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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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nicht sol singen lernen/ denn wir sitzen
manchmal auff dem Abend/ und singen
ein Tisch-Lied. Ja Frau Muhme/
bey meiner armen Treue/ wenn ich die
Augen zumache/ so dencke ich/ es sitzt ein
leibhaffter Engel in der Stube. Mein
Herr spricht offte/ es hat sollen ein
Junge werden/ und wir hatten zu thun
genung/ daß sie nicht mit lateinisch lern-
te/ wie sie klein war.
Corn. So wird sie schon den Preiß vor
der Stieff-Schwester wegnehmen.
Voc. Ach das elende Mensch/ wir dancken
dem lieben GOtt/ daß wir sie aus dem
Hause kriegten. Jch sagte auch an der
Hochzeit wider die Gäste/ ihr Leute
nehmt vorlieb/ dasmalspeise ich Bor-
storffer-Aepffel/ wenn es wieder so
kömmt/ daß ich Hochzeit mache/ so müssen
die Marcipane raus.
Corn. Ja wenn ein solch Mädgen 14.
Jahr alt ist/ so mag man immer die
Marcipan-Formen auswaschen,
Voc. Nein sie muß mir zuvor im Hause
was nütze seyn/ es heist: Ehestand/
Wehestand.
Solche junge Dinger
können
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nicht ſol ſingen lernen/ denn wir ſitzen
manchmal auff dem Abend/ und ſingen
ein Tiſch-Lied. Ja Frau Muhme/
bey meiner armen Treue/ wenn ich die
Augen zumache/ ſo dencke ich/ es ſitzt ein
leibhaffter Engel in der Stube. Mein
Herr ſpricht offte/ es hat ſollen ein
Junge werden/ und wir hatten zu thun
genung/ daß ſie nicht mit lateiniſch lern-
te/ wie ſie klein war.
Corn. So wird ſie ſchon den Preiß vor
der Stieff-Schweſter wegnehmen.
Voc. Ach das elende Menſch/ wir dancken
dem lieben GOtt/ daß wir ſie aus dem
Hauſe kriegten. Jch ſagte auch an der
Hochzeit wider die Gaͤſte/ ihr Leute
nehmt vorlieb/ dasmalſpeiſe ich Bor-
ſtorffer-Aepffel/ wenn es wieder ſo
koͤm̃t/ daß ich Hochzeit mache/ ſo muͤſſen
die Marcipane raus.
Corn. Ja wenn ein ſolch Maͤdgen 14.
Jahr alt iſt/ ſo mag man immer die
Marcipan-Formen auswaſchen,
Voc. Nein ſie muß mir zuvor im Hauſe
was nuͤtze ſeyn/ es heiſt: Eheſtand/
Weheſtand.
Solche junge Dinger
koͤnnen
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[743/0911] nicht ſol ſingen lernen/ denn wir ſitzen manchmal auff dem Abend/ und ſingen ein Tiſch-Lied. Ja Frau Muhme/ bey meiner armen Treue/ wenn ich die Augen zumache/ ſo dencke ich/ es ſitzt ein leibhaffter Engel in der Stube. Mein Herr ſpricht offte/ es hat ſollen ein Junge werden/ und wir hatten zu thun genung/ daß ſie nicht mit lateiniſch lern- te/ wie ſie klein war. Corn. So wird ſie ſchon den Preiß vor der Stieff-Schweſter wegnehmen. Voc. Ach das elende Menſch/ wir dancken dem lieben GOtt/ daß wir ſie aus dem Hauſe kriegten. Jch ſagte auch an der Hochzeit wider die Gaͤſte/ ihr Leute nehmt vorlieb/ dasmalſpeiſe ich Bor- ſtorffer-Aepffel/ wenn es wieder ſo koͤm̃t/ daß ich Hochzeit mache/ ſo muͤſſen die Marcipane raus. Corn. Ja wenn ein ſolch Maͤdgen 14. Jahr alt iſt/ ſo mag man immer die Marcipan-Formen auswaſchen, Voc. Nein ſie muß mir zuvor im Hauſe was nuͤtze ſeyn/ es heiſt: Eheſtand/ Weheſtand. Solche junge Dinger koͤnnen J i 3

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 743. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/911>, abgerufen am 24.11.2024.