Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.
Tage gar elende/ aber auff den Abend/ da lernen alle Lahmen gehen/ alle Blin- de sehen/ und wenn ich dencke ich habe ein Aepffelgen auff dem Baume/ oder eine Schote auff dem Acker/ so haben mir die Bettler das Meinige wegge- wischt. Also wolte ich gerne jemanden ansprechen/ der das unnütze Volck ent- weder wegjagen könnte: oder der es doch besser im Zaume hielte/ daß mir gleich- wol so viel Schaden nicht gethan wür- de. O vor 6. Jahren war ich ein ehr- licher Mann/ seither bin ich um alles kommen. Parap. Jch wolte unlängst in einem Dorf- fe Kirschen stehlen/ damit kommen 120. Bauern ---- Cap. Der Herr vergesse seiner Rede nicht/ waren ihrer gleich 120? Parap. Nicht anders/ als ich sage: Denn so viel Steine kamen mir auff den Puckel geflogen; Allein ich wolte mei- nen Vortheil erschen/ und ein Loch durch den Zaun machen/ und that so ei- nen gewaltigen Stoß/ daß der Zaun mit 6. Bauer-Häusern über den Hauf- fen
Tage gar elende/ aber auff den Abend/ da lernen alle Lahmen gehen/ alle Blin- de ſehen/ und wenn ich dencke ich habe ein Aepffelgen auff dem Baume/ oder eine Schote auff dem Acker/ ſo haben mir die Bettler das Meinige wegge- wiſcht. Alſo wolte ich gerne jemanden anſprechen/ der das unnuͤtze Volck ent- weder wegjagen koͤñte: oder der es doch beſſer im Zaume hielte/ daß mir gleich- wol ſo viel Schaden nicht gethan wuͤr- de. O vor 6. Jahren war ich ein ehr- licher Mann/ ſeither bin ich um alles kommen. Parap. Jch wolte unlaͤngſt in einem Dorf- fe Kirſchen ſtehlen/ damit kommen 120. Bauern ---- Cap. Der Herr vergeſſe ſeiner Rede nicht/ waren ihrer gleich 120? Parap. Nicht anders/ als ich ſage: Denn ſo viel Steine kamen mir auff den Puckel geflogen; Allein ich wolte mei- nen Vortheil erſchen/ und ein Loch durch den Zaun machen/ und that ſo ei- nen gewaltigen Stoß/ daß der Zaun mit 6. Bauer-Haͤuſern uͤber den Hauf- fen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#CAPU"> <p><pb facs="#f0853" n="685"/> Tage gar elende/ aber auff den Abend/<lb/> da lernen alle Lahmen gehen/ alle Blin-<lb/> de ſehen/ und wenn ich dencke ich habe<lb/> ein Aepffelgen auff dem Baume/ oder<lb/> eine Schote auff dem Acker/ ſo haben<lb/> mir die Bettler das Meinige wegge-<lb/> wiſcht. Alſo wolte ich gerne jemanden<lb/> anſprechen/ der das unnuͤtze Volck ent-<lb/> weder wegjagen koͤñte: oder der es doch<lb/> beſſer im Zaume hielte/ daß mir gleich-<lb/> wol ſo viel Schaden nicht gethan wuͤr-<lb/> de. O vor 6. Jahren war ich ein ehr-<lb/> licher Mann/ ſeither bin ich um alles<lb/> kommen.</p> </sp><lb/> <sp who="#PARA"> <speaker>Parap.</speaker> <p>Jch wolte unlaͤngſt in einem Dorf-<lb/> fe Kirſchen ſtehlen/ damit kommen 120.<lb/> Bauern ----</p> </sp><lb/> <sp who="#CAPU"> <speaker>Cap.</speaker> <p>Der Herr vergeſſe ſeiner Rede nicht/<lb/> waren ihrer gleich 120?</p> </sp><lb/> <sp who="#PARA"> <speaker>Parap.</speaker> <p>Nicht anders/ als ich ſage: Denn<lb/> ſo viel Steine kamen mir auff den<lb/> Puckel geflogen; Allein ich wolte mei-<lb/> nen Vortheil erſchen/ und ein Loch<lb/> durch den Zaun machen/ und that ſo ei-<lb/> nen gewaltigen Stoß/ daß der Zaun<lb/> mit 6. Bauer-Haͤuſern uͤber den Hauf-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">fen</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [685/0853]
Tage gar elende/ aber auff den Abend/
da lernen alle Lahmen gehen/ alle Blin-
de ſehen/ und wenn ich dencke ich habe
ein Aepffelgen auff dem Baume/ oder
eine Schote auff dem Acker/ ſo haben
mir die Bettler das Meinige wegge-
wiſcht. Alſo wolte ich gerne jemanden
anſprechen/ der das unnuͤtze Volck ent-
weder wegjagen koͤñte: oder der es doch
beſſer im Zaume hielte/ daß mir gleich-
wol ſo viel Schaden nicht gethan wuͤr-
de. O vor 6. Jahren war ich ein ehr-
licher Mann/ ſeither bin ich um alles
kommen.
Parap. Jch wolte unlaͤngſt in einem Dorf-
fe Kirſchen ſtehlen/ damit kommen 120.
Bauern ----
Cap. Der Herr vergeſſe ſeiner Rede nicht/
waren ihrer gleich 120?
Parap. Nicht anders/ als ich ſage: Denn
ſo viel Steine kamen mir auff den
Puckel geflogen; Allein ich wolte mei-
nen Vortheil erſchen/ und ein Loch
durch den Zaun machen/ und that ſo ei-
nen gewaltigen Stoß/ daß der Zaun
mit 6. Bauer-Haͤuſern uͤber den Hauf-
fen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |