Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693. Ren. Jch weiß gar zu viel davon/ und das Hertze möchte mir bluten/ wenn ich daran gedencken soll. Laff. Ach daß Königliche Personen so un- danckbar seyn. Ren. Er sagte/ was so eine galante Prin- tzeßin mit dem alten unnützen Kerlen machen wolte. Laff. Ey das ist zu viel. Wenn ich ein Frauenzimmer wäre/ so wolte ich mir selbst einen Liebhaber von diesem vigo- reusen Alter wünschen. Ren. Jch halte auch/ wenn es zum Aus- gange kommen solte/ die Printzeßin würde in ihrer Vergnügung des Köni- ges selber spotten. Laff. Vielleicht muß der König seine neue Gemahlin unvergnügt lassen/ und also werden ihm zu Gefallen die sämtlichen Cavalliers die Mode zugleich annehmen sollen. Ren. Er sagte ferner/ seine Mittel wären eben so groß nicht/ daß er mit einer sol- chen Gemahlin den Staat ausführen könte. Laff. Der König muß willens seyn/ seine Güter
Ren. Jch weiß gar zu viel davon/ und das Hertze moͤchte mir bluten/ wenn ich daran gedencken ſoll. Laff. Ach daß Koͤnigliche Perſonen ſo un- danckbar ſeyn. Ren. Er ſagte/ was ſo eine galante Prin- tzeßin mit dem alten unnuͤtzen Kerlen machen wolte. Laff. Ey das iſt zu viel. Wenn ich ein Frauenzimmer waͤre/ ſo wolte ich mir ſelbſt einen Liebhaber von dieſem vigo- reuſen Alter wuͤnſchen. Ren. Jch halte auch/ wenn es zum Aus- gange kommen ſolte/ die Printzeßin wuͤrde in ihrer Vergnuͤgung des Koͤni- ges ſelber ſpotten. Laff. Vielleicht muß der Koͤnig ſeine neue Gemahlin unvergnuͤgt laſſen/ und alſo werden ihm zu Gefallen die ſaͤmtlichen Cavalliers die Mode zugleich annehmen ſollen. Ren. Er ſagte ferner/ ſeine Mittel waͤren eben ſo groß nicht/ daß er mit einer ſol- chen Gemahlin den Staat ausfuͤhren koͤnte. Laff. Der Koͤnig muß willens ſeyn/ ſeine Guͤter
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Ren. Jch weiß gar zu viel davon/ und das
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daran gedencken ſoll.
Laff. Ach daß Koͤnigliche Perſonen ſo un-
danckbar ſeyn.
Ren. Er ſagte/ was ſo eine galante Prin-
tzeßin mit dem alten unnuͤtzen Kerlen
machen wolte.
Laff. Ey das iſt zu viel. Wenn ich ein
Frauenzimmer waͤre/ ſo wolte ich mir
ſelbſt einen Liebhaber von dieſem vigo-
reuſen Alter wuͤnſchen.
Ren. Jch halte auch/ wenn es zum Aus-
gange kommen ſolte/ die Printzeßin
wuͤrde in ihrer Vergnuͤgung des Koͤni-
ges ſelber ſpotten.
Laff. Vielleicht muß der Koͤnig ſeine neue
Gemahlin unvergnuͤgt laſſen/ und alſo
werden ihm zu Gefallen die ſaͤmtlichen
Cavalliers die Mode zugleich annehmen
ſollen.
Ren. Er ſagte ferner/ ſeine Mittel waͤren
eben ſo groß nicht/ daß er mit einer ſol-
chen Gemahlin den Staat ausfuͤhren
koͤnte.
Laff. Der Koͤnig muß willens ſeyn/ ſeine
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/482>, abgerufen am 22.07.2024. |