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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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XXVII.

Am allermeisten hat
man die Klugheit eines jedweden
Redners in specie zu rühmen/ wenn
er seine Mine zwar nach andern
Leuten einrichtet/ und absonderlich
der eingeführten Gewonheit nach-
gehet; Gleichwol aber sich selber
so weit erkennen lernet/ ob er sich sei-
ner Leibes Disposition nach einer
hefftigen oder einer sachten Bewe-
gung bedienen solle. Denn einer-
ley stehet allen nicht an. Mancher
hat etwas bewegliches/ wenn er die
Hand wol zu gebrauchen weiß: Ei-
nem andern stehts besser an/ wenn
er die Hände ruhen läst. Jn Sum-
ma/ wir müssen uns über die Weiß-
heit des Schöpffers verwundern/
daß er bey den Menschen/ und bey
diesem eintzigen Geschlechte so viel
tausenderley Wechsel vorstellen kan.
Kein Mensch führet so eine Spra-
che/ und so einen accent wie der an-

dere:
XXVII.

Am allermeiſten hat
man die Klugheit eines jedweden
Redneꝛs in ſpecie zu ruͤhmen/ wenn
er ſeine Mine zwar nach andern
Leuten einrichtet/ und abſonderlich
der eingefuͤhrten Gewonheit nach-
gehet; Gleichwol aber ſich ſelber
ſo weit erkennen lernet/ ob er ſich ſei-
ner Leibes Diſpoſition nach einer
hefftigen oder einer ſachten Bewe-
gung bedienen ſolle. Denn einer-
ley ſtehet allen nicht an. Mancheꝛ
hat etwas bewegliches/ wenn er die
Hand wol zu gebꝛauchen weiß: Ei-
nem andern ſtehts beſſer an/ wenn
er die Haͤnde ruhen laͤſt. Jn Sum-
ma/ wir muͤſſen uns uͤber die Weiß-
heit des Schoͤpffers verwundern/
daß er bey den Menſchen/ und bey
dieſem eintzigen Geſchlechte ſo viel
tauſenderley Wechſel vorſtellen kan.
Kein Menſch fuͤhret ſo eine Spra-
che/ und ſo einen accent wie der an-

dere:
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[0032] XXVII. Am allermeiſten hat man die Klugheit eines jedweden Redneꝛs in ſpecie zu ruͤhmen/ wenn er ſeine Mine zwar nach andern Leuten einrichtet/ und abſonderlich der eingefuͤhrten Gewonheit nach- gehet; Gleichwol aber ſich ſelber ſo weit erkennen lernet/ ob er ſich ſei- ner Leibes Diſpoſition nach einer hefftigen oder einer ſachten Bewe- gung bedienen ſolle. Denn einer- ley ſtehet allen nicht an. Mancheꝛ hat etwas bewegliches/ wenn er die Hand wol zu gebꝛauchen weiß: Ei- nem andern ſtehts beſſer an/ wenn er die Haͤnde ruhen laͤſt. Jn Sum- ma/ wir muͤſſen uns uͤber die Weiß- heit des Schoͤpffers verwundern/ daß er bey den Menſchen/ und bey dieſem eintzigen Geſchlechte ſo viel tauſenderley Wechſel vorſtellen kan. Kein Menſch fuͤhret ſo eine Spra- che/ und ſo einen accent wie der an- dere:

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/32>, abgerufen am 21.11.2024.