Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.
sehen/ daß ich nur weiß/ an welchem Ende der Welt meine Seele das Füt- tergen unter ihrem Brustlatze finden soll? Bros. Tritt daher/ und thue/ was ich dir sa- gen werde/ so kan dir gerathen seyn. A- ber was hastu vor ein Anliegen? Sebast. Die Frage wird uns nicht angehen. Bros. Sie gehet alle insgesamt nicht an/ aber wohl dich insonderheit. Sebast. Wir bitten mit einer solchen Frage entschuldiget zu seyn. Br. Wer sich nicht will fragen lassen/ der mag ohne Antwort wiederum nach Hause gehen. Seb. Doch der Antwort halben sind wir herkommen. Bros. So mustu das Maul auffthun. Sebast. Eine Person unsers gleichen läßt sich nicht gerne Du heissen. Br. Und eine Person meines gleichen läßt sich nicht gerne aus einer Hoff-Compli- mente reformiren. Rede du mir/ oder meine Cameraden da sollen mit dir Brüderschafft machen. Seb. Mit Protestation, daß es ohne Abbruch meiner Ehre geschicht/ so will ich reden. Bros.
ſehen/ daß ich nur weiß/ an welchem Ende der Welt meine Seele das Fuͤt- tergen unter ihrem Bruſtlatze findẽ ſoll? Broſ. Tritt daher/ und thue/ was ich dir ſa- gen werde/ ſo kan dir gerathen ſeyn. A- ber was haſtu vor ein Anliegen? Sebaſt. Die Frage wird uns nicht angehẽ. Broſ. Sie gehet alle insgeſamt nicht an/ aber wohl dich inſonderheit. Sebaſt. Wir bitten mit einer ſolchen Frage entſchuldiget zu ſeyn. Br. Wer ſich nicht will fragen laſſen/ der mag ohne Antwort wiederum nach Hauſe gehen. Seb. Doch der Antwort halben ſind wir herkommen. Broſ. So muſtu das Maul auffthun. Sebaſt. Eine Perſon unſers gleichen laͤßt ſich nicht gerne Du heiſſen. Br. Und eine Perſon meines gleichen laͤßt ſich nicht gerne aus einer Hoff-Compli- mente reformiren. Rede du mir/ oder meine Cameraden da ſollen mit dir Bruͤderſchafft machen. Seb. Mit Proteſtation, daß es ohne Abbruch meiner Ehre geſchicht/ ſo will ich reden. Broſ.
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ſehen/ daß ich nur weiß/ an welchem
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tergen unter ihrem Bruſtlatze findẽ ſoll?
Broſ. Tritt daher/ und thue/ was ich dir ſa-
gen werde/ ſo kan dir gerathen ſeyn. A-
ber was haſtu vor ein Anliegen?
Sebaſt. Die Frage wird uns nicht angehẽ.
Broſ. Sie gehet alle insgeſamt nicht an/
aber wohl dich inſonderheit.
Sebaſt. Wir bitten mit einer ſolchen Frage
entſchuldiget zu ſeyn.
Br. Wer ſich nicht will fragen laſſen/ der
mag ohne Antwort wiederum nach
Hauſe gehen.
Seb. Doch der Antwort halben ſind wir
herkommen.
Broſ. So muſtu das Maul auffthun.
Sebaſt. Eine Perſon unſers gleichen laͤßt
ſich nicht gerne Du heiſſen.
Br. Und eine Perſon meines gleichen laͤßt
ſich nicht gerne aus einer Hoff-Compli-
mente reformiren. Rede du mir/ oder
meine Cameraden da ſollen mit dir
Bruͤderſchafft machen.
Seb. Mit Proteſtation, daß es ohne Abbruch
meiner Ehre geſchicht/ ſo will ich reden.
Broſ.
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