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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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Charl. Und unser Glücke wird darinn be-
stehen/ daß so eine hohe Person mit uns
zu schertzen beliebet.
Louyse. Zum wenigsten wird das Glücke
unser seyn/ weil wir uns als demüthige
Dienerinnen erweisen können.
Soiss. Die Worte müssen anders wohin
gesparet werden. Jch liebe die War-
heit und die Auffrichtigkeit am meisten/
wenn ich ein Frauenzimmer bedienen
soll.
Charl. Jch bedancke mich wegen der
Warheit.
Louys. Und ich wegen der Auffrichtig-
keit.
Soiss. Und ich wegen der höhnischen An-
nehmligkeit. Doch wo haben sie sich
auffgehalten/ daß sie von aller Gesell-
schafft verlassen sind?
Charl. Wenn eine Jungfer unsers glei-
chen 17. Jahr alt wird/ so wird die Ge-
sellschafft allgemach ihrer überdrüßig.
Louys. Und wenn eine Jungfer meiner
Condition in das Closter gedenckt/ so
wird sie durch ihre eigene inclination
von der Gesellschafft abgezogen.

Soiss.
Charl. Und unſer Gluͤcke wird darinn be-
ſtehen/ daß ſo eine hohe Perſon mit uns
zu ſchertzen beliebet.
Louyſe. Zum wenigſten wird das Gluͤcke
unſer ſeyn/ weil wir uns als demuͤthige
Dienerinnen erweiſen koͤnnen.
Soiſs. Die Worte muͤſſen anders wohin
geſparet werden. Jch liebe die War-
heit und die Auffrichtigkeit am meiſten/
wenn ich ein Frauenzimmer bedienen
ſoll.
Charl. Jch bedancke mich wegen der
Warheit.
Louyſ. Und ich wegen der Auffrichtig-
keit.
Soiſs. Und ich wegen der hoͤhniſchen An-
nehmligkeit. Doch wo haben ſie ſich
auffgehalten/ daß ſie von aller Geſell-
ſchafft verlaſſen ſind?
Charl. Wenn eine Jungfer unſers glei-
chen 17. Jahr alt wird/ ſo wird die Ge-
ſellſchafft allgemach ihrer uͤberdruͤßig.
Louyſ. Und wenn eine Jungfer meiner
Condition in das Cloſter gedenckt/ ſo
wird ſie durch ihre eigene inclination
von der Geſellſchafft abgezogen.

Soiſs.
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[299/0465] Charl. Und unſer Gluͤcke wird darinn be- ſtehen/ daß ſo eine hohe Perſon mit uns zu ſchertzen beliebet. Louyſe. Zum wenigſten wird das Gluͤcke unſer ſeyn/ weil wir uns als demuͤthige Dienerinnen erweiſen koͤnnen. Soiſs. Die Worte muͤſſen anders wohin geſparet werden. Jch liebe die War- heit und die Auffrichtigkeit am meiſten/ wenn ich ein Frauenzimmer bedienen ſoll. Charl. Jch bedancke mich wegen der Warheit. Louyſ. Und ich wegen der Auffrichtig- keit. Soiſs. Und ich wegen der hoͤhniſchen An- nehmligkeit. Doch wo haben ſie ſich auffgehalten/ daß ſie von aller Geſell- ſchafft verlaſſen ſind? Charl. Wenn eine Jungfer unſers glei- chen 17. Jahr alt wird/ ſo wird die Ge- ſellſchafft allgemach ihrer uͤberdruͤßig. Louyſ. Und wenn eine Jungfer meiner Condition in das Cloſter gedenckt/ ſo wird ſie durch ihre eigene inclination von der Geſellſchafft abgezogen. Soiſs.

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/465>, abgerufen am 21.11.2024.