nichts unangenehmes traͤumen.
Jac.
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/154>, abgerufen am 16.02.2025. |