Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
men/ die um des kahlen Geldes willen
im Lande herum ziehen. Er nehme
meine Medicamenta, und wenn sie das
ihre nicht operiren/ so bring er sie wie-
der/ er soll sein Geld haben.
Affl. Mein Herr Doctor, ich weiß wol/
daß man solche Wolthaten mit keinem
Gelde bezahlen kan. Doch will ich
auch gerne das meinige thun/ und
danckbar seyn.
Lik. Wenn ihr meynet/ daß euch die Un-
danckbarkeit ein böse Gewissen macht/
so wil ich wol eure Freygebigkeit nicht
verachten. Aber ich will kein ehrlicher
Mann seyn/ dem ersten Bettler/ der
mir auff der Land-Strassen begegnen
wird/ dem will ichs zu einer frölichen
Fastnacht schencken.
Affl. Nu nu/ es stehet in des Herrn Do-
ctor
s Belieben/ ich bezahle das meini-
ge/ denn solche herrliche Artzeneyen
werden doch Geld kosten.
Lik. Mein Freund haltet mir doch ein
Wort zu gute/ ihr seyd hier zu Lande
schreckliche Phantasten/ daß ihr meine
Wolt hat nicht erkennen wollet. Ein
jed-
men/ die um des kahlen Geldes willen
im Lande herum ziehen. Er nehme
meine Medicamenta, und wenn ſie das
ihre nicht operiren/ ſo bring er ſie wie-
der/ er ſoll ſein Geld haben.
Affl. Mein Herr Doctor, ich weiß wol/
daß man ſolche Wolthaten mit keinem
Gelde bezahlen kan. Doch will ich
auch gerne das meinige thun/ und
danckbar ſeyn.
Lik. Wenn ihr meynet/ daß euch die Un-
danckbarkeit ein boͤſe Gewiſſen macht/
ſo wil ich wol eure Freygebigkeit nicht
verachten. Aber ich will kein ehrlicher
Mann ſeyn/ dem erſten Bettler/ der
mir auff der Land-Straſſen begegnen
wird/ dem will ichs zu einer froͤlichen
Faſtnacht ſchencken.
Affl. Nu nu/ es ſtehet in des Herrn Do-
ctor
s Belieben/ ich bezahle das meini-
ge/ denn ſolche herrliche Artzeneyen
werden doch Geld koſten.
Lik. Mein Freund haltet mir doch ein
Wort zu gute/ ihr ſeyd hier zu Lande
ſchreckliche Phantaſten/ daß ihr meine
Wolt hat nicht erkennen wollet. Ein
jed-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#LIK">
            <p><pb facs="#f0788" n="620"/>
men/ die um des kahlen Geldes willen<lb/>
im Lande herum ziehen. Er nehme<lb/>
meine <hi rendition="#aq">Medicamenta,</hi> und wenn &#x017F;ie das<lb/>
ihre nicht <hi rendition="#aq">operi</hi>ren/ &#x017F;o bring er &#x017F;ie wie-<lb/>
der/ er &#x017F;oll &#x017F;ein Geld haben.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AFF">
            <speaker>Affl.</speaker>
            <p>Mein Herr <hi rendition="#aq">Doctor,</hi> ich weiß wol/<lb/>
daß man &#x017F;olche Wolthaten mit keinem<lb/>
Gelde bezahlen kan. Doch will ich<lb/>
auch gerne das meinige thun/ und<lb/>
danckbar &#x017F;eyn.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LIK">
            <speaker>Lik.</speaker>
            <p>Wenn ihr meynet/ daß euch die Un-<lb/>
danckbarkeit ein bo&#x0364;&#x017F;e Gewi&#x017F;&#x017F;en macht/<lb/>
&#x017F;o wil ich wol eure Freygebigkeit nicht<lb/>
verachten. Aber ich will kein ehrlicher<lb/>
Mann &#x017F;eyn/ dem er&#x017F;ten Bettler/ der<lb/>
mir auff der Land-Stra&#x017F;&#x017F;en begegnen<lb/>
wird/ dem will ichs zu einer fro&#x0364;lichen<lb/>
Fa&#x017F;tnacht &#x017F;chencken.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#AFF">
            <speaker>Affl.</speaker>
            <p>Nu nu/ es &#x017F;tehet in des Herrn <hi rendition="#aq">Do-<lb/>
ctor</hi>s Belieben/ ich bezahle das meini-<lb/>
ge/ denn &#x017F;olche herrliche Artzeneyen<lb/>
werden doch Geld ko&#x017F;ten.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LIK">
            <speaker>Lik.</speaker>
            <p>Mein Freund haltet mir doch ein<lb/>
Wort zu gute/ ihr &#x017F;eyd hier zu Lande<lb/>
&#x017F;chreckliche Phanta&#x017F;ten/ daß ihr meine<lb/>
Wolt hat nicht erkennen wollet. Ein<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">jed-</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[620/0788] men/ die um des kahlen Geldes willen im Lande herum ziehen. Er nehme meine Medicamenta, und wenn ſie das ihre nicht operiren/ ſo bring er ſie wie- der/ er ſoll ſein Geld haben. Affl. Mein Herr Doctor, ich weiß wol/ daß man ſolche Wolthaten mit keinem Gelde bezahlen kan. Doch will ich auch gerne das meinige thun/ und danckbar ſeyn. Lik. Wenn ihr meynet/ daß euch die Un- danckbarkeit ein boͤſe Gewiſſen macht/ ſo wil ich wol eure Freygebigkeit nicht verachten. Aber ich will kein ehrlicher Mann ſeyn/ dem erſten Bettler/ der mir auff der Land-Straſſen begegnen wird/ dem will ichs zu einer froͤlichen Faſtnacht ſchencken. Affl. Nu nu/ es ſtehet in des Herrn Do- ctors Belieben/ ich bezahle das meini- ge/ denn ſolche herrliche Artzeneyen werden doch Geld koſten. Lik. Mein Freund haltet mir doch ein Wort zu gute/ ihr ſeyd hier zu Lande ſchreckliche Phantaſten/ daß ihr meine Wolt hat nicht erkennen wollet. Ein jed-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/788
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 620. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/788>, abgerufen am 18.12.2024.