Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

Bild:
<< vorherige Seite
gedencket nur/ wie mir der Schlaff ist
gesegnet worden. Früh Morgens
reisete der Königin Bruder/ da muste
ich als ein geheimer Secretarius mit
meiner finsteren Laterne auffwarten.
Jch glaube aber nicht/ daß sie das Thor
recht hinter ihm zugemacht hatten/ so
kam die Post/ König Joram wäre vor
dem Thore/ und wie die Königin geden-
cket/ sie wird ihr liebes Hertzgen alleine
kriegen/ so kömmt der König von Je-
rusalem auch mit geschlendert/ und
hatte mir die Königin bald zugemu-
thet/ ich solte etlichen Kerlen von Je-
rusalem die Stube auskehren. Und
das war noch nicht genug: Jch solte
auch ein neu Amt bey dem Könige
kriegen. Denn der liebe Herr ist im Krie-
ge gar schlecht ankommen/ und es müs-
sen grobe Flegel auff jener Seite gewe-
sen seyn/ daß sie ihm den Kopff und
den Rücken so jämmerlich zugerichtet
haben. Da nun der Barbier sein
Wefen hatte/ so muste ich das bluti-
ge Wasser und den andern Unflath
hinaus tragen/ mit der Versicherung/
ich
M 2
gedencket nur/ wie mir der Schlaff iſt
geſegnet worden. Fruͤh Morgens
reiſete der Koͤnigin Bruder/ da muſte
ich als ein geheimer Secretarius mit
meiner finſteren Laterne auffwarten.
Jch glaube aber nicht/ daß ſie das Thor
recht hinter ihm zugemacht hatten/ ſo
kam die Poſt/ Koͤnig Joram waͤre vor
dem Thore/ und wie die Koͤnigin geden-
cket/ ſie wird ihr liebes Hertzgen alleine
kriegen/ ſo koͤmmt der Koͤnig von Je-
ruſalem auch mit geſchlendert/ und
hatte mir die Koͤnigin bald zugemu-
thet/ ich ſolte etlichen Kerlen von Je-
ruſalem die Stube auskehren. Und
das war noch nicht genug: Jch ſolte
auch ein neu Amt bey dem Koͤnige
kriegen. Deñ der liebe Herr iſt im Krie-
ge gar ſchlecht ankommen/ und es muͤſ-
ſen grobe Flegel auff jener Seite gewe-
ſen ſeyn/ daß ſie ihm den Kopff und
den Ruͤcken ſo jaͤmmerlich zugerichtet
haben. Da nun der Barbier ſein
Wefen hatte/ ſo muſte ich das bluti-
ge Waſſer und den andern Unflath
hinaus tragen/ mit der Verſicherung/
ich
M 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#HOS">
            <p><pb facs="#f0431" n="267"/>
gedencket nur/ wie mir der Schlaff i&#x017F;t<lb/>
ge&#x017F;egnet worden. Fru&#x0364;h Morgens<lb/>
rei&#x017F;ete der Ko&#x0364;nigin Bruder/ da mu&#x017F;te<lb/>
ich als ein geheimer <hi rendition="#aq">Secretarius</hi> mit<lb/>
meiner fin&#x017F;teren Laterne auffwarten.<lb/>
Jch glaube aber nicht/ daß &#x017F;ie das Thor<lb/>
recht hinter ihm zugemacht hatten/ &#x017F;o<lb/>
kam die Po&#x017F;t/ Ko&#x0364;nig Joram wa&#x0364;re vor<lb/>
dem Thore/ und wie die Ko&#x0364;nigin geden-<lb/>
cket/ &#x017F;ie wird ihr liebes Hertzgen alleine<lb/>
kriegen/ &#x017F;o ko&#x0364;mmt der Ko&#x0364;nig von Je-<lb/>
ru&#x017F;alem auch mit ge&#x017F;chlendert/ und<lb/>
hatte mir die Ko&#x0364;nigin bald zugemu-<lb/>
thet/ ich &#x017F;olte etlichen Kerlen von Je-<lb/>
ru&#x017F;alem die Stube auskehren. Und<lb/>
das war noch nicht genug: Jch &#x017F;olte<lb/>
auch ein neu Amt bey dem Ko&#x0364;nige<lb/>
kriegen. Den&#x0303; der liebe Herr i&#x017F;t im Krie-<lb/>
ge gar &#x017F;chlecht ankommen/ und es mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en grobe Flegel auff jener Seite gewe-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;eyn/ daß &#x017F;ie ihm den Kopff und<lb/>
den Ru&#x0364;cken &#x017F;o ja&#x0364;mmerlich zugerichtet<lb/>
haben. Da nun der Barbier &#x017F;ein<lb/>
Wefen hatte/ &#x017F;o mu&#x017F;te ich das bluti-<lb/>
ge Wa&#x017F;&#x017F;er und den andern Unflath<lb/>
hinaus tragen/ mit der Ver&#x017F;icherung/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ich</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[267/0431] gedencket nur/ wie mir der Schlaff iſt geſegnet worden. Fruͤh Morgens reiſete der Koͤnigin Bruder/ da muſte ich als ein geheimer Secretarius mit meiner finſteren Laterne auffwarten. Jch glaube aber nicht/ daß ſie das Thor recht hinter ihm zugemacht hatten/ ſo kam die Poſt/ Koͤnig Joram waͤre vor dem Thore/ und wie die Koͤnigin geden- cket/ ſie wird ihr liebes Hertzgen alleine kriegen/ ſo koͤmmt der Koͤnig von Je- ruſalem auch mit geſchlendert/ und hatte mir die Koͤnigin bald zugemu- thet/ ich ſolte etlichen Kerlen von Je- ruſalem die Stube auskehren. Und das war noch nicht genug: Jch ſolte auch ein neu Amt bey dem Koͤnige kriegen. Deñ der liebe Herr iſt im Krie- ge gar ſchlecht ankommen/ und es muͤſ- ſen grobe Flegel auff jener Seite gewe- ſen ſeyn/ daß ſie ihm den Kopff und den Ruͤcken ſo jaͤmmerlich zugerichtet haben. Da nun der Barbier ſein Wefen hatte/ ſo muſte ich das bluti- ge Waſſer und den andern Unflath hinaus tragen/ mit der Verſicherung/ ich M 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/431
Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/431>, abgerufen am 02.07.2024.