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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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Pant. Ja ja der Vornehmste/ der ausser
dem Könige alle Leute unter sich hat.
Seb. (ad spect.) Hilff Himmel/ wir werden
dadurch gemeynet. So wahr wir ein
zukünfftiger König an der Türckischen
Gräntze sind/ so wahr ist uns in dem
Königreiche niemand zu vergleichen/
ausser daß wir dem Könige die Ehre
lassen/ weil er in praesenti sein Reich be-
herrschen kan. Doch wormit haben
wir den König beleidiget? Er kan es
gewiß nicht vertragen/ daß ein ander
König neben ihm wohnet? O du miß-
günstiges Glücke/ warum hast du uns
zu einem Könige gemacht/ da wir bey
dieser Hoheit verderben sollen? Doch
mein Freund/ ist es an dem/ daß der
vornehme Mann soll gesucht werden?
Pant. Ey warum solt es nicht wahr seyn?
Es lauffen wol hundert Soldaten in
der Stadt auff und ab/ die sollen ihn
gantz oder Stückweise/ lebendig oder
todt bringen.
Seb. Gantz oder Stückweise? Du edler
Leib solst du dich verstimmeln lassen?
lebendig oder todt? Du edle Seele
solst
Pant. Ja ja der Vornehmſte/ der auſſer
dem Koͤnige alle Leute unter ſich hat.
Seb. (ad ſpect.) Hilff Himmel/ wir werden
dadurch gemeynet. So wahr wir ein
zukuͤnfftiger Koͤnig an der Tuͤrckiſchen
Graͤntze ſind/ ſo wahr iſt uns in dem
Koͤnigreiche niemand zu vergleichen/
auſſer daß wir dem Koͤnige die Ehre
laſſen/ weil er in præſenti ſein Reich be-
herrſchen kan. Doch wormit haben
wir den Koͤnig beleidiget? Er kan es
gewiß nicht vertragen/ daß ein ander
Koͤnig neben ihm wohnet? O du miß-
guͤnſtiges Gluͤcke/ warum haſt du uns
zu einem Koͤnige gemacht/ da wir bey
dieſer Hoheit verderben ſollen? Doch
mein Freund/ iſt es an dem/ daß der
vornehme Mann ſoll geſucht werden?
Pant. Ey warum ſolt es nicht wahr ſeyn?
Es lauffen wol hundert Soldaten in
der Stadt auff und ab/ die ſollen ihn
gantz oder Stuͤckweiſe/ lebendig oder
todt bringen.
Seb. Gantz oder Stuͤckweiſe? Du edler
Leib ſolſt du dich verſtimmeln laſſen?
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[426/0592] Pant. Ja ja der Vornehmſte/ der auſſer dem Koͤnige alle Leute unter ſich hat. Seb. (ad ſpect.) Hilff Himmel/ wir werden dadurch gemeynet. So wahr wir ein zukuͤnfftiger Koͤnig an der Tuͤrckiſchen Graͤntze ſind/ ſo wahr iſt uns in dem Koͤnigreiche niemand zu vergleichen/ auſſer daß wir dem Koͤnige die Ehre laſſen/ weil er in præſenti ſein Reich be- herrſchen kan. Doch wormit haben wir den Koͤnig beleidiget? Er kan es gewiß nicht vertragen/ daß ein ander Koͤnig neben ihm wohnet? O du miß- guͤnſtiges Gluͤcke/ warum haſt du uns zu einem Koͤnige gemacht/ da wir bey dieſer Hoheit verderben ſollen? Doch mein Freund/ iſt es an dem/ daß der vornehme Mann ſoll geſucht werden? Pant. Ey warum ſolt es nicht wahr ſeyn? Es lauffen wol hundert Soldaten in der Stadt auff und ab/ die ſollen ihn gantz oder Stuͤckweiſe/ lebendig oder todt bringen. Seb. Gantz oder Stuͤckweiſe? Du edler Leib ſolſt du dich verſtimmeln laſſen? lebendig oder todt? Du edle Seele ſolſt

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/592>, abgerufen am 22.11.2024.