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Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693.

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Abd. Und diese Ungedult verursachet/ daß
man desto länger warten muß. Ach
dessentwegen wäre das Land Jsrael mit
den Baals-Pfaffen nicht verschonet
blieben/ wenn sie gleich nicht mit ihren
heiligen Kleidern wären bezeichnet
worden.
Jsab. Wer den heiligen Göttern dienet/
der wird sein heiliges Amt durch kein
unheiliges Kleid verleugnen.
Abd. Wie aber/ wenn das Kleid an dem
heiligen Dienste wäre hinderlich ge-
wesen? Ach hätte man die Baals-
Pfaffen in Politische Kleider gesteckt/
so wären sie bey Hoffe als Königliche
Bedienten/ oder als frembde Volun-
tairs
mit durchgelauffen; Unterdessen
hätte ihre annehmliche Freundligkeit
die Religion dermassen recommendi-
ren können/ daß man hernach keine
furchtsame superstition bey ungewöhn-
lichen Kleidern geschöpffet hätte. Doch
die Zeit ist nicht/ daß wir das Ver-
gangene beklagen/ sondern da wir das
Künfftige berathen sollen.
Jsab. Und eben die Unmögligkeit wegen des
Zu-
Abd. Und dieſe Ungedult verurſachet/ daß
man deſto laͤnger warten muß. Ach
deſſentwegen waͤre das Land Jſrael mit
den Baals-Pfaffen nicht verſchonet
blieben/ wenn ſie gleich nicht mit ihren
heiligen Kleidern waͤren bezeichnet
worden.
Jſab. Wer den heiligen Goͤttern dienet/
der wird ſein heiliges Amt durch kein
unheiliges Kleid verleugnen.
Abd. Wie aber/ wenn das Kleid an dem
heiligen Dienſte waͤre hinderlich ge-
weſen? Ach haͤtte man die Baals-
Pfaffen in Politiſche Kleider geſteckt/
ſo waͤren ſie bey Hoffe als Koͤnigliche
Bedienten/ oder als frembde Volun-
tairs
mit durchgelauffen; Unterdeſſen
haͤtte ihre annehmliche Freundligkeit
die Religion dermaſſen recommendi-
ren koͤnnen/ daß man hernach keine
furchtſame ſuperſtition bey ungewoͤhn-
lichen Kleidern geſchoͤpffet haͤtte. Doch
die Zeit iſt nicht/ daß wir das Ver-
gangene beklagen/ ſondern da wir das
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[10/0174] Abd. Und dieſe Ungedult verurſachet/ daß man deſto laͤnger warten muß. Ach deſſentwegen waͤre das Land Jſrael mit den Baals-Pfaffen nicht verſchonet blieben/ wenn ſie gleich nicht mit ihren heiligen Kleidern waͤren bezeichnet worden. Jſab. Wer den heiligen Goͤttern dienet/ der wird ſein heiliges Amt durch kein unheiliges Kleid verleugnen. Abd. Wie aber/ wenn das Kleid an dem heiligen Dienſte waͤre hinderlich ge- weſen? Ach haͤtte man die Baals- Pfaffen in Politiſche Kleider geſteckt/ ſo waͤren ſie bey Hoffe als Koͤnigliche Bedienten/ oder als frembde Volun- tairs mit durchgelauffen; Unterdeſſen haͤtte ihre annehmliche Freundligkeit die Religion dermaſſen recommendi- ren koͤnnen/ daß man hernach keine furchtſame ſuperſtition bey ungewoͤhn- lichen Kleidern geſchoͤpffet haͤtte. Doch die Zeit iſt nicht/ daß wir das Ver- gangene beklagen/ ſondern da wir das Kuͤnfftige berathen ſollen. Jſab. Und eben die Unmoͤgligkeit wegen des Zu-

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Der freymüthige und höfliche Redner. Leipzig, 1693, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_redner_1693/174>, abgerufen am 25.11.2024.