Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693. Bl. Aber seht/ nun ist meine Tochter nicht einmal drey Vierteljahr da gewesen/ und das Brodt ist ihr beym Edelman- ne ja gar zu übel bekommen/ oder ob sie einen bösen Trunck kriegt hat. Das ist wahr/ wo sie ihr Lebtage so unbe- hülfflich bleibet/ so ist sie mir und keinem Menschen was nütze. Br. Was soll aber ich dabey thun? Bl. Jch dachte/ wenn ihr etwan dahinter kämet/ was meine Tochter vor eine Kranckheit hätte. Wenn das Mädel nicht zu kindisch wäre/ so bildete ich mir/ Gott behüts und bewahrs/ gar was an- ders ein. Aber seht/ der Narr ist ver- gangen Michael erst 24. Jahr alt ge- west: So müssen wohl sonst böse Leute seyn über sie kommen. Br. Tritt daher/ du solt deinen Abschied ha- ben. Der Compan muß auch gehö- ret werden. Christ. Ja/ ich möchte mit meiner lieben Noth auch gerne vorkommen. Bros. Wilt du das/ so halt dich selber nicht auff. Christ. Jch habe nun 27. Jahr im heil. Ehe-
Bl. Aber ſeht/ nun iſt meine Tochter nicht einmal drey Vierteljahr da geweſen/ und das Brodt iſt ihr beym Edelman- ne ja gar zu uͤbel bekommen/ oder ob ſie einen boͤſen Trunck kriegt hat. Das iſt wahr/ wo ſie ihr Lebtage ſo unbe- huͤlfflich bleibet/ ſo iſt ſie mir und keinem Menſchen was nuͤtze. Br. Was ſoll aber ich dabey thun? Bl. Jch dachte/ wenn ihr etwan dahinter kaͤmet/ was meine Tochter vor eine Kranckheit haͤtte. Wenn das Maͤdel nicht zu kindiſch waͤre/ ſo bildete ich mir/ Gott behuͤts und bewahrs/ gar was an- ders ein. Aber ſeht/ der Narr iſt ver- gangen Michael erſt 24. Jahr alt ge- weſt: So muͤſſen wohl ſonſt boͤſe Leute ſeyn uͤber ſie kommen. Br. Tritt daher/ du ſolt deinen Abſchied ha- ben. Der Compan muß auch gehoͤ- ret werden. Chriſt. Ja/ ich moͤchte mit meiner lieben Noth auch gerne vorkommen. Broſ. Wilt du das/ ſo halt dich ſelber nicht auff. Chriſt. Jch habe nun 27. Jahr im heil. Ehe-
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Bl. Aber ſeht/ nun iſt meine Tochter nicht
einmal drey Vierteljahr da geweſen/
und das Brodt iſt ihr beym Edelman-
ne ja gar zu uͤbel bekommen/ oder ob ſie
einen boͤſen Trunck kriegt hat. Das
iſt wahr/ wo ſie ihr Lebtage ſo unbe-
huͤlfflich bleibet/ ſo iſt ſie mir und keinem
Menſchen was nuͤtze.
Br. Was ſoll aber ich dabey thun?
Bl. Jch dachte/ wenn ihr etwan dahinter
kaͤmet/ was meine Tochter vor eine
Kranckheit haͤtte. Wenn das Maͤdel
nicht zu kindiſch waͤre/ ſo bildete ich mir/
Gott behuͤts und bewahrs/ gar was an-
ders ein. Aber ſeht/ der Narr iſt ver-
gangen Michael erſt 24. Jahr alt ge-
weſt: So muͤſſen wohl ſonſt boͤſe Leute
ſeyn uͤber ſie kommen.
Br. Tritt daher/ du ſolt deinen Abſchied ha-
ben. Der Compan muß auch gehoͤ-
ret werden.
Chriſt. Ja/ ich moͤchte mit meiner lieben
Noth auch gerne vorkommen.
Broſ. Wilt du das/ ſo halt dich ſelber nicht
auff.
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