Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693. Josq. O du Lecker/ du must dich allemal mit deinem Maule verschnappen. Col. Gegen unverschämte Leute kan man sich nicht in acht nehmen. Josq. Jch muß doch selber gehen/ wo es sich der Mühe nicht verlohnet/ so gebe ich ihm an der Hausthüre Audienz. Adag. Mein Herr wird sich hier in der Capelle in Diensten befinden. Fris. Ach nein/ ich warte nur dem Herrn Capellmeister auff/ und möchte wün- schen/ daß ich mit der Zeit könte capa- ble werden/ was rechtschaffenes in der Music zu praestiren. Ad. Er thut gar recht daran/ die recht- schaffenen Musici wollen sich heute zu Tage gar seltsam machen. Fris. Die edle Kunst wird doch allezeit ih- re Liebhaber behalten. Wer weiß/ was der Herr Capellmeister itzund vor einen stattlichen Menschen antreffen wird. Adag. Wir Virtuösen reisen heute zu Ta- ge nicht so dicke beysammen/ daß ihrer zwey in eine Stadt zugleich kommen/ ich
Josq. O du Lecker/ du muſt dich allemal mit deinem Maule verſchnappen. Col. Gegen unverſchaͤmte Leute kan man ſich nicht in acht nehmen. Josq. Jch muß doch ſelber gehen/ wo es ſich der Muͤhe nicht verlohnet/ ſo gebe ich ihm an der Hausthuͤre Audienz. Adag. Mein Herr wird ſich hier in der Capelle in Dienſten befinden. Friſ. Ach nein/ ich warte nur dem Herrn Capellmeiſter auff/ und moͤchte wuͤn- ſchen/ daß ich mit der Zeit koͤnte capa- ble werden/ was rechtſchaffenes in der Muſic zu præſtiren. Ad. Er thut gar recht daran/ die recht- ſchaffenen Muſici wollen ſich heute zu Tage gar ſeltſam machen. Friſ. Die edle Kunſt wird doch allezeit ih- re Liebhaber behalten. Wer weiß/ was der Herr Capellmeiſter itzund vor einen ſtattlichen Menſchen antreffen wird. Adag. Wir Virtuoͤſen reiſen heute zu Ta- ge nicht ſo dicke beyſammen/ daß ihrer zwey in eine Stadt zugleich kommen/ ich
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0984" n="816"/> <sp who="#JOSQ"> <speaker> <hi rendition="#aq">Josq.</hi> </speaker> <p>O du Lecker/ du muſt dich allemal<lb/> mit deinem Maule verſchnappen.</p> </sp><lb/> <sp who="#COL"> <speaker>Col.</speaker> <p>Gegen unverſchaͤmte Leute kan man<lb/> ſich nicht in acht nehmen.</p> </sp><lb/> <sp who="#JOSQ"> <speaker> <hi rendition="#aq">Josq.</hi> </speaker> <p>Jch muß doch ſelber gehen/ wo es<lb/> ſich der Muͤhe nicht verlohnet/ ſo gebe<lb/> ich ihm an der Hausthuͤre <hi rendition="#aq">Audienz.</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#ADA"> <speaker>Adag.</speaker> <p>Mein Herr wird ſich hier in der<lb/> Capelle in Dienſten befinden.</p> </sp><lb/> <sp who="#FRI"> <speaker>Friſ.</speaker> <p>Ach nein/ ich warte nur dem Herrn<lb/> Capellmeiſter auff/ und moͤchte wuͤn-<lb/> ſchen/ daß ich mit der Zeit koͤnte <hi rendition="#aq">capa-<lb/> ble</hi> werden/ was rechtſchaffenes in der<lb/><hi rendition="#aq">Muſic</hi> zu <hi rendition="#aq">præſti</hi>ren.</p> </sp><lb/> <sp who="#ADA"> <speaker>Ad.</speaker> <p>Er thut gar recht daran/ die recht-<lb/> ſchaffenen <hi rendition="#aq">Muſici</hi> wollen ſich heute zu<lb/> Tage gar ſeltſam machen.</p> </sp><lb/> <sp who="#FRI"> <speaker>Friſ.</speaker> <p>Die edle Kunſt wird doch allezeit ih-<lb/> re Liebhaber behalten. Wer weiß/<lb/> was der Herr Capellmeiſter itzund vor<lb/> einen ſtattlichen Menſchen antreffen<lb/> wird.</p> </sp><lb/> <sp who="#ADA"> <speaker>Adag.</speaker> <p>Wir <hi rendition="#aq">Virtu</hi>oͤſen reiſen heute zu Ta-<lb/> ge nicht ſo dicke beyſammen/ daß ihrer<lb/> zwey in eine Stadt zugleich kommen/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ich</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [816/0984]
Josq. O du Lecker/ du muſt dich allemal
mit deinem Maule verſchnappen.
Col. Gegen unverſchaͤmte Leute kan man
ſich nicht in acht nehmen.
Josq. Jch muß doch ſelber gehen/ wo es
ſich der Muͤhe nicht verlohnet/ ſo gebe
ich ihm an der Hausthuͤre Audienz.
Adag. Mein Herr wird ſich hier in der
Capelle in Dienſten befinden.
Friſ. Ach nein/ ich warte nur dem Herrn
Capellmeiſter auff/ und moͤchte wuͤn-
ſchen/ daß ich mit der Zeit koͤnte capa-
ble werden/ was rechtſchaffenes in der
Muſic zu præſtiren.
Ad. Er thut gar recht daran/ die recht-
ſchaffenen Muſici wollen ſich heute zu
Tage gar ſeltſam machen.
Friſ. Die edle Kunſt wird doch allezeit ih-
re Liebhaber behalten. Wer weiß/
was der Herr Capellmeiſter itzund vor
einen ſtattlichen Menſchen antreffen
wird.
Adag. Wir Virtuoͤſen reiſen heute zu Ta-
ge nicht ſo dicke beyſammen/ daß ihrer
zwey in eine Stadt zugleich kommen/
ich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/984 |
Zitationshilfe: | Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 816. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/984>, abgerufen am 16.06.2024. |