Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.
heit unter guten Freunden? Ob ihr der Wand da was vertrauet oder mir/ so wird das Geheimniß einmahl so gut verwahret als das andere. Ferr. Es ist nicht ohne: Bey guten Freun- den ist alles gut auffgehoben. Aber wo man einen wunderlichen Herrn hat/ da muß man sich wol in acht neh- men. Pier. Und wo man was gesehen hat/ das dem Herrn selber leid ist/ so muß man sich doppelt in acht nehmen. Ren. Ach sagt nur nichts davon: Der Herr Marschall ist mein Vertrauter: Bey gelegener Zeit wird er mirs selbst offenbahren. Kommt/ halt mich nur nicht auff/ und last mich wissen/ was den lieben Herrn so über die massen ungedultig gemacht hat. Ferr. Bruder/ ob wirs wagen dürffen? Pier. Der liebe Mensch wird unser Un- glück nicht begehren: Wir wollens immer sagen. Ren. Da thut ihr recht daran/ ihr solt es in der That erfahren/ daß im gantzen Kö-
heit unter guten Freunden? Ob ihr der Wand da was vertrauet oder mir/ ſo wird das Geheimniß einmahl ſo gut verwahret als das andere. Ferr. Es iſt nicht ohne: Bey guten Freun- den iſt alles gut auffgehoben. Aber wo man einen wunderlichen Herrn hat/ da muß man ſich wol in acht neh- men. Pier. Und wo man was geſehen hat/ das dem Herrn ſelber leid iſt/ ſo muß man ſich doppelt in acht nehmen. Ren. Ach ſagt nur nichts davon: Der Herr Marſchall iſt mein Vertrauter: Bey gelegener Zeit wird er mirs ſelbſt offenbahren. Kommt/ halt mich nur nicht auff/ und laſt mich wiſſen/ was den lieben Herrn ſo uͤber die maſſen ungedultig gemacht hat. Ferr. Bruder/ ob wirs wagen duͤrffen? Pier. Der liebe Menſch wird unſer Un- gluͤck nicht begehren: Wir wollens immer ſagen. Ren. Da thut ihr recht daran/ ihr ſolt es in der That erfahren/ daß im gantzen Koͤ-
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heit unter guten Freunden? Ob ihr
der Wand da was vertrauet oder mir/
ſo wird das Geheimniß einmahl ſo gut
verwahret als das andere.
Ferr. Es iſt nicht ohne: Bey guten Freun-
den iſt alles gut auffgehoben. Aber
wo man einen wunderlichen Herrn
hat/ da muß man ſich wol in acht neh-
men.
Pier. Und wo man was geſehen hat/ das
dem Herrn ſelber leid iſt/ ſo muß man
ſich doppelt in acht nehmen.
Ren. Ach ſagt nur nichts davon: Der
Herr Marſchall iſt mein Vertrauter:
Bey gelegener Zeit wird er mirs ſelbſt
offenbahren. Kommt/ halt mich nur
nicht auff/ und laſt mich wiſſen/ was
den lieben Herrn ſo uͤber die maſſen
ungedultig gemacht hat.
Ferr. Bruder/ ob wirs wagen duͤrffen?
Pier. Der liebe Menſch wird unſer Un-
gluͤck nicht begehren: Wir wollens
immer ſagen.
Ren. Da thut ihr recht daran/ ihr ſolt es
in der That erfahren/ daß im gantzen
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