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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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Rais. Alle Leute sündigen nicht aus Boß-
heit. Etliche sündigen aus Schwach-
heit.
Sirup. Wer die Leute mit geschabtem
Bockshorn betrieget/ und etwas Veil-
Wurtzel drunter pulverisiret/ daß es ei-
nen Geruch bekommt: Der auch wol
gar heßliche Excrementa mit untermischt/
dessen Sünde wird gewiß vor keine
Schwachheit auffzunehmen seyn.
Rais. Was in der gantzen Welt geschie-
het/ das muß als eine Schwachheit ent-
schuldiget werden: Wo sie an diesen
Personen allzuscharff verfahren wol-
len/ so will ich gerne sehen/ wer in der
Welt wird leben bleiben.
Sir. Wenn wir den betrieglichen Qvack-
salbern werden die Hälse gebrochen ha-
ben/ so wollen wir den ehrlichen Leuten
gutes Leben wünschen.
Rais. Wir handeln zwar nicht alle mit Zie-
gel-Meele/ aber das ist doch wahr: Die
Welt ist voller Qvacksalber.
AEscul. Das Wort hören wir zum ersten-
male. Gehet in euch/ und revociret mit
gutem Willen/ ehe die Re[ - 1 Zeichen fehlt]on et-
was
Raiſ. Alle Leute ſuͤndigen nicht aus Boß-
heit. Etliche ſuͤndigen aus Schwach-
heit.
Sirup. Wer die Leute mit geſchabtem
Bockshorn betrieget/ und etwas Veil-
Wurtzel drunter pulveriſiret/ daß es ei-
nen Geruch bekommt: Der auch wol
gaꝛ heßliche Excrementa mit unteꝛmiſcht/
deſſen Suͤnde wird gewiß vor keine
Schwachheit auffzunehmen ſeyn.
Raiſ. Was in der gantzen Welt geſchie-
het/ das muß als eine Schwachheit ent-
ſchuldiget werden: Wo ſie an dieſen
Perſonen allzuſcharff verfahren wol-
len/ ſo will ich gerne ſehen/ wer in der
Welt wird leben bleiben.
Sir. Wenn wir den betrieglichen Qvack-
ſalbern werden die Haͤlſe gebrochen ha-
ben/ ſo wollen wir den ehrlichen Leuten
gutes Leben wuͤnſchen.
Raiſ. Wir handeln zwar nicht alle mit Zie-
gel-Meele/ aber das iſt doch wahr: Die
Welt iſt voller Qvackſalber.
Æſcul. Das Wort hoͤren wir zum erſten-
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gutem Willen/ ehe die Re[ – 1 Zeichen fehlt]on et-
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[657/0825] Raiſ. Alle Leute ſuͤndigen nicht aus Boß- heit. Etliche ſuͤndigen aus Schwach- heit. Sirup. Wer die Leute mit geſchabtem Bockshorn betrieget/ und etwas Veil- Wurtzel drunter pulveriſiret/ daß es ei- nen Geruch bekommt: Der auch wol gaꝛ heßliche Excrementa mit unteꝛmiſcht/ deſſen Suͤnde wird gewiß vor keine Schwachheit auffzunehmen ſeyn. Raiſ. Was in der gantzen Welt geſchie- het/ das muß als eine Schwachheit ent- ſchuldiget werden: Wo ſie an dieſen Perſonen allzuſcharff verfahren wol- len/ ſo will ich gerne ſehen/ wer in der Welt wird leben bleiben. Sir. Wenn wir den betrieglichen Qvack- ſalbern werden die Haͤlſe gebrochen ha- ben/ ſo wollen wir den ehrlichen Leuten gutes Leben wuͤnſchen. Raiſ. Wir handeln zwar nicht alle mit Zie- gel-Meele/ aber das iſt doch wahr: Die Welt iſt voller Qvackſalber. Æſcul. Das Wort hoͤren wir zum erſten- male. Gehet in euch/ und revociret mit gutem Willen/ ehe die Re_on et- was

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 657. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/825>, abgerufen am 22.11.2024.