Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693. Jsab. Und was besorgen sie/ liebstes Hertz? Ah. Haben sie mit ihrer List nichts darbey gethan? Jsab. (Küsset ihn.) Ach meine Seele/ worzu dienet dieser Gewissens-Scru- pel? Hat iemand was gethan/ der mags verantworten/ genug/ daß der Weinberg in unsern Händen ist. Ah. Zu geschehenen Sachen muß das be- ste geredt werden. Jsab. Oder wollen Eu. Liebden die War- heit von andern Leuten erfahren; So können etliche von den Eltesten herein gelassen werden. Ah. Sie mögen herein kommen/ wir wol- len sie gnädigst hören. Jsab. Unterdessen werde ich dem Herrn Abgesandten ein Brieffgen nach Si- don recommendiren. Komm du glück- seliger Dieb meines Hertzens. (Sie führet ihn hinter des Königes Rü- cken ab.) Ah. Wie weit erstrecket sich doch Wei- bes-List/ und wie glückselig ist uns der Weinberg in die Hände gespielet? Wir haben nichts darbey gethan/ und also J 5
Jſab. Und was beſorgen ſie/ liebſtes Hertz? Ah. Haben ſie mit ihrer Liſt nichts darbey gethan? Jſab. (Kuͤſſet ihn.) Ach meine Seele/ worzu dienet dieſer Gewiſſens-Scru- pel? Hat iemand was gethan/ der mags verantworten/ genug/ daß der Weinberg in unſern Haͤnden iſt. Ah. Zu geſchehenen Sachen muß das be- ſte geredt werden. Jſab. Oder wollen Eu. Liebden die War- heit von andern Leuten erfahren; So koͤnnen etliche von den Elteſten herein gelaſſen werden. Ah. Sie moͤgen herein kommen/ wir wol- len ſie gnaͤdigſt hoͤren. Jſab. Unterdeſſen werde ich dem Herrn Abgeſandten ein Brieffgen nach Si- don recommendiren. Komm du gluͤck- ſeliger Dieb meines Hertzens. (Sie fuͤhret ihn hinter des Koͤniges Ruͤ- cken ab.) Ah. Wie weit erſtrecket ſich doch Wei- bes-Liſt/ und wie gluͤckſelig iſt uns der Weinberg in die Haͤnde geſpielet? Wir haben nichts darbey gethan/ und alſo J 5
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Jſab. Und was beſorgen ſie/ liebſtes Hertz?
Ah. Haben ſie mit ihrer Liſt nichts darbey
gethan?
Jſab. (Kuͤſſet ihn.) Ach meine Seele/
worzu dienet dieſer Gewiſſens-Scru-
pel? Hat iemand was gethan/ der
mags verantworten/ genug/ daß der
Weinberg in unſern Haͤnden iſt.
Ah. Zu geſchehenen Sachen muß das be-
ſte geredt werden.
Jſab. Oder wollen Eu. Liebden die War-
heit von andern Leuten erfahren; So
koͤnnen etliche von den Elteſten herein
gelaſſen werden.
Ah. Sie moͤgen herein kommen/ wir wol-
len ſie gnaͤdigſt hoͤren.
Jſab. Unterdeſſen werde ich dem Herrn
Abgeſandten ein Brieffgen nach Si-
don recommendiren. Komm du gluͤck-
ſeliger Dieb meines Hertzens. (Sie
fuͤhret ihn hinter des Koͤniges Ruͤ-
cken ab.)
Ah. Wie weit erſtrecket ſich doch Wei-
bes-Liſt/ und wie gluͤckſelig iſt uns der
Weinberg in die Haͤnde geſpielet?
Wir haben nichts darbey gethan/ und
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Zitationshilfe: | Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/365>, abgerufen am 22.07.2024. |